Trennung von Infrastruktur und Betrieb - Bundesverband Öffentliche ...
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3. Die disaggregierte Betrachtung<br />
Neben dem Effizienzproblem ist die disaggregierte Betrachtung der<br />
Wertschöpfungskette der zweite wichtige Aspekt bei der Liberalisierung<br />
netzbasierter Industrien. Netzindustrien wie die Telekommunikationsbranche<br />
wurden lange Zeit als eine Einheit betrachtet. Eine disaggregierte<br />
Betrachtung zeigt aber, dass nicht alle Stufen der Wertschöpfungskette<br />
als natürliche Monopole zu charakterisieren sind. 25 Stattdessen<br />
wird diese Eigenschaft inzwischen nur noch den sog. Bottlenecks<br />
zugebilligt.<br />
Die theoretische Gr<strong>und</strong>lage des disaggregierten Ansatzes stellt das <strong>von</strong><br />
Baumol, Panzar <strong>und</strong> Willig 26 entwickelte Modell der bestreitbaren Märkte<br />
dar. Im Rahmen ihres Konzepts stellen sie fest, dass ein Monopol aus<br />
ordnungspolitischer Sicht unproblematisch ist, wenn das Monopol entweder<br />
temporärer Natur oder angreifbar ist. In diesem Fall würde es sich<br />
um einen bestreitbaren Markt (contestable market) handeln. Die Bestreitbarkeit<br />
eines Marktes ist dann gegeben, wenn keine Markteintrittsbarrieren<br />
existieren, die neuen Anbietern den Markteintritt erschweren<br />
bzw. ihn ausschließen <strong>und</strong> infolgedessen Ineffizienzen aufrechterhalten<br />
werden können. 27 Ist Bestreitbarkeit gegeben, können auch Monopole<br />
effizient sein <strong>und</strong> somit wäre in diesem Fall jegliche Regulierung überflüssig.<br />
Effizienz würde aufgr<strong>und</strong> des potenziellen Konkurrenzdrucks<br />
gesichert. Sind Monopole hingegen nicht temporärer Natur <strong>und</strong> auch<br />
nicht angreifbar, spricht man <strong>von</strong> resistenten natürlichen Monopolen. Bei<br />
resistenten natürlichen Monopolen sind regulatorische Eingriffe regelmäßig<br />
sinnvoll, weil der potenzielle Konkurrenzdruck fehlt. Die wesentliche<br />
Markteintrittsbarriere in Netzindustrien stellt der Aufbau <strong>von</strong> Netzinfrastrukturen<br />
dar, der erhebliche spezifische Investitionen bedingt.<br />
Diese spezifischen Investitionen verursachen versunkene Kosten, die<br />
sich auch bei einem möglichen Marktaustritt nicht vermeiden lassen.<br />
Im Rahmen des disaggregierten Ansatzes wird untersucht, welche Stufen<br />
der Wertschöpfungskette kompetitiv ausgestaltet werden können <strong>und</strong><br />
welche resistente natürliche Monopole darstellen. Dazu werden die jeweiligen<br />
Wertschöpfungsketten vertikal aufgegliedert. Im Anschluss kann<br />
dann grob zwischen der <strong>Infrastruktur</strong> <strong>und</strong> den mit Hilfe dieser <strong>Infrastruktur</strong><br />
erbrachten Diensten unterschieden werden. Etwas detaillierter kann<br />
25 Knieps (1997) u. (1999).<br />
26 Baumol (1982).<br />
27 Vgl. auch <strong>von</strong> Weizsäcker (1980) u. (2005); McAfee u.a. (2004).<br />
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