Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Inschrift auf dem Grabdenkmal in Eingangsnähe des Hechin-<br />
ger Heiligkreuzfriedhofs. Foto: Willy Beyer<br />
Mandate in verschiedenen Fraktionen -<br />
Initiator der <strong>Hohenzollerische</strong>n Selbstverwaltung<br />
Von 1867 bis 1869 war Evelt Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses<br />
(Rechtes Centrum). Weil seine Ernennung zum Kreisgerichtsdirektor<br />
eine Beförderung bedeutete, wurde eine Neuwahl<br />
erforderlich, der er sich jedoch nicht stellte. Das gleiche galt für<br />
das Abgeordnetenmandat im konstituierenden sowie im ersten<br />
Reichstag des Norddeutschen Bundes (1867 bis 1870). Bei der<br />
Nachwahl am 30. November 1869 wurde Evelt aber wiedergewählt<br />
und war ebendort Mitglied der Kommission für die Revision des<br />
Strafgesetzbuches. Von März 1871 bis Januar 1874 war er erneut<br />
Mitglied des Reichstags (Vertreter des Wahlkreises Königreich<br />
Preußen XII, Hohenzollern - Fraktion Liberale Reichspartei). Sein<br />
Mandatsnachfolger war der Hechinger Kreisrichter Adolf von<br />
Kleinsorgen (Zentrum), der die Wahl gegen den liberalen Kreisrichter<br />
Bilharz gewann. Gleichzeitig zum Reichstagsmandat war<br />
Evelt von 1870 bis 1873 wieder Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses<br />
(Liberales Centrum) und unterlag schon bei der<br />
Wahl 1873 als nationalliberaler Bewerber für das Abgeordnetenhaus<br />
gegen Adolf von Kleinsorgen. Durch diese Niederlage lehnte<br />
er, wie auch sein Mitkandidat Kreisrichter Cramer, eine Wiederwahl<br />
in den Reichstag ab. Nach der Ungültigkeitserklärung der<br />
1873-er Wahl (wegen klerikaler Wahlbeeinflussung) wurde Evelt<br />
1875 für den Rest der Wahlperiode bis 1876 nochmals Mitglied<br />
des Preußischen Abgeordnetenhauses, wobei er sich keiner Fraktion<br />
anschloss. Im Oktober 1876 scheiterte er wie erwähnt bei der<br />
Neuwahl zum Preuß. Abgeordnetenhauses.<br />
August Evelt war von 1874 bis 1879 und von 1892 bis 1899 als Vertreter<br />
der Stadt Hechingen, 1880 bis 1891 der Amtsversammlung<br />
Hechingen, Mitglied des <strong>Hohenzollerische</strong>n Kommunallandtags.<br />
Vom 22. Januar 1874 bis Januar 1899 war er zudem Vorsitzender<br />
des Kommunallandtags und des Kommunalausschusses, dessen<br />
21<br />
Gründung maßgebhch ihm zu verdanken ist. Evelt setzte nach der<br />
Einfuhrung der Selbstverwaltung in den altpreußischen Provinzen<br />
(mit anderen) eine entsprechende Selbstverwaltung für die<br />
preußische Exklave der <strong>Hohenzollerische</strong>n Lande durch.<br />
Ein Augenleiden und das fortgeschrittene Alter gab Evelt im Januar<br />
1899 als Grund an, den Vorsitz des Kommunallandtags abzugeben,<br />
und natürlich nicht die Auseinandersetzungen, die es in der letzten<br />
Zeit gegeben habe - eine Rechtfertigung, die auch heute noch stutzig<br />
machen würde. Sicherhch wird es Evelt so gegangen sein, wie<br />
es vielen Politikern geht, die zu lange an ihrem Amt geklebt haben:<br />
Eine 25 Jahre währende Ära ging zu Ende - und das war gut so.<br />
Man gönnte dem alten Mann seinen Ruhestand.<br />
Vielleicht war dies auch schon ein Grund dafür, dass Evelts Verdienste<br />
bald in Vergessenheit gerieten. Oder hatte er vielleicht die<br />
Sympathien seiner Gläubiger verloren, weil er während dem Kulturkampf<br />
ein chamäleonartiges Verhalten zeigte, nicht zuletzt<br />
durch seine schwankenden pohtischen Bekennungen und Fraktionszugehörigkeiten?<br />
Von Preußen wurde Evelt mit einigen hohen Orden dekoriert. Auch<br />
von Hohenzollern, etwa der Hohenzollernsche Hausorden und das<br />
Ehrenkomturkreuz.<br />
August Evelt hatte mit seiner Ehefrau Anna (geborene Speidel,<br />
* 12.12.1835 in Hechingen, f 19-12.1914 ebd.) drei Kinder: August<br />
(1859-1913), Anna Maria Crescentia Bernardina (1861-<br />
1941) und Wilhelm (1877-1954). Evelt starb am 11. Dezember<br />
1904 in Hechingen.<br />
Quellennachweise und weiterführende Schriften:<br />
- Wetzel, Johann Nepomuk: Veränderungen in der Regierung der<br />
Erzdiözese Freiburg. Der Kulturkampf und seine Folgen, in:<br />
Wetzel, Hrsg., Geschichte der katholischen Kirche in Schwaben-<br />
Hohenzollern, Teil II, Bühl 1931, S.383-407, hier S.383 u.384,<br />
S. 403-404<br />
- Sauter, Roman: Erinnerungen aus der Zeit des Kulturkampfes in<br />
Hohenzollern. Eine Wahlagitation mit Hindernissen, in: Beilage<br />
zum "<strong>Hohenzollerische</strong>r Neckarbote", 4.Jhrg. Nr. 44, vom<br />
22.Februar 1930<br />
- Wenzel, Wolfgang: Weshalb die Hohenzollernbahn in Dettingen<br />
ihren Anfang hat, in: <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Heimat</strong>, 2/2003, S. 18-<br />
22 und 3/2003, S. 39-43, hier S. 41,43<br />
- <strong>Hohenzollerische</strong> <strong>Heimat</strong>bücherei Heclüngen: Bestandsmappe üb 83<br />
- Landgerichtspräsident Geh. Oberjustizrat Evelt. *1828 | 1904.<br />
Sonderabdruck aus den "<strong>Hohenzollerische</strong>n Blättern" Nr. 208<br />
vom 12. Dezember 1904<br />
- Irene Widel-Senn: Landgerichtspräsident August Evelt 1828-<br />
1904, <strong>Hohenzollerische</strong> Zeitung Nr. 16,17,18 (1953)<br />
- Wax, Peter: Die Geschichte der Justiz in Hechingen, in: Zeitschrift<br />
für <strong>Hohenzollerische</strong> Geschichte, 41. Band - der ganzen<br />
Reihe 126. Band 2005, S. 77-116, hier S. 89,90,101,114<br />
- Hohenzollernsche Blätter: Nr. 7 u. 30 (1874), bez. Beanstandung<br />
und Beweisführung wegen klerikaler Beeinflussung der<br />
1873-er Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus<br />
- Hohenzollernsche Blätter: Nr. 40, 57,161,170 (1873); Nr. 8,<br />
17,27,39,70,119,159,180 (1874); Nr. 14,89 (1877), Nr.32<br />
(1879)<br />
- Der Zoller: Nr. 14, 70, 89 (1877), Nr. 3 (1879)<br />
- Chronik der Stadt Hechingen. Von deren erstmaligen urkundlichen<br />
Erwähnung am 3. Mai 786 bis heute. Zusammengestellt<br />
von Ludwig Egler, Hechingen 1887, bez. württ. Okkupation: S.<br />
259-262