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ebook - Enterprise 2.0 - VOSS

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10 Die gläserne Firma: Offenes Wiki und die Folgen 137<br />

dadurch so niedrig zu halten, dass wir auch unserer Lieferanten bitten, sich an unseren<br />

Kosten zu beteiligen, weil wir für die eine harte, messbare Leistung haben, nämlich<br />

unsere Einkaufplattform. Wir haben gesagt, dass das fair verteilt werden muss.<br />

Diese Provisionen werden monatlich bzw. quartalsweise abgerechnet, und dafür gab<br />

es eine Regelbeschreibung im Wiki. Eine Azubine ist aus dem Marketing in die<br />

Buchhaltung versetzt worden, um diese Provisionen zu berechnen. Sie saß das erste<br />

Mal vor dieser Aufgabe und stellte fest, dass die Regel nichts taugt und hat sie im<br />

Wiki geändert. Sie hat massiv eingegriffen und dann nach der neuen Regel abgerechnet.<br />

Wir haben bemerkt, dass es besser als vorher war und es erhob sich die<br />

Frage, warum wir einen teuren Finanzvorstand brauchen, wenn eine Azubine das<br />

auch kann. Auch damit muss man als Führungskraft fertig werden.<br />

Unsere Statistik ist nicht ganz so beeindruckend wie die von IBM; das gebe ich zu.<br />

Aber Sie müssen bedenken, dass wir tatsächlich nur 140 Mitarbeiter auf dem Wiki<br />

haben. Wir haben 36.000 Seiten in unserem Wiki und seit Oktober 2006 82 Millionen<br />

Seitenabrufe, 254.000 Bearbeitungen und 6,92 Bearbeitung pro Artikel. Ich<br />

kann Ihnen sagen, dass unsere Regeln jetzt gut sind und man sich an sie halten kann.<br />

Wir haben noch nie eine so aktuelle und gute Dokumentation unserer Prozesse gehabt<br />

wie seitdem wir das Wiki eingeführt haben. Die Nachricht, die einen schon fast<br />

nervös machen muss ist, dass bei 254.000 Edits kein einziger Missbrauchsfall dabei<br />

gewesen ist. Wir haben nie die Situation gehabt, dass eine Führungskraft, nachdem<br />

man eine Änderung gesehen hat, in Schnappatmung verfiel und dann nach Reanimation<br />

sofort ein Re-Edit gemacht hat. Man könnte auch sagen, dass das eher noch<br />

nicht mutig genug ist, was die da machen. Deswegen wieder mein Bogen zurück: ich<br />

glaube, anonyme Edits würden helfen, um etwas mutigere Meinungsäußerungen<br />

und Änderungen zu bekommen. Aber noch haben wir es nicht gemacht.<br />

Wenn wir jetzt einmal live reinschauen – ich habe es vor zehn Minuten aktualisiert<br />

–, sind das die letzten Änderungen. Jede Zeile ist eine Änderung, die in unserem<br />

Wiki passiert. Also, 13:36 Uhr die letzte, und das ist nur der heutige Tag. Der letzte<br />

gestern war gestern 22:52 Uhr. Dazu muss man auch sagen, dass unsere Mitarbeiter<br />

momentan ein wenig demotiviert zu sein scheinen. Normalerweise haben wir um<br />

2 und 3 Uhr nachts noch Edits. Es sind so um die 500 Edits pro Tag, zwischen<br />

300 und 700. Wenn Sie sich die Kurzzusammenfassungen, Überschriftenänderungen<br />

anschauen, so befassen die sich ausschließlich mit ihrem Job. „k“ zum Beispiel<br />

heißt, dass es eine kleine Änderung gewesen ist. Es sind gerade die kleinen Dinge,<br />

die den Kollegen die Arbeit zur Hölle werden lassen können; eine fehlerhafte Regelung,<br />

wo ein falscher Ansprechpartner drin ist oder der nächste Freizeichner falsch<br />

ist. Das sind die kleinen Dinge, die Mitarbeitern das Leben schwer machen und das<br />

ändern die jetzt selber.<br />

Wir nutzen das Ding mittlerweile zur Talentidentifizierung. Da Wiki alles transparent<br />

macht, kann man sehen, was sie können und was nicht. Wir haben allen vorgeschrieben,<br />

eine Benutzerseite zu machen, die zumindest Lebenslauf und Kontaktda-

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