Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Vier Jahrzehnte später musste dieses Denkmal dem Reiterstandbild für den Fürsten Leopold weichen, das an der östhchen Peripherie des Platzes, zur Karlstraße und zum Prinzenbau hin gewendet aufgestellt wurde (Abb. 6). Geschehen war dies wohl auf Wunsch der Fürstin Antonia, die im Prinzenbau ihren Witwensitz hatte. Seitdem heißt der Platz Leopoldplatz. Auch hier gibt es über die Beziehung zwischen Denkmal und der Witwe des Fürsten Leopold hinaus ei- HOFKAMMFf\R,AT X HORN mulmMi.^h^K- HOT?U pr/T-KH^ H. — *to\Am> PWTZWANP — ^TÄNPRAI/^ NiWWtHf rirAHWANP 0 5 -10 nen sinnvollen Bezug. Denn Leopold hatte als Erbprinz sein damaliges Domizil, den Prinzenbau, erweitern und ihm eine neue Fassadengliederung im Formenkanon der Neorenaissance geben lassen. Das erste Gebäude, das auf die spätestens 1839 ins Auge gefasste und 1840 geplante prägnante Platzform reagierte war das Haus des WA&NFK. HfCK. AUFFv rMNZfNWl/ (HHpßwF) NFI/FK rR'lNZFNWI/ S^TPiCHE- PPATZWANP — Abb. 5: Carlsplatz, Fassaden der Platzrandbebauung 1848 rtmwwi Fip. 6a^tpp x. a.romIn6FK WWW OH F fPATZWANP — 84 F-* -ww/zooe £
Buchhändlers Beck. Jahrzehntelang residierte dort das Hotel „Deutsches Haus", das als das vornehmste Lokal am Ort galt (Abb. 7). Nicht ohne Grund installierten die Nationalsozialisten in den späten Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an dieser städtebauhch und architektonisch herausragenden Stelle ihre Parteizentrale mit der Kreisleitung. Das „Deutsche Haus" war nicht nur bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das größte bürgerliche Gebäude in der Stadt, sondern setzte sich auch mit der Fassadengliederung und den Detaüs deutlich von den übrigen Gebäuden ab. Eher ghch es einem herrschaftlichen Gebäude. Dies bewirkten sicher die rhythmische Gliederung durch acht Fensterachsen, das Hochparterregeschoss mit noch einmal zwei darüberliegenden hohen Stockwerken und dem abschließenden Halbgeschoss, die breite Freitreppe und der obere Abschluss der Fassade. Denn ursprünglich verdeckte eine Attika das flach geneigte Dach. Im Detail zeigt dieses Gebäude Gliederungen, die auf die Architektur des gerade fertiggestellten Regierungsgebäudes verweisen: Den Sockelbereich gliedert die Bandrustika, und zugleich ist er gestuft. Über eine große Freitreppe führt der Zugang durch nebeneinanderstehende Portale ins Gebäude. Portalgewände und Fenstergewände sind profiliert gestaltet. Dagegen sind die Gurtgesimse einfach gehalten. Das Traufgesims wiederum ist kräftig profiliert ausgeführt. Auch wenn Architekturdetails des Regierungsgebäudes übernommen wurden, ist die Fassade eine eigenständige Schöpfung. Sie ist wohlproportioniert und ausgewogen gegliedert. Fein ausgebildet sind die Übergänge - von innen nach außen und zum Boden und zum Dach hin. Dazu trägt auch das dekorative Band bei, in das die Fenster des Halbgeschosses integriert sind und das die Wand zum Traufgesims hin abschließt. Gerade die Eingangssituation ist hervorragend inszeniert. Die Stufen, die zum Hochparterre führen, verhindern ein Hineinstolpern; und beim Hinaustreten gewinnt man vom erhöhten Standpunkt aus Überblick und Orientierung. Im Gegensatz zum benachbarten Wohnhaus des Hofkammerrats Horn oder auch der herrschaftlichen Gebäude in der Carlsstraße wurde beim Beck'schen Haus auf Wandschichtung oder Gliede- rung mittels Lisenen verzichtet. Dafür spiegelt dieses Haus mit seiner klar formulierten, wohlproportionierten Fassade jene Dimension und jenen klassizistischen Stil wider, der in der Stuttgarter Königsstraße oder der Neuen Mainzer Straße in Frankfurt, in Städten wie Karlsruhe und Darmstadt um 1840 zu sehen war und wenig später bereits wieder neuen Strömungen weichen musste. Wie der Platz bringt auch das Gebäude etwas vom Flair der großen Welt in die kleine Stadt. Zu klein waren die Verhältnisse in diesem Ort, um Kapital, Menschen und Arbeit zu binden. So bheben Form und Dimension dieses Gebäudes singulär, und auch im Stadträumlichen gelang es der Stadt seit dieser Zeit nicht mehr, einen weiteren Platz zu formen. Der Entwurf des „Deutschen Hauses" stammt vom fürstlichen Bauinspektor Bröm; 1839 hatte er den Plan gezeichnet. 1843 wurde er zum Baurat ernannt und war damit zuständig für das Dominal-Bauwesen bei der Hofkammer und das Technische Referat bei der Regierung. Ursprünglich wollte Erbprinz Karl Anton an dieser Stelle Wohnungen für höhergestellte Beamte errichten lassen. Das war 1838. Ein Jahr später sollte an dieser Stelle das Regierungsgebäude platziert werden, für das auch bereits Entwürfe existierten. Doch das Raumprogramm wurde ausgeweitet und in der Carlsstraße der passende Platz für die Landesregierung gefunden. Möglicherweise ist das „Deutsche Haus" Planungsrelikt beider Vorhaben. Denn die FassadengÜederung entspricht jener, die Geheimrat Schnell in seiner Skizze für die Konferenzsitzung vom Juli 1838 als Vorschlag für den Bau eines neuen Gebäudes in der Carlsstraße entwickelt hatte: viergeschossig über hohem Sockel, Attika und flaches Dach. Und vermutlich ist es nicht nur eine Reaktion auf den geplanten Platz, sondern auch bereits auf das angedachte Ständehaus auf der nördhchen Platzseite. Denn im selben Jahr, als Bröm den Bau hochführen heß, war bereits seitens der Stadtverschönerungskommission gefordert, die auf der nördhchen Platzseite entstehenden Bauten unter einem Dach und hinter einer Fassade zusammenzufassen. Abb 6: Leopoldplatz, Leopold-Denkmal mit dem ehemaligen Ständehaus um 1920. Vorlage: Frau M. Bruttel, Sigmaringen 85
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