J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
der sie der <strong>Bibliothek</strong> der Krakauer Artistenfakultät vermachte. 3!) Vermutlich schon vor<br />
1493 ist das geschehen, denn zu dieser Zeit erhielt die Handschrift ihre heutige Gestalt, es<br />
wurden zu Anfang die Blätter eins bis vier und am Ende 104 bis 108 hinzugefügt, die in einer<br />
jüngeren Kursiva geschrieben sind 32 ), danach muß das Buch gebunden worden sein. Das<br />
Dekor des Einbandes, z. B. Rautenranken im Mittelfeld des Buchdeckels, ist typisch für<br />
die Zeit um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert.<br />
Borehdorp selbst aber hatte sich einer ganz anderen Richtung zugewandt. Aus einem<br />
Vertrag vom 4. Februar 1491 mit dem Verleger Schwaipolt Fai(3) gcht hervor, daß Ludol<br />
phus unterdessen Schriftschneider geworden war und als erster für die neue Druckkunst<br />
Lettern in kyrillischen Buchstaben ("rewsisehe schrifft") zur vollen Zufriedenheit von Fail<br />
hergestellt hatte. Der Vertrag hatte vor allem zum Ziel, daß Borehdorp niemanden sonst<br />
die von ihm entwickelten kyrillischen Lettern verschaffen sollte. 34 ) Seine Bedeutung ver-<br />
3!) KRAKAU BJ 568, vorderer Innendeckel: Liber magistri Leonardi de Dopszicze, sacrorum<br />
canonum baccalaurei collegiati Maioris Collegii Artislarum. Datus pro libraria Artistarum Studii Cracoviensis.<br />
32) Die jüngere Datierung dieser Blätter wird durch die Analyse der verwendeten Wasserzeichen<br />
gestützt. Vgl. Die Ochsenkopf-Wasserzeichen Findbuch 11,3 der Wasserzeichenkartei Piceard<br />
im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, hearh. von Gerhard Pi cc a rd, Stuttgart 1966 (Veröffentlichungen<br />
der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemherg. Sondcrreihe), S. 769: Ochsenkopf XVI Nr.<br />
207 datiert auf 1492.<br />
33) Namensform in seinem Testament verwendet. Vgl. Cracovia impressorum XVet XVI saeculorum.<br />
Edidit Johannes Ptasnik, Lw6w 1922, S. 112 Nr. 267: ... Schwaipolt Fail de Nova civitate<br />
apud Esch oriundus.<br />
34) Der Vertragstext nach Cracovia impressorum (wie Anm. 34), S. 19-20 lautet:<br />
Rodolph us Borsdorff von Bra wnczwigk hot bekant vor sich und vor zeyne erhnemende,<br />
das her eynen rechten und redlichen vortragk und voreynunge gcstift unde stanthaftig gemacht habe<br />
mit dem forsichtigin Sweyholt Veyl, unserm mitburger, yn mose und weyse als hye nochfolgit:<br />
Noch deme her dem genanten Sweybolt etliche buchsta bi n gesneten habe und ym dy folien rechtfertigunn<br />
snl und iustiren, dorczw ym den derzelbe Sweybolt auch meynt etliche undcrweysunge czw<br />
thun und anczwbrengen, zo hat her sich keginn Sweybolde vormcsscn und gutwilliklichen gclobit, das<br />
her keyne re w s i s c h e sc h r i fft ader buchstabinn ymande unnd auch ym zelbist weder Sweybolts wost<br />
und willen machen, sneyden noch iustiren zal noch en moge unnd dorczw keynem mensche yrkeyne<br />
underweysunge dorynne noch undcrrichtunge yn vii noch yn wenige thun zal nochen magk bey vorlost<br />
alle zeyner gutter; und ab, do got vor zey, das ym der vorgenannte Rodolphus yn zolehem, als obin,<br />
nichten hilde ader brochygk worde, zo zal und magk der gesprochene Sweybold alle und iczliche des<br />
genannten Rodolphi gutter und habe, wo her dy gewissinn adder dirfaren mochte, ane allerley geist<br />
Iichs nochen wertlichis gerichts holfe, gleich zam her zy alreyt gerichtic1ichim durch orteyl gewonnen<br />
hette, nemen, haben, besitczen und czw zeynem gtlttem willen zam zeyn eygens sal gebrawchinn: zo<br />
abir zo\che Rodolfs gutter Sweybolde yn zeyne hant und gewere czw nemen und czwbrengen alczwferre<br />
gelegen weren und dorczw nichten mochte komen und sich seynes schaden an yn nicht mochte<br />
dirholen, zo zal und magk der oftcgesprochene Sweybold den zelben Rodolphum ane allerley holfe<br />
allerley gerichte, wo her yn gehabbin magk, off hehinn und nemen ader lassen ofhebinn und nemen<br />
und gefangen setczen und halden alzo lange bas, das Sweybold zolche obgenannte gutter und habe yn<br />
zeyne gerugliche gewalt, gewere und nocz brenginn mege. Ouch hot der egenannte Rodolphus zolehe<br />
obengeschrebene stukke und artikel gelobit bey guten trewen unde an eydes stad gancz feste unvorbrochlichen<br />
czw haldinn und sich yr yn keynen wegk weder mit geystlichem noch wertlichem gerichte<br />
noch mit herren gewalt noch geleyte czw schutczen und auch nicht czw weren, ewsende sich und wederruffende<br />
alle freyheyten, wy man dy benennen moge und von weme zy gehebin mochten werden, alle<br />
gefere und argelist gancz awsgeslossen (a. 1491, f. 6 an te Dorotheae virginis).<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
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