J ... I - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Stephan August Winkelmann (1780-1806)<br />
Philosoph, Poet und Arzt; Professor in <strong>Braunschweig</strong><br />
Von<br />
Ingeborg Schnack<br />
"In ihm ist mir Poesie zuerst menschlich erschienen"l) -so lautet eines der Worte, mit<br />
denen Achim von Arnim seine schmerzliche Erinnerung an den toten Freund Stephan<br />
August Winkelmann bekundete. Es war an Bettine Brentano gerichtet, am 14. Juni 1806<br />
im fernen Mecklenburg-Strelitz geschrieben. Doch Winkelmann unter die Frühvollendeten<br />
zu zählen, er hatte sein 26. Lebensjahr soeben abgeschlossen, wäre irrig. Eher ist er<br />
eine tragische Gestalt innerhalb der genialischen romantischen Jugend, der das selbstzerstörerische<br />
Element nicht fehlte, das seiner Generation innewohnte, und auch sein Nachleben<br />
ist nicht frei von Tragik.<br />
In den vier Studien- und Dozentenjahren von Ostern 1799 bis Ostern 1803 in Jena und<br />
Göttingen, zwischen seinem 19. und 23. Jahr, waren Clemens Brentano, Achim von<br />
Arnim, Friedrich Carl von Savigny ihm zu engen Freunden geworden, für Friedrich Schlegel<br />
und Johann Wilhelm Ritter war er geistiger Partner, mit August Klingemann, Franz<br />
Horn und Konrad Hcyer verband Winkelmann nach der <strong>Braunschweig</strong>er Schulkameradschaft<br />
nun in Jena Studentenfreundschaft. Von all diesen war, wie Brentano 1806<br />
bemerkte, "Heyer der einzige Freund, der ihm bis ans Grab blieb" (9. 6. 1806).2)<br />
Brentano übersah, daß Winkelmann nach seiner Berufung in <strong>Braunschweig</strong> seinen<br />
,Müttern' nahe lebte, wie er Mutter und Großmutter nannte, hier Geschwister und seinen<br />
Onkel Johann Anton Leisewitz besaß, der, selber leidend und menschenscheu, in seinem<br />
Haus mit seiner Gattin Sophie einen wahren Schatz bewahrte: "mit jedem Tage lerne ich<br />
meinen Onkel meine Tante näher verehren". Dazu hatte er seine Studenten; Winkc1mann<br />
nahm sein Lehramt ernst, und es erfüllte ihn mit Freude: "Meine Zuhörer lieben mich und<br />
dieser Unterricht macht mir mehr Freude, wie jemals in Göttingen" .3)<br />
1) S t e i g, Reinhold, "Aehim von Arnim und die ihm nahestanden" , 2. Band: Aehim von Arnim<br />
und Bettina Brentano, Stuttgart 19\3, S. 33 (zitiert: Steig 2)<br />
2) Brentano, Clemens, "Das unsterbliche Leben". Unbekannte Briefe von Clemens Brentano.<br />
Hrsg. v. W. Sehe 11 berg und F. Fuchs, Jena 1939, Neudruck Bern 1970, S. 357 (zitiert: U. L.)<br />
3) "Der Briefwechsel zwischen Friedrieh Carl von Savigny und Stephan August Winkel mann<br />
(1800-1804) mit Dokumenten und Briefen aus dem Freundeskreis". Gesammelt, herausgegeben und<br />
kommentiert von Ingeborg Seh nack, Marburg 1984, S. 182,159, 160,256 (zitiert: S./W.)<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042616<br />
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