Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Obemdorf Bestrebungen, eine eigene Schule zu gründen und ein<br />
Schulgebäude zu errichten. Das erforderliche Kapital will man<br />
über einen Stiftungsfonds ansparen (GA Oberndorf I Best.-Nr.<br />
134), der dann vermutlich der Inflation von 1923 zum Opfer fällt,<br />
so dass die Oberndorfer bis heute Kirche und Schule in Billafingen<br />
bzw. Herdwangen besuchen.<br />
Gut dokumentiert ist im Gemeindearchiv die Freiwillige Feuerwehr,<br />
der - abgesehen von der Kriegerkameradschaft und dem Spar- und<br />
Darlehenskassenverein - einzige Verein in Oberndorf. Hervorgegangen<br />
aus einem Spritzenverband der Gemeinden der ehemaligen<br />
Deutschordens-Herrschaft Hohenfels besteht in Oberndorf<br />
zunächst eine Pflichtfeuerwehr, der die Gemeinde 1888 eine eigene<br />
Saugfeuerlöschspritze beschafft (GA Oberndorf I Best.-Nr.<br />
87). 1935 kommt es dann zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Oberndorf-Waldsteig, der alsbald 28 Wehrmänner und damit<br />
vermutlich nahezu alle männlichen Dorfbewohner im Erwachsenenalter<br />
beitreten (GA Oberndorf H Best.-Nr. 84). Dass die Verhältnisse<br />
in Oberndorf im Brandfall angesichts der fehlenden Zentralwasserversorgung<br />
noch lange schwierig, um nicht zu sagen riskant<br />
blieben, illustriert in der Ausstellung eine Stellungnahme von<br />
Bürgermeister Keller aus dem Jahr 1954 nach einem verunglückten<br />
Löscheinsatz (GA Oberndorf I Best.-Nr. 88).<br />
Votum für Gemeindeehe mit badischen Nachbarn<br />
Die Geschichte der selbstständigen Gemeinde Oberndorf und damit<br />
auch die Überlieferung des Kommunalarchivs endet mit der<br />
Gemeindereform von 1974, die in der Ausstellung mit der Niederschrift<br />
einer Bürgeranhörung sowie der von den drei Bürgermeistern<br />
Fecht, Siebler und Herrmann abgeschlossenen Vereinbarung<br />
über den Zusammenschluss von Herdwangen, Großschönach und<br />
Oberndorf zur neuen Gemeinde Herdwangen-Schönach vertreten<br />
ist (GA Oberndorf II Best.-Nr. 2). Während sich auch in der Nachbarschaft<br />
die Bürger nicht weniger Gemeinden dem Verlust der<br />
kommunalen Eigenständigkeit widersetzen, sprechen sich die<br />
Oberndorfer am 9. Dezember 1973 mit 41 zu 29 Stimmen für einen<br />
Zusammenschluss mit den badischen Nachbarn aus (GA<br />
Oberndorf II Best.-Nr. 31).<br />
Das Oberndorfer Gemeindearchiv dokumentiert die Geschichte einer<br />
kleinen hohenzollerischen Landgemeinde über nahezu zwei<br />
Jahrhunderte hinweg. Im Unterschied zur Überlieferung in den<br />
Staats- und Kirchenarchiven und auch dem Kreisarchiv finden sich<br />
hier geschichtliche Zeugnisse, die von den Ortsbewohnern selbst<br />
gestaltet worden sind und in denen sich das dörfliche Leben gewissermaßen<br />
aus der Innenansicht widerspiegelt. Trotz aller<br />
Lücken und Verluste bildet der Archivbestand mit seinen nahezu<br />
500 Akten, Bänden und Karten die Entwicklung von Oberndorf und<br />
seiner Bevölkerung in einer höchst vielschichtigen Weise ab. Diese<br />
geschichtlichen Dokumente gehören nicht weniger zum erhaltenswerten<br />
Erbe der Vergangenheit wie die Kapellen von Heggelbach<br />
und Oberndorf oder manches denkmalwürdige Bauernhaus. Es<br />
verdient Anerkennung, dass sich die Gemeinde Herdwangen-<br />
Schönach ihrer gesetzlichen Verantwortung gestellt und die Sicherung<br />
und Erschließung des Oberndorfer Gemeindearchivs mit Kosten<br />
von immerhin knapp 3500 € finanziert hat. Ordnung, Verzeichnung,<br />
archivgerechte Verpackung und zuletzt die Redaktion<br />
des Findbuchs haben von 1997 bis 2003 unter der fachlichen Aufsicht<br />
des Kreisarchivars der Werkstudent Manfred Waßner und der<br />
Archivpfleger Dr. Armin Heim besorgt. Seinen Standort hat der Archivbestand,<br />
nach seiner Rückgabe durch das Kreisarchiv an die<br />
Gemeinde Herdwangen-Schönach, im Archivraum des Herdwan-<br />
28<br />
ger Rathauses gefunden. Für die Bearbeiter und den Kreisarchivar<br />
wäre es der schönste Lohn ihrer Arbeit, wenn das neu geordnete<br />
und nutzbare Archiv das Interesse der Oberndorfer für ihre eigene<br />
Geschichte anregen und als kostbares Erbe der Vergangenheit eine<br />
bleibende Wertschätzung und Aufmerksamkeit erfahren würde.<br />
Geringfügig überarbeitete Fassung eines Vortrags zur Eröffnung<br />
einer Ausstellung mit „Schätzen" aus dem Gemeindearchiv<br />
Oberndorf am 18. Dezember2004 im Bürgersaal Herdwangen.<br />
Quellen und Literatur:<br />
Gemeindearchiv Oberndorf<br />
Manfred Waßner u. Armin Heim (Bearb.): Das Gemeindearchiv<br />
Oberndorf. Findbuch. 1821 - 1981. Kreisarchiv Sigmaringen<br />
1998/2003 (masch.-schr. vervielfältigt).<br />
Archivpflege in den Gemeinden K-01934-1971 (StASHo 337Nr. 13).<br />
Kreiskultur- und Archivamt Sigmaringen, Dienstregistratur, Az.<br />
044.30/Herdwangen-Schönach.<br />
Hof- und Adress-Handbuch des Fürstenthums Hohenzollern-Sigmaringen<br />
nebst einer Uebersicht des Organismus der Verwaltung<br />
und der geographischen Verhältnisse des Landes. Stuttgart und Sigmaringen<br />
1844.<br />
Adreßbuch für Stadt und Kreis Sigmaringen. Sigmaringen 1939.<br />
Einwohnerbuch für Stadt und Kreis Sigmaringen. Sigmaringen<br />
1950.<br />
K. Th. Zingeler: Statistisches Hof-, Hand- und Adreßbuch für die<br />
hohenzollernschen Lande. Sigmaringen 21881.<br />
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen<br />
und Gemeinden. Bd. VII Regierungsbezirk Tübingen. Hg. v. d.<br />
Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Stuttgart 1978.<br />
EDWIN ERNST WEBER<br />
300 Jahre Ortsgeschichte auf 36,5 Metern<br />
Das Gemeindearchiv Krauchenwies und<br />
seine Schätze<br />
Entwurf für die neue Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Krauchenwies,<br />
gefertigt von Edmund Lutz 1911 (GA Krauchenwies IBet. -Nr. 312)