J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Ebenso bedeutend wie die Summe der Kapitalien war auch der Anteil an Silberobjekten,<br />
der dem regierenden Herzog von seiner Mutter vermacht worden war, nämlich das<br />
gesamte Silberzeug sowie - mit einer Ausnahme - das vergoldete Silber; wobei von allen<br />
sonst ungenannt gebliebenen Edelmetallgegenständen einzig ein komplettes silbernes<br />
Tafelsevice aufgeführt wird, das nach dem Wunsch der alten Herzogin als Fideikommiß im<br />
Familienbesitz bleiben soll. Dieses Service muß von so bedeutendem Wert gewesen sein,<br />
daß es Philippine Charlotte als unveräußerliches Gut dem festen Schatzbestand des Fürstenhauses<br />
für alle künftigen Zeiten sichern wollte. Welch anderes Tafelservice aber käme<br />
da für eine Fideikommißbestimmung besser in Frage, als das ihr von ihrem Bruder Friedrich<br />
d. Großen testamentarisch vererbte Silbersevice aus Potsdam!<br />
Denn daß dieses Potsdamer Silberservice tatsächlich von großem Wert gewesen ist,<br />
können wir seiner Erwähnung schon im ersten Privattestament des Königs von 1752 17 ) entnehmen,<br />
in dem Friedrich das Service seiner damals noch lebenden Mutter, der verwitweten<br />
Königin Sophie DOTOthea, bestimmt hatte, der er sicherlich keine Objekte minderer<br />
Qualität vermacht haben würde. Damit ist auch der Terminus antequem, nämlich das Jahr<br />
1752, für die Entstehung des Services gegeben. Als anschauliches Beispiel für das Potsdamer<br />
Silberservice der Herzogin kann ich - mit der großzügig gewährten Erlaubnis S. K. H.<br />
Dr. Louis Ferdinand Prinz v. Preußen, dem ich an dieser Stelle noch einmal meinen Dank<br />
aussprechen möchte - eine Abbildung (Abb. 2) von einer silbernen Deckelschale vorlegen,<br />
die sich heute zusammen mit anderen dazu gehörenden Serviceteilen in der Schatzkammer<br />
auf Burg Hohenzollern befindet und auch aus Potsdam stammen soI1'8). Die feine plastische<br />
Dekoration des Deckels stellt eine kunstvoll gestaltete Weinlaubranke mit daranhängenden<br />
Trauben dar, eben jenes damals wohl beliebte Ornamentmotiv , das auch die Teile<br />
des von Friedrich an seine Schwester vererbten Potsdamer Silberservices aufwiesen! Im<br />
Tcstamentstext ist als einziger erläuternder Zusatz zu diesem Service das Wort "complct"<br />
vermerkt, demzufolge das Tafelgeschirr also vollständig gewesen ist. Wie vielteilig und<br />
typenreich ein derartiges Tafelservice ausgestattet sein konnte, zeigt das vollständig erhaltene<br />
silberne Tafelgeschirr des Hildesheimer Fürstbischofs Friedrich Wilhelm v. Westphalen,<br />
das dieser für repräsentative Zwecke 1763 in Augsburg ankaufte 19 ). Zum Kern dieses<br />
Services gehörten neben 12 Dutzend Tellern, 48 Platten verschiedener Form und Größe<br />
und 14 Schüsseln, auch 6 Saucieren, 6 Terrinen, 3 Tafelaufsätze sowie eine größere Anzahl<br />
von Bestecken. Aus ähnlicher Formzusammensctzung und in ähnlicher Größenordnung<br />
dürfte auch das Potsdamer im Weinlaubdekor gearbeitete Silberscrvice der Herzogin -<br />
noch dazu aus ursprünglich königlichem Besitz - bestanden haben. Was sonst noch alles zu<br />
dem von Philippine Charlotte hinterlassenen summarisch bezeichneten "Silberzeug" und<br />
dem vergoldeten Silber gehörte, bleibt der eigenen Vorstellung vorbehalten, da diesbczüg-<br />
17) s. Anm. 4.<br />
IR) Vom Goldschmied Lieberkühn in Berlin um 1740 geschaffen. wie mir der Generalhevollmächtigte<br />
S. K. H. des Prinzen Louis Ferdinand v. Preußen, Herr loh F. von Strantz auf meine Anfrage<br />
freundlich mitteilte. Nach seinen Angahen stammen diese Serviceteile auf Burg Hohenzollern<br />
aus Depotheständcn und sind früher wohl auch in Potsdam gewesen.<br />
19) Das Hildesheimer Tafelservice. M,eisterwerke der Augshurger Goldschmiedekunst. Katalog<br />
der Ausstellung im Maximilianmuseum Augshurg. 23. März - 21. Juli 1985.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
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