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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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eingreifen". Die <strong>Hohenzollerische</strong>n Blätter attestierten dem Klub,<br />

„in Anbetracht seines kurzen Bestehens, Vorzügliches" und<br />

nannten den Fußball einen „schönefn] Sport", der „mehr Anhänger"<br />

verdiene. Damals war Fußball Randsportart. Hirnen war<br />

der Sport Nummer 1.<br />

Die Gründungsversammlung - wenn das unterstellt werden darf -<br />

im „Fecker", der monatliche Stammtisch im „Sträßle" und meist<br />

im „Paradies", war der FC Hohenzollern 1908 ein Oberstadt- und<br />

Innenstadtverein. Das einzige bekannte Bild der Mannschaft zeigt<br />

27 junge Männer, davon 17 in Sportkleidung 8 . Vier andere - mit Anzug<br />

und Hut - tragen Fahnen mit den Farben Hohenzollerns. Fans.<br />

Der Verein war der Kader und sein Freundeskreis. Vorsitzender<br />

war Eugen Hirschauer 9 . Er war damals 25 Jahre alt und Kaufmann,<br />

vermuthch der Kapitän der Mannschaft, die sich im November<br />

1908 zweimal achtbar gegen Ebingen hielt. Später wurde er Betriebsleiter<br />

in der Textilfirma Carl Loewengard und nach der Arisierung<br />

1938 bei Heinrich Maute. Im Dezember 1909 war er Gründungsmitglied<br />

und Schriftführer der Freiwilligen Sanitätskolonne<br />

im Roten Kreuz, sozusagen der Bereitschaft des Ortsvereins 1 ". Exakt<br />

identifizerbar aus dem Fußball-Club Hohenzollern 1908<br />

scheint sonst nur noch Eugen Riedel zu sein". Der spätere Eisengroßhändler<br />

aus der Schlossstraße kam am 15. Juh 1907 als Junggehilfe<br />

der Firma M. A. Levy nach Hechingen. Er war nicht einmal<br />

17 Jahre alt. Geboren am 26. November 1890 in Steinheim, war er<br />

zur Lehre in Bietigheim und hatte dort vielleicht den Fußball kennen<br />

gelernt.<br />

Der FC Hohenzollern 1908 spielte länger, als ihm das nachgesagt<br />

wird. Er „konnte der außergewöhnlichen Schwierigkeiten nicht<br />

lange Herr werden" und sei „nach einjähriger Lebensdauer" von<br />

der Fußballgesellschaft 1909 abgelöst worden, schrieb 1957 Ernst<br />

Mayer, als er die Hechinger Fußballgeschichte aufarbeitete 12 . Er<br />

datiert die Gründungsversammlung der Fußballgesellschaft auf<br />

den Juh 1909-<br />

Aber im Sommer 1909 stand der FC Hohenzollern 1908 praktisch<br />

jeden Sonntag auf dem Platz und hatte sogar zwei Mannschaften.<br />

Den Reigen eröffnete.die Monatsversammlung im Cafe Sträßle am<br />

10. Juh. Tags darauf fuhr die Mannschaft zum Wettspiel nach Ebingen<br />

und in der Woche darauf, am 18. Juh, ging es auf der Lichtnau<br />

gegen den FC 05 Tübingen H. Der „F. C. H." fuhr mit 1:10 eine<br />

Schlappe ein, hatte aber auch nur zehn Mann auf dem Platz - möglicherweise,<br />

weil sich ein Spieler im Training zwei Tage vorher den<br />

Fuß gebrochen hatte. Das nächste Spiel am 8. August brachte auf<br />

der Lichtnau ein 8:1 gegen Ebingen 13 . Es war ausdrücklich die erste<br />

Mannschaft, die dieses Spiel bestritt. Auffällig ist, dass sie danach<br />

nicht mehr belegbar ist. Sie stand nie mehr auf dem Rasen.<br />

Ganz anders die zweite Mannschaft, die sich in diesem Sommer<br />

1909 bildete. Zum Training am 16. Juli, als sich ein Spieler den Fuß<br />

brach, waren bereits erste und zweite Mannschaft aufgerufen, zu<br />

ihrem „ersten Wettkampf' hef die Zweite am 25. Juh auf. Gegner<br />

war Arminia Reuthngen HI. Am 1. August fuhr die zweite Mannschaft<br />

nach Ebingen und gewann dort mit nur neun Mann 0:1. Am<br />

Sonntag danach sahen die Zuschauer auf der Lichtnau außer dem<br />

Kantersieg der ersten Mannschaft eine 3:8-Schlappe der zweiten<br />

Mannschaft gegen Tübingen. Gegen Arminia Reuthngen V am 15.<br />

und einen nicht genannten Gegner am 22. August hatte die zweite<br />

Mannschaft weitere Wettspiele in diesem Sommer, dann erst wieder<br />

Anfang Oktober, wohl am 3-, dem Sonntag 14 .<br />

Im September 1909 gab es keinen Fußball, der Verein traf sich am<br />

2. September zur Monatsversammlung im „Vereinslokal" und das<br />

nächste Mal einen Monat später am 5- Oktober im „Paradies". Die<br />

Zweite hatte ihre Mannschaftssitzung am 2. Oktober im „Silber-<br />

42<br />

groschen", einem Gasthaus vor der Stadt am Obertorplatz. Schon<br />

am 21. August hatte sie zu einer getrennten Sitzung gerufen 15 . Anscheinend<br />

bildeten sich in dieser Zeit zwei Chquen im Verein, vielleicht<br />

barg die Trennung Zündstoff. Nach der Monatsversammlung<br />

am 5- Oktober 1909 im „Paradies" gibt es jedenfalls keine Nachrichten<br />

mehr vom Fußballklub Hohenzollern 1908.<br />

Fußballgesellschaft Hechingen 1909<br />

Die neue „Fußball-Gesellschaft Hechingen 1909" wird am Jahresende<br />

1909 erstmals greifbar. Am 4. Dezember kündigte sie mit einer<br />

Anzeige in den <strong>Hohenzollerische</strong>n Blättern das Wettspiel ihrer<br />

ersten Mannschaft gegen den FC Ebingen I am Tag darauf auf der<br />

Lichtnau an. Das ist der bislang früheste schriftliche Beleg für den<br />

neuen Verein 16 .<br />

Möglicherweise findet sich in der Fußballgesellschaft eine der beiden<br />

Mannschaften des alten Vereins wieder, am ehesten die zweite.<br />

Die Fußballgesellschaft 1909 feierte ihre Stiftungsfeste, die Jahrtage<br />

der Vereinsgründung, in der Regel im August und berief sich<br />

bereits zum 25. Jubiläum im Jahre 1934 auf die Vereinsgründung<br />

im Juh 1909 17 . In dieser Zeit schlug die Geburtsstunde der zweiten<br />

Mannschaft des Fußballklubs Hohenzollern 1908. Unter eigenem<br />

Namen trat sie jedoch erst im Dezember 1909 auf.<br />

Dass die Fußballgesellschaft aus dem Fußballklub hervorgegangen<br />

ist, legt auch das Foto aus dieser Zeit nahe. Es zeigt 13 Spieler, die<br />

meisten mit Mütze, und einen Herrn mit Gehrock und Hut, der<br />

Überlieferung nach der Vorsitzende und Trainer. Die Fußballgesellschaft<br />

spielte offensichtlich in den schwarz-weiß gestreiften Trikots<br />

des Fußballklubs Hohenzollern, der Torwart in hellem Sweater.<br />

Selbst der Ball scheint identisch zu sein. Die Firma Kaibacher<br />

hatte die Ausrüstung besorgt 1S . Vielleicht gab die erste Mannschaft<br />

des Fußballklubs Hohenzollern, obwohl sie nicht mehr spielte, den<br />

Namen nicht her, aber die Zweite hatte die Trikots.<br />

Ab dem März 1910 lieferte sich die Fußballgesellschaft 1909 einmal<br />

im Monat Wettspiele, zuerst mit dem sensationellen 3:4 bei der<br />

Fußballgesellschaft Tübingen III, dann mit der Heimniederlage im<br />

„Retourwettspiel" am 3- April und am 29. Mai mit dem Rückspiel<br />

in Ebingen (3:2). Zu diesem Zeitpunkt war eine zweite Mannschaft<br />

hinzugekommen, die ihr erstes Wettspiel am 5. Juni beim 1. FC Tübingen<br />

IV bestritt. Am Tag zuvor hatte der Verein erstmals eine Versammlung<br />

in seinem „neuen Vereinslokal", der „Kaiserburg" in<br />

unmittelbarer Nähe des Sportplatzes auf der Lichtnau 19 . Dort richtete<br />

sich die Fußballgesellschaft fortan ein. Vielleicht war das „Paradies"<br />

zu klein geworden. Das Domizil bei Gastwirt Adam Wahl<br />

hatte auch den Vorteil, dass die Torstangen nicht weit vom Sportplatz<br />

verstaut werden konnten 20 .<br />

Als Männer der ersten Stunde der Fußballgesellschaft Hechingen<br />

und - wenn sie's denn ist - der zweiten Mannschaft des Fußballklubs<br />

Hohenzollern nennt die Vereinshistorie Eduard Bausinger,<br />

Anton Bogenschütz, Friedrich Braitsch, Ernst Gruhler, Richard<br />

Jost, Max Kässmodel, Karl Rieger, Max Steck, Otto Strobel, Eugen<br />

Vetter sowie einen vornamenlosen Spieler Roth. Auch Eisenmann,<br />

Moos, Nerz, Kaibacher und der erste Vorsitzende und Trainer Moll<br />

bleiben in der Überlieferung ohne Vornamen. Gruhler und Hans<br />

Scheffel werden als weitere Vorsitzende aus der Frühzeit genannt 21 .<br />

Der regelmäßige Wechsel im Vorsitz war damals durchaus üblich.<br />

Zeitgenössisch belegbar ist ein in der Vereinsgeschichtsschreibung<br />

nirgendwo auftauchender Karl Banzhaf aus der Marktstraße, der<br />

im Namen der Fußballgesellschaft Hechingen am 14. Juni 1910 im<br />

Bürgermeisteramt beantragte, dem Verein wie „seinerzeit dem<br />

nunmehr aufgelösten Fussballclub Hohenzollern 1908" die Nutzung<br />

des Spielplatzes Lichtnau zu genehmigen 22 . Der Gemeinderat<br />

gab das gewünschte Plazet.

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