J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Paulo, einem iglichen, Ein tausent Taler zu einem Praelegat oder voraus. Und haben solches<br />
Praelegats und voraus meine andere Kinder dest weniger sich zu beschweren, weil sie<br />
auch ein redlichs voraus bekommen, und sie dennoch weit uher die legittimam, das ist uber<br />
Ihrcs naturliches gepurendes anteil in gemeinem Erbteil semptlich zu wilen bekommen<br />
wcrden 29 ).<br />
So ist mir auch von Fursten und Herren fast ein mehrers namhafftig zu dem ende vereheret<br />
und gegeben worden, das es meinen sohnen ad studia solt zu gewendet werden.<br />
Darumb ich auch offt willens gewesen, solch geld an lehen gutter anzulegen, die doch sonst<br />
one das den söhnen allein zugekommen wehren, und solch Praelegat sollen sie, meine<br />
söhne, also voraus haben. Das wo Ihr einer mit todt abgienge, ehe er sich verheirattet oder<br />
in eine Haushaltung korne, die Helffte des PraeIcgats auff den andern sohn, die andere<br />
Helffte auff die andere geschwestern fallen solle. Von dem gemelten Praelegat sollen meine<br />
Söhne Martinus und Paulus die jherliche Zinse oder abnutzung zu ihren studiis nemen und<br />
gebrauchen. Aher die Summam entweder gantz oder etwas davon auffzunemen, soll in<br />
ihrer macht nicht stehen in Ihrer jugent, dan junge leutte brauchen in geldtsachen nicht<br />
gepurliehe vorsichtigkeith, und wen sie darnach zu einem ehrenstande kommen, wird<br />
Ihnen das wol nutze, wen sie etwas haben.<br />
00 aber in annis studii die notturfft oder merckliche gelegenheit und beforderung Ihr<br />
studiorum erfordern wurde, das die summa des Praelegats solte angegriffen werden, so soll<br />
es gescheen mit radt und vorwisscn der verordentcn vormunder.<br />
Zum sechsten, was meiner freundlichen lieben Hausfrawen 30 ) Kleider, Zierat und<br />
Kleinodia anlanget, die söllen meine töchter semptlich allein haben und dieselbige freundlich<br />
unter sich teilen. Desgleichen auch was anlanget meine bücher und Kleider, Item<br />
meine ringe und Clenodia, als die beide Pittschier ringe 3l ), einen denckring, zween uberguldete<br />
elends ringe 32 ) und die beide grosse ringe, so meines Schwehers L. Jegers 33 ) gewesen,<br />
einer mit einem blawen steine, der ander mit einem grunen. Desgleichen aueh die<br />
furstliehe Contrafect, die sie nicht gerne sehen, das sie von weibs bildern getragen werden,<br />
als des Hern Christi Contrafect, Her H. Frantzen 34 ), H. Wilhelm von L.35), H. Hans Wil-<br />
85.<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
29) Die Bevorzugung der Söhne vor den Töchtern war trotzdem Rechtsusus; vgl. Pi per, a. a. 0.,<br />
30) Anna Jäger (1533-1603), Tochter des Arnstädter Juristen u. Rates Hermann Jäger, heiratete<br />
M. Chemnitz i.J. 1555. Aus der Ehe gingen 3 Söhne u. 7 Töchter hervor; 4 Kinder verstarben früh.<br />
Vgl. auch Exeqviae Chemnitianae, Leichenrede auf Anna Chemnitz v. M. Joh. Ka u fmann, <strong>Braunschweig</strong><br />
1603, BI. Ciijff.<br />
31) Siegelring.<br />
32) Amulettring, gefertigt aus einem Stück Elends(Elchs)klaue, welcher man Heilkraft gegen<br />
Epilepsie zuschrieb; (vgl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 2, 777-780; Grimmsches<br />
Wörterbuch 3, 413).<br />
33) Offenbar verstorbener Rruder seiner Frau und des in Anm. 42 Genannten.<br />
34) Vielleicht Herzog Franz Otto v. Lünehurg·Celle, Sohn Ernst d. Bekenners, regierte 1546-<br />
1559.<br />
35) Herzog Wilhelm d. J. von Lünehurg-Celle, Bruder Franz Ottos, regierte nach dessen Tod<br />
1559-1592. Mit ihm stand Chemnitz in stetem Kontakt als kirchenpolitischer Berater. 1576 stellte er<br />
das Corpus Doctrinae Wilhelminum für das ganze Fürstentum zusammen.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
129