Voyeurismus und des „Herauswählens“ charakterisiert ist, wobei die Elimination jenach Sympathie und Antipathie der Rezipienten willkürlich vonstatten geht. Dabeibevorzugt Schlingensief die Stilmittel der Übertreibung und Überinszenierung, umhinter der Fassade einer konstruierten irrealen Welt die reale Welt sichtbar <strong>zum</strong>achen und sie einer kritischen Beobachtung zu unterziehen.4.2.2 Muster der „Fluxus“ - BewegungWie die Analyse des „Big Brother“-Projekts zeigen konnte, ist auch dieschlingensiefsche Containershow eine Inszenierung Realitätsanspruch; doch imUnterschied <strong>zum</strong> Originalformat verkörpert das Happening „Ausländer Raus“ eineRealität, die auch außerhalb der medialen Welt und unabhängig vonInszenierungen existiert. Während „Big Brother“ auf RTL die Zukunft derKandidatinnen und Kandidaten in privater wie in beruflicher Hinsicht nichtunwesentlich beeinflusst, nahm das Projekt „Ausländer Raus“ viel spürbarerEinfluss auf die Rezipienten, also auf Politik, Öffentlichkeit und selbst die Medien.So begann die der FPÖ nahe stehende Wiener „Kronenzeitung“, alsSchuldzuweisung empfundene Attacken Schlingensiefs zurückzuweisen, und inder österreichischen Bevölkerung kam es zu einer deutlichen Belebung derinnerpolitischen Diskussion. Insofern war die Wiener Containershow nicht nur einmediales Happening, sondern viel eher noch eine „Reality-Installation“.Schlingensief, der sich offenkundig –wie oben schon erwähnt (siehe Kapitel 1.2)gerne Beuysscher Stilmittel bedient, steht wie dieser in der Tradition derKunstrichtung des „Fluxus.“ Diese Künstlerbewegung, die in den späten 50erJahren ihren Anfang nahm, begreift die Wirklichkeit als einen aktivenWandlungsprozess. Als – auch als neodadaistisch bezeichnete – Kunstformdefiniert sich die „Fluxus“-Bewegung fast ausschließlich über Event- undVeranstaltungskunst. Sie ist dem „Happening“ und der „Performance-Kunst“verschwistert, wobei sie auf eine gewisse Dichotomie von Publikum und Künstlerwert legt.99
„Fluxus“ favorisiert das Gesamtkunstwerk, in dem Musik, Literatur, Objektkunstund Installation, Tanz und Pantomime, schließlich auch Videokunst zusammenfließen.So vermag eine Vielzahl von Künstlern zusammenzuwirken, alle Sinneanzusprechen und gegebenenfalls die Wirkung auf die Rezipienten zu verstärken.Diese - <strong>zum</strong>eist auch experimentelle - Aktionskunst, zu deren Vertretern unteranderen auch John Cage, George Maciunas und Yoko Ono zählen, ist nichteindeutig definierbar. Sie will bewusst unkonventionell bleiben und sich voll undganz der freien, lebensbejahenden menschlichen Kreativität hingeben. Somit ist„Fluxus“ auch eine Theaterkunst, die mit spontaner schauspielerischer Improvisationarbeitet (Becker, 1966).Schlingensief setzt ebenfalls auf einen aktiven Wandlungsprozess der Zuschauer,wobei er bei seinem „Containerhappening“ dieses ganz bewusst mit einbezieht. Erplatziert sein Event inmitten von Passanten und Touristen und macht sie 7 Tagelang zu seinem Publikum, ganz nach dem Motto Bert Brechts: „Das Theater darfnicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten seines Publikumsbefriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag.“ 20 SpontanePublikumsreaktionen waren dabei gewollt, vorhersehbar und einkalkuliert undhielten das Geschehen im Fluss, sodass ganz im Sinne des „Fluxus“-Konzepts –gerade bei diesem schlingensiefschen Projekt – von einer offenen Inszenierunggesprochen werden kann.4.2.3 Reaktionen und ResümeeSchon bei den Kandidatinnen und Kandidaten der originären „Big Brother“-Showwaren das Bedürfnis nach Anerkennung, der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen,und die Hoffnung auf irgendeinen Erfolg – auf welchen auch immer – diewesentlichen Motive für die Beteiligung an diesem TV-Spektakel. Möglicherweisekamen, wie einige vermuten auch exhibitionistische Beweggründe hinzu. In einergewissen Entsprechung konnte man, so Claus Philipp, auch bei dem Wiener Event20 Entnommen der Internetseite www.aphorismen.de , Mai 2003100
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Seit der ersten richtigen Talkshow
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I. Normative Muster schlingensiefsc
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„Lindenstrasse“, die er als zum
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seine Theaterstücke und Filme inte
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Er lässt aus mehreren Personen ein
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„Friedenshase“ bezeichnet. Schl
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Mit diesem Format versucht Schlinge
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Castingshow“ sowie „Beziehungs-
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