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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Mit dem Hausertalbach verband sich schon immer eines der reiz-<br />

vollsten Wiesentäler des hohenzollerischen Unterlandes. Der Bach<br />

durchfloss in einigen Windungen das von anmutigen Waldbildern<br />

umrahmte Tal, wobei sich die alte Keinbachmühle nahezu hedhaft<br />

(„In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad..") in das Gesamtbild<br />

harmonisch einfügte. Diese hegt nahe der Landesgrenze<br />

und gehört kommunal zu Binsdorf. Über ihr Alter ist wenig bekannt.<br />

Schon 1748 erwähnt, wurde sie 1888 von Valentin Schluck<br />

aus Geishngen käuflich erworben. In der dritten Generation befin-<br />

Der Müller vom Keinbach hatte es früher nicht leicht. Bei den unwegsamen<br />

Verhältnissen hatte er viel Mühe, die Getreide- und<br />

Mehlfuhren zur und von der Mühle zu bringen. Erst 1884/85<br />

wurde die Kreisstraße Gruol - Binsdorf gebaut und der Durchstich<br />

oberhalb der Eiche gemacht. Hyronimus Schluck hatte zwölf Kinder<br />

zu ernähren. Im Zuge der Kriegsereignisse im April 1945 war<br />

das Anwesen in großer Gefahr. Das Loreto-Wäldle wurde am 20.<br />

April zusammengeschossen und auch im nahen Binsdorf gab es Ziviltote.<br />

Von Gruol herkommend tauchten nachmittags französische<br />

Panzer auf, die auf dem einsamen Gehöft deutsche Soldaten vermuteten<br />

- und bei dieser Gelegenheit den guten Most probierten.<br />

Und da trat auch ein Kuriosum ein: Tatsächlich hatten sich deutsche<br />

Soldaten auf dem Heuboden versteckt, während zur gleichen<br />

Zeit unten in der Scheune Franzosen ihre Fahrzeuge reparierten.<br />

Zum Glück wussten beide nichts von einander. Die Deutschen verließen<br />

in den darauf folgenden Tagen die Keinbachmühle Richtung<br />

<strong>Heimat</strong>. Sie brauchten nicht abgeführt zu werden wie einst der Zigeunerhannes<br />

zu Fürst Josephs Zeiten, als dieser ebenfalls in der<br />

Keimnachmühle campierte.<br />

Der Hausertalbach, der mit seiner Buschlandschaft der Talaue das<br />

Gepräge gibt, hat sich in den Siebzigerjahren zu einem großen Sorgenkind<br />

entwickelt. Schuld daran war der Mensch, der in den<br />

natürhchen Bachlauf eingriff. Im Zuge der 1968 beschlossenen<br />

Flurneuordnung wurde der Bachlauf als Vorfluter für Dränageflächen<br />

kerzengerade ausgebaut. Die Folge war, dass die Uferböschung<br />

auskolkte. Die Uferbefestigung war den zuweilen großen<br />

Wassermassen, die der Bach vom Kleinen Heuberg brachte, nicht<br />

gewachsen. Dieses riss Löcher in die Ufer und schwemmte viel Boden<br />

weg. Die Reparaturen gingen in die Tausende. Der Gemeinderat<br />

Haigerloch war nicht mehr bereit, Unsummen in den Bach zu<br />

werfen und einem Fass ohne Boden gegenüber zu stehen. Ge-<br />

39<br />

det sie sich im Besitz der Familie Schluck, die heute noch dort<br />

schaltet und waltet, allerdings nur noch mit Landwirtschaft. Die geringe<br />

Wasserkraft, die der Keinbach über einen Kanal lieferte, ließ<br />

den Mühlenbetrieb nicht mehr zu. Hyronimus, der Sohn des 1904<br />

verstorbenen Valentin, erwarb 1919 die Untere Mühle in Gruol, die<br />

bis zuletzt vom Sohn Klemens betrieben und auch modernisiert<br />

worden war. Im Zuge des allgemeinen „Mühlensterbens" nach<br />

dem 2. Weltkrieg stellte auch die Untere Mühle ihren Betrieb ein.<br />

Die Kainbachmühle bei<br />

Binsdorf erhielt ihren<br />

Namen von dem bei<br />

Binsdorf entspringenden<br />

Kainbach (Keinbach),<br />

einem kleinen<br />

Zufluss des Hausertalbacbes.<br />

Die Mühle wurde<br />

schon 1748 erwähnt.<br />

Postkarte aus der<br />

Sammlung Josef<br />

Schneider.<br />

meinde- und Ortschaftsrat erkannten das Problem. Man merkte,<br />

dass der um 500 Meter verkürzte Bach den Eingriff in seinen natürhchen<br />

Lauf übel genommen hat. Der Ausbau und die Sicherung der<br />

Ufer hielten nicht stand. Eingelegte Bongosischalen wurden vom<br />

Wasser weggeschwemmt, Tiefenerosion, Böschungs- und Uferauskolkungen<br />

versetzten den Bach in einen Zustand der ernste Sorgen<br />

machte und darüber hinaus die Schönheit des Tales beeinträchtigte.<br />

Über 30 Jahre brachte er die Gemeindepolitiker auf Trab.<br />

Der arg mitgenommene Hausertalbach unterhalb des Kain-<br />

bachs. Die 1968 beschlossene Flurneuordnung verursachte<br />

durch die Begradigung des Baches diese Schäden.<br />

Foto: Josef Schneider.

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