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Familienbericht 2004 - Bundesamt für Sozialversicherungen - admin ...

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DER LIBERALE WOHLFAHRTSSTAAT – BEISPIELSWEISEEngland – betont die Rolle des freien Marktes undder Familie und siedelt soziale Anspruchsrechteentsprechend niedrig und nur nach individuellenBedürftigkeitsprüfungen an.treuung der Kinder angeht, greift der Staat ausserdem gerne aufdie Familie zurück. Das hat zur Folge, dass in den westlichen undmitteleuropäischen Ländern, in denen dieser Typ verbreitet ist, einstarker Rückgang der Geburten zu verzeichnen ist und damiteinhergehend die Verkleinerung der Familie. Die Lebensentwürfeinsbesondere von Frauen schliessen heute eine möglichstdurchgängige Berufstätigkeit mit ein, was mit Kindern zu einerReihe von Problemen führen kann. Die Ehe als Leitbild büsst nurgeringfügig von ihrer zentralen Bedeutung ein. Nicht ehelicheGemeinschaften sind, ebenso wie die Müttererwerbstätigkeit,aufgrund der deutlich konservativeren Wertstrukturen undLeitbilder wesentlich weniger weit verbreitet als in Skandinavien.soziale Anspruchsrechte entsprechend niedrig und nur nachindividuellen Bedürftigkeitsprüfungen an. Das Prinzip descommon law, eine unvollständige Reformation und die Entwicklungeines radikalethischen Protestantismus und Liberalismusverhinderten hier, dass der Staat früh zu einer ausgleichendenFamilienpolitik gelangte. Trotzdem fällt die Geburtenratein England im Vergleich mit den mitteleuropäischenLändern relativ hoch aus, was als Indiz für die multikausaleVerursachung des generativen Verhaltens gewertet werdenkann. Zwar ist die Scheidung in England seit den 80er Jahren festverankert, dennoch gibt es wenige alternative und nicht ehelicheLebensgemeinschaften.Frankreich und Belgien bilden insofern einen Sonderfall, alsin diesen Ländern mit starker Zentralstaatlichkeit und säkularemStaatswesen Staat, Kirche und «Verbände» um die Kontrolleder Familie wetteiferten, was zu einer frühen, aber im Kern vorherrschendkonservativen Familienpolitik führte. Heute weisenFrankreich und Belgien im europäischen Vergleich relativ hoheGeburtenzahlen auf. Scheidungen und nicht eheliche Lebensgemeinschaftenbefinden sich auf einem mittleren Niveau. Somitexistieren sowohl traditionelle als auch moderne Formen der Lebensgemeinschaftenin beiden Staaten nebeneinander.Anders als in den Staaten mit protestantischem Staatskirchentumführte die Allianz zwischen katholischer Kirche und Staat zueiner sehr späten Familienpolitik mit zunächst extrem schwacheneingreifenden Zügen (Spanien, Portugal, Irland). Sie liesse sich amehesten als subsidiär bezeichnen: Der Staat wird dann aktiv, wennkleinteilige Einheiten wie Familien oder andere Gemeinschaftenzentrale Aufgaben nicht mehr übernehmen können. In den südeuropäischenLändern bleibt die Ehe als Institution unangefochten,dennoch ist seit den 1970er Jahren ein deutlicher Rückgang derGeburtenziffern zu verzeichnen. Heute haben diese Länder mit ca.1,3 Kindern/Frau die niedrigsten Geburtenraten in Europa überhaupt.Irland ist mit seiner im europäischen Vergleich hohen Geburtenratehier eine Ausnahme.Keiner dieser familienpolitischen Handlungstypen erfasst dieSpezifik der Schweiz, wo sich neben den föderalistischen Strukturendas Prinzip der Konkordanzdemokratie sowie die zum Teilhalbstaatliche Verwaltung durch Verbände ein «säkularisiertesSubsidiaritätsprinzip» herausgebildet hat, das – jenseits einerstarken Stellung der Kirchen – der privaten Initiative erste Prioritäteinräumt.Besonderheiten weist die Schweiz auch im Hinblick auf die verschiedenenFamilienrechtstraditionen auf, die sich unter demunterschiedlichen Einfluss von Patronage, Sozialkatholizismus undCode de la famille herausgebildet haben und welche die kantonalenFamilienpolitiken in unterschiedlicher Weise geprägt haben.1.3 Familienpolitische Konzeptionen in EuropaZusammenfassend kann man die Familienpolitiken in Europaentsprechend ihrer Fürsorgetraditionen grob in fünf Gruppeneinteilen:Nordeuropäische StaatenWesteuropäische StaatenFrankreich und BelgienSüdeuropäische StaatenEnglandDer liberale Wohlfahrtsstaat – beispielsweise England – betontdagegen die Rolle des freien Marktes und der Familie und siedeltDem entsprechen zum Teil die unterschiedlichen Finanzierungsformenvon Familienförderung: So finden wir die Zahlung183

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