seine Theaterstücke und Filme interessieren und diese wirklich verstehen. Auch erwill soziale Gerechtigkeit und spricht die Verantwortung des Einzelnen an, er willnichts verschleiern, sondern gnadenlos offen legen. Seine „Verfremdungseffekte“sind Provokation, Irritation, Tabubrüche und Widersprüchlichkeit. Um eine gewisseAnzahl von Menschen zu erreichen, geht er zusätzlich aus dem Theater heraus,auf die Strasse und darüber hinaus ins Massenmedium Fernsehen. Zumindestnehmen ihn dort die Feuilletonisten sowie die Kunst- und Kulturkritiker wahr, wennauch nicht die Mehrheit der Fernsehzuschauer.Auch der vor 8 Jahren verstorbene Theaterregisseur Heiner Müller zeigte gernedie unbeschönigte Realität und ist fürSchlingensief ein erklärtes Idol, den er inseiner Talkshow „Talk 2000“, auf die ichspäter zusprechen komme, <strong>zum</strong> Lebenerweckt, in dem er seinen Freund AchimPaczensky immer mal wieder als HeinerMüller- Verschnitt in die Talkrunde miteinbezieht und ihn auch als Heiner Müller,„einer der größten deutschen Literaten“ demPublikum vorstellt. Er war ebenfallsregimekritisch und seine Theaterstückeprangerten die Korruption in der DDR an oder verarbeiteten die vergangenenTraumata des Stalinismus und des Faschismus. Er wollte in seinen Werkenverschlüsselt, Zeitkritik üben. Wie auch Schlingensief ging es Müller immer um deneinfachen Menschen, den Arbeiter, um Ungerechtigkeiten, um trostlose Realitätenoder um Ausbeuter und Ausgebeutete. (Eke, 1999)1.2.2. Joseph BeuysSchlingensief ist nicht nur von Berthold Brecht oder Heiner Müller beeinflusst,sondern lässt sich auch von Joseph Beuys (1921-1986) inspirieren. Dierevolutionären Ideen des deutschen Künstlers Beuys`, wie die der „sozialen15
Plastik“ und des „erweiterten Kunstbegriffs“, lassen sich problemlos auch aufSchlingensiefs Werk übertragen. Beuys, der für die moderne Kunst der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts sehr bestimmend war, widmete sich sehr stark in derKunst unkonventionellen, neuen Materialien, wie Filz, Fett und Honig, wobei ernicht nur stilrevolutionär, sondern auch sinnrevolutionär war. Er, der auch eingroßes naturwissenschaftliches Interesse hatte, stürzte als Pilot im zweitenWeltkrieg 1943 über der Krim ab, was sein späteres Schaffen stark beeinflussteund sein ganzes Leben prägte. Da er von Nomaden schwer verletzt geborgenwurde, die ihn mit Fett einrieben und in Filzkleidern wickelten, wodurch sie ihmschließlich das Leben retteten, galt diesen beiden Materialien fortan dasHauptaugenmerk in seinem künstlerisch bildhauerischen Werk. Die ThemenKrankheit und Verletzung ziehen sich durch sein ganzes Schaffen, wobei er sie ineinem metaphorischen Sinne verwendet, die Gesellschaft, die sich vor Krankheitenschützen muss und die Menschheit wie auch das Individuum, die sich ihrerVerletzlichkeit gewahr werden soll, sind immer wieder Bildinhalte. Er war auch einVertreter der Performance- und der Happeningkunst und genau wie Schlingensiefverband Beuys Kunst und Leben, sowie auch Kunst und Politik (vgl. Diwo, 1993).Er plädierte für die Volksabstimmung der direkten Demokratie und war als aktivumweltbewusster Mensch Gründungsmitglied der Partei der „Grünen“. Beuyswollte nicht nur die Realität in der Kunst widerspiegeln, sondern diese dadurchauch verändern. Er beschreitet als Künstler die Wege, die ihm am bestenerscheinen, um zu agieren und zu reformieren: Öffentliche Happenings,Ausstellungen und Performances auf der Dokumenta in Kassel sowieverschiedene Reden und Kundgebungen. Schlingensief beschreitet einenähnlichen Weg und geht noch einen Schritt weiter, der in unserer heutigen Zeiteine klare Konsequenz hat; er geht ins Fernsehen, ganz nach Moderatorin SabineChristiansen, die sagte: „Nur wer in den Medien stattfindet, wird im neuen Jahrtausendtatsächlich wahrgenommen.4 “ Schlingensief widmet sich auch demBeuysschen Begriff der „Sozialen Plastik“, bei der die Gesellschaft als einKunstwerk angesehen wird und jeder einzelne Mensch ein Künstler ist.4 Entnommen der Internetseite www.aphorismen.de, 01.05.0316
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vorantreibt und hierdurch die Rezip
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Schlingensief thematisiert. Das Fam
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