„Lindenstrasse“, die er als <strong>zum</strong> Teil erschreckend bezeichnet, geht es bei diesemWerk um Geld und Liebe, Macht und Tod. Diese Persiflage einer „Soap Opera“ istim Stil eines Erzählkinos gehandhabt und spielt mit den üblichen Schemata einerSerie. Zwischen belangloser Ernsthaftigkeit, übertriebenen Gefühlen undfloskelhaften Dialogen, treibt er mit Hilfe seines beliebten Mittels der Übertreibungdas Format der deutschen Serie ins Absurde.Im Zusammenhang mit der Theateraufführung seines Stückes „Quiz 3000“ ausdem Jahre 2002 an der Volksbühne in Berlin, bei dem es sich um eine Persiflageder Sendung „Wer wird Millionär“ mit Günther Jauch handelte, äußerte sichSchlingensief mit folgenden Worten, die gewissermaßen sein ganzes Schaffencharakterisieren: „Die Gesellschaft interessiert sich schon immer nur für denGewinner[…] und mich interessiert immer schon der, der auf der Strecke bleibt.“(vgl. André Schäfer, „Quizboom“, 2002, ZDF,)1.2 Einflüsse1.2.1 Berthold Brecht und Heiner MüllerChristoph Schlingensief steht mehr denn je in der Tradition des politischenTheaters eines Bert Brecht (1898 – 1956) oder eines Heiner Müller (1929-1995),die beide prägend waren für die Berliner Theaterszene und das moderne Theaterschlechthin. Schlingensief, der schon als Erfinder medialer Installationen(„Süddeutsche Zeitung“, 15.3.2002), als „Theater- Terminator“ („SüddeutscheZeitung“, 4.3.2002) oder als „Berufsrebell“ („Der Standard“, 19.3 2002) bezeichnetwurde, orientiert sich ganz an der Sentenz Bert Brechts: „Das Publikum denkt nichtohne Grund, man muss ihm Grund dafür geben.“ 3 Brecht versuchte, für das Volkrelevante Stücke zu schreiben, in denen er oftmals deren Lebensverhältnisseaufzeigte, das Kämpfen der kleinen Leute gegen unmenschliche Machtstrukturen3 Entnommen der Internetseite www.aphorismen.de , am 01.05.0313
und politischer Marginalisierung. Sein Theaterbricht mit den bürgerlichen Konventionen undversucht den Inhalt auch in der Formwiderzuspiegeln, die so genannte „Form-Inhalt-Dialektik“. Brecht wollte das Theater an den„Mann bringen“, er wollte es entschleiern undverständlicher machen, er wollte es realistischergestalten und vielleicht auch entmystifizieren. Sein„episches Theater“ verfolgte ganz neue Konzepteder Theater- Aufführung. Die Theaterbühne sollestets ein heller Raum sein, damit die Zuschauer alles sehen und wahrnehmenkönnen, auf der sich die Schauspieler offen umziehen, damit diese erst gar nichtals Charaktere eines Stückes, sondern als echte Menschen begriffen werden, dienur darstellen und verkörpern. Beispielsweise wurden zwischen einzelnen Szenendem Publikum auch erklärende Schilder gezeigt, Lieder oder auch Projektionenunterbrachen oft die Theaterinszenierungen. Seine kommunistische Absicht, deneinfachen Bürger ins Theater zu bringen und das Theater zu reformieren, damit esnicht länger vornehmliche Freizeitbeschäftigung des Bildungsbürgertums und derReichen bliebe, sondern von jedermann genutzt werden könne, ist auf der einenSeite das Revolutionäre bei Brecht, doch auf der anderen Seite verstanden dieeigentlich Angesprochenen die Ideen Brechts nicht und die Massen blieben aus.Die Verfremdungseffekte sollten das Publikum zu einem kritischen Lern- undBewusstseinsprozess anregen, er wollte die Zuschauer durch diesenErkenntnisprozess <strong>zum</strong> eigenständigen Denken erziehen. Mit den so genannten„Lehrstücken“, die Brecht zwischen 1930 und 1932 schrieb, versucht er dieNormalbürger zu ermutigen, über sich und ihr politisches Umfeld zu reflektierenund sich für das Theater zu interessieren. Leider jedoch gingen zu dieser Zeit diewenigsten wirklich ins Theater. (Berg & Jeske, 1998)Ich denke dadurch ist Schlingensief und seine Arbeit teilweise eine FortführungBrechtschen Theatergedankens, ganz abgesehen von der Tatsache, dass auchSchlingensief damit zu kämpfen hat, dass sich eine Vielzahl von Menschen für14
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Schlingensief thematisiert. Das Fam
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Seine sozialethischen Anliegen bind
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