Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Noch ist ablesbar, in welcher Zeit der Platz entstand. Die Fassaden<br />
des Deutschen Hauses und des Ständehauses haben trotz Veränderungen<br />
jenen typischen Formenkanon bewahrt, der in die vierziger<br />
Jahre des 19- Jahrhunderts verweist. Damit ist der Platz, der zwischen<br />
diesen beiden symmetrischen Platzwänden eingespannt daliegt,<br />
in diese Zeit einzuordnen.<br />
Und nur mit diesen Fassaden und dem Handel und Wandel entzogenen<br />
Platzgeviert wirkt er authentisch, vermittelt historische Kontinuität<br />
und vermag seine Prägnanz zu behalten, die Tür in die Geschichte<br />
zu öffnen und Zeugnis zu geben über die Vergangenheit<br />
und damit auch über die Herkunft. Nirgendwo in der Stadt lässt<br />
sich aufgrund der überlieferten Gestalt der Wandel zur Landeshauptstadt<br />
besser dokumentieren als an diesem Ort. Für die historische<br />
Bedeutung der Stadt ist der Wert von Platzgeviert und Fassaden<br />
unersetzlich. Der Leopoldplatz ist kein Schmuckplatz der<br />
Gründerzeit, wie ihn zahlreiche Städte hervorbrachten, und er ist<br />
auch kein Vorplatz des ehemaligen Ständehauses, und erst recht ist<br />
er kein Platz für Handel und Wandel und Nutzungen, die beliebig<br />
sind. Mit seiner prägnanten Grundrissfigur und seinem baumbestandenen<br />
Geviert war er von Beginn an Handel und Wandel entzogen,<br />
was zu jener Zeit im deutschen Süden - ausgenommen die<br />
Landeshauptstädte - keiner anderen Stadt gelang. In seiner „Nutzlosigkeit"<br />
daliegend, ist er bewusst geschaffen worden zur Zierde<br />
der Stadt, als herausragendes Denkmal für den Fürsten und als<br />
sichtbares, Gestalt gewordenes Monument der Landeshauptstadt.<br />
Buchbesprechungen<br />
Bernd Merkle: Gibts ebbes Neis?<br />
In mehreren im Tübinger Silberburg-Verlag erschienenen Büchern<br />
hat Bernd Merkle schon heitere schwäbische Kurzgeschichten und<br />
Gedichte präsentiert. Sein neuestes Werk „Gibt's ebbes Neis?" zeigt<br />
Schwächen. Nicht alles, was wohl lustig und originell sein soll, ist<br />
es unbedingt, denn ethche der geschilderten Geschichten aus dem<br />
Alltag sind Platitüden, diskriminieren und verletzen. Uber das abgedroschene<br />
Thema „Männerängste beim Zahnarzt" mag man vielleicht<br />
noch schmunzeln, aber das Männergespräch „Uff dr Parkbank"<br />
vermittelt statt Witz nur den Eindruck von alten Menschen<br />
als „Deppen". Auch die Geschichte „Neue Nochbr" kann die<br />
falsche Annahme entstehen lassen, den Schwaben seien Neugierigsein<br />
und Fremdenangst angeboren. Der Unterhaltungswert des<br />
Buchs ist eher mäßig.<br />
Bernd Merkle: „Gibts ebbes Neis? Heitere Kurzgeschichten und<br />
Gedichte". Mit Zeichnungen von Helga Merkle. 144 Seiten, 15 Abbildungen,<br />
12.90 Euro. Silberburg- Verlag, Tübingen. ISBN: 978-3-<br />
87407-768-2. (ba)<br />
Bruno Ensslen: Erseht war nex<br />
Das Buch des Grafikers und Künstlers Bruno Ensslen „Erseht war<br />
nex" ist ein ,Hingucker", hebe- und anspruchsvoll gestaltet. Man<br />
freut sich schon vor dem Lesen der Texte an der gelungenen, hintergründig-witzigen,<br />
aber auch nachdenklich stimmenden Illustration<br />
und schmunzelt dann zum wiederholten Mal beim Lesen der<br />
schwäbischen Texte dieser biblischen Bilderballade, die die Entstehung<br />
der Welt, den Sündenfall von Adam und Eva im Paradies,<br />
deren Vertreibung aus dem Garten Eden, die Sintflut und den<br />
Turmbau von Babel zum Inhalt hat. Der Autor erzählt und inter-<br />
87<br />
ANMERKUNGEN<br />
1 Gekürzte Fassung des gleichnamigen Vortrags, den der Verfasser<br />
am 19. Januar 2007 auf Einladung des Kreiskulturforums und<br />
des <strong>Hohenzollerische</strong>n <strong>Geschichtsverein</strong>s im Spiegelsaal des Sigmaringer<br />
Prinzenbau hielt.<br />
2 Zum geschichtlichen Überblick vgl. Fritz Kallenberg (Hrsg.), Hohenzollern,<br />
Stuttgart 1996 (Schriften zur politischen Landeskunde<br />
Baden-Württembergs; 23)<br />
3 Vgl. hierzu zusammenfassend, Franz-Severin Gäßler, Sigmaringen<br />
- Fürstliche Präsenz im Stadtbild. Der Ausbau der Residenzund<br />
Landeshauptstadt im 19. Jahrhundert. In: Adel im Wandel.<br />
Oberschaben von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Ostfildern<br />
2006, S. 439-460. Darin auch weiterführende Literatur.<br />
4 Plätze mit repräsentativem Charakter, die über die Funktion eines<br />
Marktplatzes hinausgehen, sind in jener Epoche auch in Aschaffenburg<br />
und Regensburg, Bamberg und Mainz sowie in Kehl, zu<br />
finden - allerdings innerhalb der Altstadt. Die Planungen gehen<br />
zurück auf jene Zeit, als unter Dalberg Regensburg für wenige<br />
Jahre Fürstentum wurde und Aschaffenburg Residenz und Verwaltungsmittelpunkt,<br />
Mainz Hauptstadt eines französischen Departements<br />
war und zur Nebenresidenz Napoleons ausgebaut<br />
werden sollte, und Bamberg bayerisch und Residenz einer Wittelsbacher<br />
Nebenlinie wurde; Kehl, nach einem vernichtenden<br />
Stadtbrand wiederaufgebaut, bildet in gewisser Weise einen Sonderfall.<br />
Eine vergleichende Studie der Plätze untereinander hinsichtlich<br />
Gestalt und Funktion wird an anderer Stelle erfolgen.<br />
pretiert verschmitzt-ironisch, stichelt und teilt Seitenhiebe aus, übt<br />
Zeitkritik. So schreibt er, in Noahs Arche „do isch zuaganga wia em<br />
Bundestag". Dem Herrgott hält er vor: „S Hirn hot r zemlich knapp<br />
bemessa, beim Mensch, do hätt r s schier vrgessa" und schon im<br />
Prolog meint Ensslen: „Alles... ischt bloß noh a Trauerspiel", so<br />
dass ihm im Schluss-Satz nur die Erkenntnis bleibt: „D Menscha<br />
send halt wia d Leit".<br />
Bruno Ensslen „Erseht war nex. Eine biblische Bilderballade in<br />
schwäbischer Mund- und Gangart". 80 Seiten, zahlreiche Illustrationen,<br />
17,90 Euro. ISBN: 978-3 -87407 - 770-5. Erschienen im<br />
Silberburg- Verlag, Tübingen. (ba)<br />
Das Naturschutzgebiet Federsee<br />
Der Federsee, das größte zusammenhängende Moorgebiet in Baden-Württemberg,<br />
ist ein Besuchermagnet, der jährlich Tausende<br />
von Besuchern anlockt. Viele von ihnen lassen sich von der Vielfalt<br />
der Flora und Fauna in diesem Naturschutzareal faszinieren. Dr.<br />
Hans Günzl betreute über zwei Jahrzehnte lang die Außenstelle Bad<br />
Buchau des Lehrstuhls für Zoologie der Universität Tübingen. Das<br />
Standardwerk zum Naturschutzgebiet Federsee ist nun gründlich<br />
überarbeitet worden, und die neuesten Erkenntnisse aus umfangreichen<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen, deren Ergebnisse das<br />
Wissen um ökologische Zusammenhänge wesentlich erweitert haben,<br />
wurden eingearbeitet. So ist nun ein fachkundiger Führer<br />
durch die Landschaftsgeschichte und Ökologie des Federsee-Gebiets<br />
entstanden und Dank der kurzen, prägnanten, aber gut verständlichen<br />
und reich bebilderten Kapitel auch ein interessantes und spannendes<br />
Lesebuch, das man gern zur Hand nimmt und das dazu animieren<br />
kann, mit gesteigertem Umweltbewusstsein und wachen Sinnen,<br />
der Pflanzen- und Tierwelt des Moores nachzuspüren. Dargelegt<br />
werden auch die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des<br />
Gebiets, die Auswirkungen der menschlichen Eingriffe in das sensible<br />
Ökosystem und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt.