J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
veränderung der Krone nach ihrem Ahheben vom Sarg getroffen sind: Plazierung auf<br />
einem extra dazu vorbereiteten Tisch unter Beaufsichtigung militärischer Wachen verdeutlicht<br />
die besondere Bedeutung, die diesem Würdezeichen beigemessen wurde. Da eine<br />
derartige Insignie im Trauerzeremoniell erstmals für Philippine Charlotte erwähnt wird,<br />
scheinen mir einige grundsätzliche Überlegungen dazu angebracht. In den schon genannten<br />
Rechnungsbelcgen des Hofmarschallamtes über die Bestattungskosten findet sich u. a.<br />
die Abrechnung eines Juweliers Meyer, derzufolge er seine Arheit an der Krone (Garnierung<br />
und Auslagen) mit 66 Rtl16 ggr veranschlagte 99 ). Da diese Angabe die einzige ist, die<br />
in den Schriftstücken des Trauerzeremoniells außer der Wortnennung auch auf den Gegenstand<br />
selbst eingeht, läßt sich ihr kein eindeutiger Tatbestand entnehmen, aus dem heraus<br />
man sicher entscheiden könnte, ob es sich bei dieser könig\. Krone etwa um eine Erstanschaffung<br />
handelte oder lediglich um eine schon - in welcher Form auch immer - existierende<br />
Pretiose, die zum Leichenbegängnis der Philippine Charlotte "garniert" wurde.<br />
Berücksichtigt man freilich die nicht gerade üppige Summe Geldes, die für die könig\.<br />
Krone aufgewandt worden ist, wird man sich kaum einen ausgesprochen wertvollen und<br />
kostharen Schmuckgegenstand darunter vorstellen dürfen. Um einen solchen handelte es<br />
sich dagegen hei der reich mit Brillanten und Perlen verzierten Krone, die im Trauerzeremoniell<br />
für die 1784 verstorbene Markgräfin Friederike Luise v. Brandenburg-Ansbacheine<br />
Schwester der Herzogin Philippine Charlotte - Verwendung fand 1(0 ). Andererseits<br />
stellt die Nennung einer könig\. Krone im Trauerreglement von 1801 ein wirkliches Novum<br />
dar, denn für die 1762 verstorhene ehemalige regierende Herzogin Antoinette Amalie vermerkte<br />
der Kirchenhucheintrag lO1 ) als Rangabzeichen ihrer fürstlichen Stellung eben<br />
"nur" den Fürstenhut! Ich möchte daher mit der gebotenen Vorsicht meinen, daß die hier<br />
genannte könig\. Krone tatsächlich erst und speziell als "Toten krone" für Philippine Charlotte<br />
angefertigt worden ist, in wenig aufwendiger materieller Gestaltung, sie aber ungeachtet<br />
dieser ihrer "Billigkeit" in den offiziellen Trauerhandlungen als vollgültiges Würdezeichen<br />
angesehen und mit entsprechender Aufmerksamkeit und Ehrerbietung beachtet<br />
und behandelt wurde. Inwieweit nun die Krone für das Trauerzeremoniell der Herzogin<br />
Philippine Charlotte möglicherweise die formale Gestaltung der preußischen Königskrone<br />
nachahmte - wie eine solche hlecherne, aus Draht und bunten Glassteinen bestehende<br />
99) s. Anm. 93.<br />
Hk') Dem Ltd. Archivdirektor i. R. des Bayrischen Staatsarchives Nürnberg Herrn Dr. G.<br />
Schuhmann sage ieh hier noch einmal meinen verbindlichsten Dank für die mir so bereitwillig erteilten<br />
Auskünfte hinsichtlich der im Trauerzeremoniell für die Markgräfin Friederike Luise v. Brandenburg<br />
Ansbach 1784 erwähnten königlichen Krone. In einem Brief vom 15. 11. 1985 teilte mir Herr Dr.<br />
Schuhmann mit, daß auch beim Leichenkondukt der Markgräfin - sie starb in ihrem Schloß in Unterschwaningen<br />
- die Krone eine wichtige Rolle spielte. Der Oberschenk v. Fizgerald brachte die Krone<br />
in einer Chaise vom Anshacher Schloß dem aus Unterschwaningen kommenden Leichenzug entgegen.<br />
Die Krone wurde sodann mit den Orden (Dr. Schuhmann denkt dabei an den Schwarzen und Roten<br />
Adlerorden) auf den Sarg gelegt. Auch während der kirchlichen Beisetzungsfeier lag die Krone mit<br />
ihrer Unterlage (einem roten Samtkissen mit goldenem Tressenbesatz) - genau wie in <strong>Braunschweig</strong><br />
also - auf dem Sarg und wurde nach der kirchlichen Feier wieder vom Sarg abgehohen und ins Schloß<br />
zurückgebracht. - Die Krone war reich mit Brillanten und Perlen besetzt.<br />
10') 7 Kb Nr. 84 B, 1762, suh 6. März<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
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