Zudem beinhaltet „Freakstars 3000“ noch andere Persiflagen von bekanntenSendungen, die er mit Behinderten aufgleiche Art und Weise durchspielt. Es gibteinen Presseclub, einen Homeshopping-Kanal, die volkstümliche Hitparade,„Friedmann“ wird zu „Freakmann“, wobeirechtsextreme Themen besprochen werden.Ebenfalls Bestandteil dieser Sendung ist einaufklärerisches Behindertenmagazin mitThemen wie „Wie funktioniert eine Schnabeltasse?“oder „Wie badet man einenBehinderten?“.Natürlich stellt Schlingensief durch seine Vorgehensweise die Aussagekraft unddie Kompetenzen dieser einzelnen Sendungen und nicht zuletzt die Produkte von„Popstars“ wie „Bro´Sis“ und „No Angel“ komplett in Frage. In England heißt dieVergleichsshow von Popstars, „Pop Idol“. Idole, die in der Öffentlichkeit verehrtwerden, die sich jedoch nicht durch besonders ehrenhafte, menschliche oderwissenschaftliche Verdienste hervorgetan haben geschweige denn durch eigensentwickelte Musik oder Texte, sondern, die – unabhängig von ihremgegebenenfalls vorhandenen musikalischen Talent - das Glück hatten bestimmtenQuotenbezogenen Kriterien zu entsprechen. Zudem haben die künstlichaufgebauten Idole notwendigerweise eine nur kurze Halbwertszeit, weil dieKurzlebigkeit in der heutigen Medienbranche, die in Abhängigkeit undUnselbstständigkeit gehaltenen „Stars“ jederzeit austauschbar macht.Auch bei „Freakstars 3000“sind neben den Bewohnern des Behindertenheimswieder einige Schauspieler dabei, die Schlingensief schon länger bei diversenAktionen zur Seite stehen und schon in verschiedensten Rollen auftraten, wiebeispielsweise Mario Garzaner, Werner Brecht, Helga Stöwhase und Achim vonPaczensky. Anzunehmen ist, dass es sich hierbei um Schauspieler handelt, dieauch selbst leicht behindert sind. Schlingensief äußerte sich zu seinen langjährigen25
„behinderten“ Darstellern wie folgt: „Die Behinderten geben mir eine große Ruhe,aber nicht das Gefühl von Überlegenheit. Ich muss mich da selber nicht verstellen.Die sind teilweise genialer, ganz cool und sind in ihrem eigenen System drin, dasnicht unbedingt meines ist. Zum Beispiel Mario Garzaner, der schafft es, denRaum total <strong>zum</strong> Leuchten zu bringen. Da kannst du machen, was du willst, derschafft, dass alles hell ist.“ (Seeßlen 1998, S.70/71).Der Journalist Nils Minkmar wirft Schlingensiefvor, die Themen, die er anspreche, nie wirklichzu vertiefen; die einzige Botschaft, die in seinenProjekten transportiert werde, sei er selber –immer nur „Schlingensief“ („Die Zeit“, 7.12.2000).Minkmar erkennt bei Schlingensief nur denWillen zur Selbstdarstellung; er wolle stets selbst im Bild sein, um dann dochimmer wieder zu scheitern. Da in der Tat Schlingensief so gut wie immer imMittelpunkt steht, im Zentrum der Peinlichkeiten und des provokativen „Geschreis“seiner Projekte, kann man ihm den Vorwurf der gewollten Selbstinszenierung unddes egoistischen Drangs, Hauptperson in seinem eigenen politischen,gesellschaftskritischen und lebensweltlichen Theater sein zu wollen, nichtersparen. Bernhard Schütz, Schauspieler und „Kampfgenosse“ Schlingensiefs inetlichen Aktionen, sagte dazu einmal: „Er ist unbedingt ein Regisseur, weil er einThema auf der Bühne in eine Form bringen will. Sein Bedürfnis nach Deutlichkeitist so groß, dass er in seinen Inszenierungen selber mitspielt, um jeden Abend vonder Bühne herab sagen zu können, was er meint“ (Carp, 1998 S. 79). ImGegensatz dazu blieb Schlingensief, der sonst so gerne als Agitator auf der Bühnesteht, bei „Freakstars 3000“ als Initiator und Jurymitglied völlig im Hintergrund.Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale fürpolitische Bildung, sagt dem schlingensiefschen TV-Projekt "Freakstars 3000" welches in der Volksbühneam Rosa-Luxemburg-Platz Berlin produziert wurdeund am 8. Juni 2002 bei VIVA PLUS startete, mit26
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Schlingensief thematisiert. Das Fam
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Begaffen der Asylanten selbst beoba
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den „Schrei nach Liebe aus dem As
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Seine sozialethischen Anliegen bind
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