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Hohenzollerische Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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mit Emigrierten und mit alten Haigerlocherinnen sehen kann. Die<br />

meisten Interviewpartner hat sie noch persönlich kennen gelernt.<br />

- Erstaunlich versöhnliche Interviews. Ist die zweite Judenverfolgung<br />

in Haigerloch -1939- bereits vergessen? -<br />

An einem anderen Videogerät kann man einen Film über den Beginn<br />

der kollektiven Erinnerung in Hechingen sehen: Ein Zahnarzt<br />

hatte 1982 zu einem Treffen in seiner Praxis eingeladen. Haigerloch<br />

war viel später dran. Erst 1988, 50 Jahre nach der Reichspogromnacht<br />

hat sich eine Gruppe gebildet.<br />

Sie betritt den ehemaligen Filmvorführraum, in dem kopierte Akten<br />

ausgestellt sind, auch Polizeiprotokolle, die aufgenommen<br />

wurden, nachdem einem alten jüdischen Herrn der Zutritt in einen<br />

Lebensmittelladen verwehrt worden war.<br />

FRANZ-SEVERIN GÄßLER<br />

Gartendirektor Heinrich Grube - der<br />

Schöpfer des Sigmaringer Prinzengartens<br />

Eine biographische Notiz<br />

Kaum eine Stadt in Südwestdeutschland war - abgesehen von den<br />

Residenzen des württembergischen und des badischen Hofs - in<br />

der zweiten Hälfte des 19- Jahrhunderts derart eingebettet in eine<br />

gärtnerisch gestaltete und mit Wegen und Aussichtspunkten erschlossene<br />

Landschaft wie die Residenzstadt Sigmaringen 1 . Voraussetzung<br />

dafür waren der gewaltige Grundbesitz des Fürsten von<br />

Hohenzollern-Sigmaringen und insbesondere dessen Schlösser in<br />

Sigmaringen und den benachbarten Dörfern Krauchenwies und Inzigkofen<br />

sowie das zwischen Sigmaringen und Krauchenwies gelegene<br />

Jagdschlösschen Josephslust. Die äußerst reizvollen landschaftlichen<br />

Formationen dieser Gegend waren geradezu prädestiniert<br />

für die ausgedehnten Anlagen in diesen Orten und im sogenannten<br />

Bittelschießer Täle, das eine knappe Wegstunde östlich<br />

von Sigmaringen im Tal der Laudiert liegt: die Feuchtigkeit, die erfrischende<br />

Kühle und der Klang des Wassers von Donau und Laudiert,<br />

Andelsbach und Ablach, hell in der Sonne leuchtende, jäh<br />

abstürzende Felspartien, steile, waldbestandene Hänge, deren<br />

dunkler Farbton in starkem Kontrast dazu steht wie auch zu den<br />

Wiesen der ehemals weitestgehend unberührt daliegenden Talauen<br />

und den in sanften Schwüngen ausgleitenden, teils als Äcker, teils<br />

als Wiesen genutzten, flachen Hängen. Diese kontrastreiche Landschaft,<br />

deren Büder von Schritt zu Schritt wechseln und neue Perspektiven<br />

eröffnen, kokettiert nicht nur mit Enge und Weite, Höhe<br />

und Tiefe, sondern auch mit Nähe und Distanz, einer Distanz, die<br />

das Tiefgründige und Unerreichbare, das Rätselhafte und Geheimnisvolle<br />

im Leben widerspiegelt.<br />

Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Inszenierung der<br />

Landschaft in diesem Teil Schwabens mit der Allee von Sigmaringen<br />

nach Hedingen ihren Anfang gefunden 2 . Mitte des 19- Jahrhunderts<br />

war die Ausdehnung der Anlagen in den oben genannten<br />

Orten weitgehend festgelegt 3 . Die Rückkehr des fürstlichen Hofs<br />

nach Sigmaringen 1871 und der zur selben Zeit erfolgte Bahnbau<br />

setzten mit unterschiedlicher Wirkung nochmals Impulse. Denn in<br />

dieser Zeit erhielt der Prinzengarten in Sigmaringen seine heute<br />

noch erkennbare Form, und zugleich setzten die geometrischen<br />

Gartenteile nördlich und südlich des fürstlichen Landhauses in<br />

Krauchenwies dort neue Akzente 4 . Die Pracht der blühenden Stau-<br />

6<br />

Sie geht die Treppe hinunter und blättert im Gästebuch: „Es war gut<br />

und ich werde über Ihr Museum grenzenlos in Israel / USA / Russland<br />

informieren." - „A very moving exhibition." - „Mir gefällt<br />

diese Synagoge sehr." - „Absolutely fascinating!" - Lob und Anerkennung<br />

from all over the world.-<br />

Sie löscht die Lichter, stellt den Kundenstopper, der keinen Besucher<br />

angelockt hat, wieder in den Innenraum, nimmt das Schild<br />

„Museum geöffnet" von der Tür, schließt ab und stellt die Alarmanlage<br />

an. Draußen hat die Nachmittagssonne etwas vom Schnee<br />

weggeschmolzen und mehr Text auf dem ehemaligen Synagogenvorplatz<br />

frei gegeben: „Umbau zur Turnhalle 3. Februar 1941". Die<br />

Fenster im Haus gegenüber sind geschlossen. Vom Römerturm<br />

schlägt es fünf.<br />

den ist längst dahin, die Natur hat sich einen Teil der Anlagen<br />

zurückerobert, und die Nachpflanzungen ignorierten oft Gestalt<br />

und Gefüge der Anlagen. Und dennoch ist der Stil jener Zeit unverkennbar,<br />

in der die fürstliche Gartendirektion geschaffen wurde<br />

und der Gartendirektor Heinrich Grube (Abb. 1) für die fürstlichen<br />

Anlagen verantwortlich war 5 .<br />

Heinrich Grube (24. Mai 1840-28. Dezember 1907)<br />

Abb. 1: Heinrich Grube, Abb. aus: Die Gartenwelt, 11. Jg. 1907, S. 276<br />

Heinrich Grube wurde am 24. Mai 1840 in Düsseldorf als jüngstes<br />

von fünf Kindern in eine weltoffene und rege Familie hineingeboren".<br />

Sein 1845 auf Java verstorbener Vater, der Konsul Friedrich<br />

Wilhelm Grube, war 1825-27 in Mexiko gewesen, hatte 1828 eine<br />

Stelle als Regierungssekretär in Düsseldorf erhalten und war 1842<br />

nach Berlin berufen worden, um die Handelswege nach China zu<br />

erkunden. Bereits in jungen Jahren unterhielt er eine Leihbibliothek<br />

und war 1829 Gründungsmitglied des Kunstvereins für die<br />

Rheinlande und Westfalen. Seine Frau Elisabeth geb. Dietz (1803-<br />

71) und deren Schwester Katharina (1809-82) hatten aktiv Anteil<br />

am literarischen Leben ihrer Zeit 7 . Theaterstücke von Katharina<br />

Dietz wurden beispielsweise in Augsburg und Sigmaringen aufgeführt<br />

8 . Über die älteste Tochter des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern,<br />

die Königin Stephanie von Portugal, verfasste sie eine Biographie<br />

und die Briefe Heinrich Grubes aus Mexiko verarbeitete<br />

sie zu einer Erzählung 1 '.

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