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Während bei den gängigen Talkshows nur die Privatsphäre der Talksgäste –gleich ob prominent oder unprominent – gezielt offen gelegt wird, ist es beiSchlingensief der Moderator selber, der eigene Intimitäten preisgibt.Bei allem vordergründig revolutionär-provokativen Agieren geht es Schlingensiefdurchaus auch um traditionelle Themen – gegebenenfalls auch reaktionäre – wiedie Familie, die Heimat oder Dimensionen des Religiösen. Bereits nach der erstenFolge seiner Talksendung kommt er auf die Frage zu sprechen, welche Werte denZuschauern - jedem Einzelnen unter ihnen – noch wichtig seien. Um sein Anliegenzu erläutern, bezieht er sich hier ausdrücklich auf Joseph Beuys und dessenFormulierung „Mein Fett, mein Filz, mein Hase“, womit jener umriss, was für ihnvon großer, persönlicher Bedeutung war. Schlingensief kritisiert den Verlust desWertes „Familie“ in einer Gesellschaft, in dem Privatsphäre nur noch bedingtvorhanden ist: „Wir wollen wieder zurückfinden zu uns selber, wir wollen wiederprivat werden […], ich werde nicht übers Poppen reden, ich werde nicht überGeschlechtskrankheiten reden, sondern ich will einfach, dass es wieder familiärwird,[…]was sind meine privaten Dinge, die mir wirklich noch was wert sind?“ (Talk2000) Er propagiert eine Veränderung, eine Neuausrichtung von Talkshows, umsie im gleichen Augenblick wieder zu verwerfen – eine Dialektik, die letztlich dieNotwendigkeit des intendierten Veränderungsprozesses untermauert (auch erredet eben doch über „Sex“ und Geschlechtskrankheiten…). Das an einKreuzverhör erinnernde Gespräch mit Beate Uhse, von dem oben schon die Redewar, stellte in diesem Falle nicht auf Entertainment ab, sondern hatte einenaufklärerischen Impetus in Bezug auf Beate Uhse (vgl. Heinz / 2003) und dientezugleich auch der Demaskierung und Entschleierung von medialer Unterhaltung.Die von Schlingensief geäußerte Absicht, im Massenmedium Fernsehen wiederprivat zu werden, meint im Grunde ein nur schwerlich überbietbares Paradoxonund verschärft zugleich seine Anklage gegen die Daily Talkshows, die zu einemAbsterben familiärer Vertrautheit und zu einer Vernichtung privater Wertebeitrügen. Der traditionelle Orientierungsort „Familie“ mit seiner unschätzbarenKraft des Zusammenhalts scheint haltlos geworden und eben das wird von90

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