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Familienbericht 2004 - Bundesamt für Sozialversicherungen - admin ...

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likation zum Thema Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsalltagdaher unter den Titel «Zeit für Familien» gestellt. 16«Bedürfnisgerechte Familienpolitik»Der <strong>Familienbericht</strong> thematisiert verschiedene Definitionen vonFamilienpolitik und orientiert sich schliesslich an einem Vorschlagfür eine «bedürfnisgerechte Familienpolitik». Die «bedürfnisgerechteFamilienpolitik» wird nicht systematisch hergeleitet,sondern aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt.Aufgrund dieses Vorgehens ergeben sich zum Teil Widersprüche.Einerseits wird Familienpolitik als Querschnittsaufgabe definiert,die rechtliche, sozialökonomische, ökologische und pädagogischeInterventionen umfasst. Andererseits findet sich dieAussage, eine «bedürfnisgerechte Familienpolitik» sei Armutspolitik,Umverteilungspolitik und Gleichstellungspolitik. Sie habesich an den Bedürfnissen von Frauen, Männern und Kindern inihren Verflechtungen mit Familie und Gesellschaft auszurichten.Die explizite Erwähnung der Kinder würde wiederum dafür sprechen,dass auch die Kinderpolitik integraler Bestandteil einer«bedürfnisgerechten Familienpolitik» wäre. Die «bedürfnisgerechteFamilienpolitik» wird restaurativ (Familie soll wiederlebbarer gemacht werden), funktionalistisch (der Staat sei aufdas durch Familien erbrachte Humanvermögen angewiesen) undkaritativ (staatliche und nichtstaatliche Träger sollen die Leistungender Familien unterstützen und abfedern) begründet. Beieiner Definition, die auf den Bedürfnissen der Familien basiert,besteht die Gefahr, dass die Bedürfnisse den Familien von aussenzugeschrieben werden. Sie kommt im <strong>Familienbericht</strong> darinzum Ausdruck, dass zwischen der theoretisch hergeleiteten Definitioneiner «bedürfnisgerechten Familienpolitik» – was durchauslegitim ist – und dem statistischen Teil des <strong>Familienbericht</strong>skeine explizite Verbindung besteht. Der statistische Teil wirftkonkrete Fragen nach den effektiven Bedürfnissen von Familienund bestimmten Familientypen auf. Die im statistischen Teilgemachte Aussage, dass die zweitgrösste Gruppe der Familienmit Migrationshintergrund die binationalen Familien sind, ist beispielsweisebemerkenswert (Familie in der Statistik, Thema 5).Eine Standortbestimmung und Bestandesaufnahme zu den relevantenThemen in der Familienforschung und -politik wäre indiesem Zusammenhang hilfreich gewesen. Dadurch wäre auchplausibler geworden, wieso die «Strukturellen Anforderungen aneine bedürfnisgerechte Familienpolitik» zum Schwerpunktthemades <strong>Familienbericht</strong>s gewählt wurden.3. Kohärenz in der FamilienpolitikIm <strong>Familienbericht</strong> wird an mehreren Stellen darauf verwiesen,dass auf nationaler Ebene ein kohärentes, handlungsleitendesfamilienpolitisches Konzept fehle. Diese Aussage soll vorerst miteinem Zitat zur Bildungspolitik in Finnland kontrastiert werden.Aila-Leena Matthies, Professorin für Soziale Arbeit, führt denErfolg des finnischen Schulsystems in der vergleichenden PISA-Studie der OECD auf mehrere Faktoren zurück: «Der wichtigsteFaktor ist meines Erachtens, dass Finnland schon seit langerZeit einen politisch-gesellschaftlichen Konsens über das Modellder Breitenbildung erreicht hat und eine Schulreform durchgesetztwurde, die in ihren Grundlagen für alle Kinder ein einheitlichesund relativ hohes Bildungsniveau anstrebt, unabhängig vonder sozialen Herkunft. Es gibt eine breite grundsätzliche Übereinstimmung,dass Bildung der zentrale Wirtschaftsfaktor Finnlandsist und Investitionen in die Bildung ökonomisch sinnvollsind.» 17 In Bezug auf den Stand der Familienpolitik in der Schweizist das Zitat in zweierlei Hinsicht interessant. Erstens ist es inFinnland offensichtlich gelungen, die Grenzen zwischen Betreuungund Bildung sowie zwischen Betreuungs- und Bildungsleistungen,die innerhalb und ausserhalb der Familie erbrachtwerden, aufzuheben bzw. in ein einheitliches Konzept zu integrieren.Die EKFF betrachtet die zeitgemässe Konzeption vonFamilienarbeit und öffentlicher Bildung zukünftig als eine derzentralen Herausforderungen in der Schweizer Familien- und Bildungspolitik.18 Zweitens besteht in der Schweiz im Unterschiedzu Finnland – ohne an dieser Stelle näher auf die historisch, politischund geografisch bedingten Unterschiede einzutreten –weder in der Familien- noch in der Bildungspolitik ein ebensobreit abgestützter gesellschaftlicher Konsens. Es ist dennochlohnenswert, die Frage nach der Kohärenz in der SchweizerFamilienpolitik differenzierter zu betrachten.Auf der konzeptionellen Ebene zeichnet sich historisch betrachteteine grosse Übereinstimmung zwischen dem Familien-12 Vgl. Eidg. Koordinationskommission für Familienfragen (Hrsg.) (2002): Familien und Migration.Beiträge zur Lage der Migrationsfamilien und Empfehlungen der Eidg. Koordinationskommissionfür Familienfragen. <strong>Bundesamt</strong> für Sozialversicherung. Bern. S. 124.13 Spirig, Rebecca (2002): Die Pflegearbeit von Angehörigen am Beispiel von HIV-Familien.Referat im Rahmen des EKFF-Forums 2002. EKFF. Bern (vervielfältigt).14 Lüscher, Kurt (2003): Warum Familienpolitik? Argumente und Thesen zu ihrer Begründung.Eidg. Koordinationskommission für Familienfragen (Hrsg.). <strong>Bundesamt</strong> für Sozialversicherung.Bern.15 Ebenda, S. 7.16 Eidg. Koordinationskommission für Familienfragen (Hrsg.) (<strong>2004</strong>): Zeit für Familien. Beiträgezur Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsalltag aus familienpolitischer Sicht. <strong>Bundesamt</strong> fürSozialversicherung. Bern.17 Ebenda, S. 98.18 Ebenda, S. 137f.211

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