ebook - Enterprise 2.0 - VOSS
ebook - Enterprise 2.0 - VOSS
ebook - Enterprise 2.0 - VOSS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 Podiumsdiskussion 201<br />
Nasko: 1980 hat auch niemand gedacht, dass eine Firma wie Nixdorf, das einstige<br />
Vorzeigeunternehmen, in Konkurs gehen könnte. Und auch Apple ist schon vielmals<br />
totgesagt worden. Ich will es mal auf den entscheidenden Punkt bringen: Ich meine,<br />
Unternehmen überleben, wenn Sie genügend innovationsfähig sind – dann und nur<br />
dann. Deshalb werden sich mehr und mehr solche Strukturen durchsetzen, in denen<br />
wirklich alle im Unternehmen, also nicht nur die Entwicklungsabteilung, sondern<br />
jeder an seiner Stelle seine Ideen einbringen kann, darf und soll. Das ist ganz<br />
wichtig, weil jede und jeder Ideen hat, wie man etwas besser machen kann, wie man<br />
heute etwas anders machen kann, als man es gestern gemacht hat. Das ist ein ganz<br />
wichtiger Punkt.<br />
Es gibt noch einen zweiten wichtigen Punkt, wo sich die Überlegenheit der Open<br />
Source Strukturen, wie wir sie im Internet finden, zeigt. Das ist die große Stärke von<br />
schwachen Beziehungen. Neue Ideen entstehen besonders dort, wo die Beziehungen<br />
schwach sind, das heißt, wo sich Leute begegnen, die sich kaum kennen, wo unterschiedliche<br />
Wertvorstellungen und unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen.<br />
Da entsteht das Neue. Wenn Leute lange in einer Abteilung zusammenarbeiten und<br />
dann hin und wieder einen Kreativworkshop machen, da entsteht oft gar nichts<br />
Neues, weil sich alle schon lange kennen und ihre Meinungen, Weltbilder usw.<br />
längst schon ausgetauscht und einander angeglichen haben. Da passiert dann nichts<br />
Neues. Wo Leute informell und zufällig aufeinander treffen, in der Teeküche oder<br />
am Kopierer, da entstehen viel häufiger wirklich neue Ideen. Und hier ist wieder die<br />
Parallele zu den Begegnungen im Internet zu sehen. Auch deshalb werden sich diese<br />
neuen Strukturen durchsetzen, weil sie einfach viel innovationsfähiger und flexibler<br />
sind. Denn hier sind die Menschen dem Neuen gegenüber viel offener, weil sie<br />
Neues nicht als Bedrohung für die eigene Machtposition fürchten müssen.<br />
Herr Dr. Siegert:<br />
Ich habe eine These und eine Frage. Die These hat sich genau aus dem Gespräch<br />
eben entwickelt. Wir haben den Kollegen Fossil, der sehr viel organisiert hat. Ich<br />
weiß es aus seiner aktiven Tätigkeit. Wir haben Kollegen wie Herrn Eberle, Herrn<br />
Nasko, die eine Generation, die wir als längst ausgestorben bezeichnen sollten, wenn<br />
sie nicht hier vertreten wäre. Und es ist ein großer Vorteil dieses Kolloquiums, dass<br />
wir es geschafft haben, sozusagen generationsübergreifend zu diskutieren. Das<br />
meine ich nicht nur im Alter sondern auch in der mentalen Struktur, der Anforderungen,<br />
denen wir ausgesetzt sind. Deshalb ist meine These, dass wir auch dort,<br />
wo wir sowieso schon keine Existenzmöglichkeit mehr haben – ich habe 15 Jahre<br />
mehr oder weniger in Ländern verbracht, die nicht zum europäischen Kontinent<br />
gehören –, in 15 Jahren eigentlich keine Bedeutung mehr haben. Es sei denn, wir<br />
schaffen es, solche Dinge ein Stückweit als das ehemalige Volk der Dichter und<br />
Denker in der virtuellen Welt einer Web <strong>2.0</strong> Kultur wieder zu entwickeln, die in<br />
anderen Strukturen nicht so stark präsent sind. Soweit die These.<br />
Die Frage geht in eine andere Richtung und ist sehr konkret angeknüpft an die Veranstaltung<br />
hier. Es gibt bestimmte Unternehmen – und deshalb war es gut, dass ich