Castingshow“ sowie „Beziehungs- oder Heiratsshow“ und auch die„Suchsendungen“ und „Reality-Soaps“ (Fromm, 1999).Dieses TV-Format mit Realitätsansprüchen hat seinen Ursprung um dieJahrhundertwende; damals entwickelte sich in den USA ein neuer Nachrichtentyp,die „Tabloid News“, wobei es sich um „bulletinähnliche, kurze und konzentrierteZusammenfassungen der besonders berichtenswerten Aspekte von Ereignissen“(Winterhoff- Spurk, 1994, S.16) handelte. Dieser Begriff, der eigentlich aus derMedizin stammt, bezeichnet ein stark komprimiertes Medikament. Der so genannte„Tabloid Journalism“ beschäftigte sich meist mit skandalösen und tragischenThemen wie beispielsweise mit Kriminalität, Gewalt und menschlichenEinzelschicksalen sowie auch mit Sexualität. Besonders charakteristisch waren injener Berichterstattung Überdramatisierung, Personalisierung, Emotionalisierungund Sensationalismus. Wie in den heutigen „Reality - Formaten“ drehte sich auchdamals schon alles um die „Human Interest Stories“ (ebd.).Ein ebenfalls geschichtsträchtiges Ereignis war das im Jahre 1938 in den USAausgestrahlte Hörspiel „The War of the Worlds“ von Orson Welles. Dieses Hörspielnach dem gleichnamigen Roman von H.G. Wells löste eine Massenpanik in derBevölkerung aus, da aufgrund der medialen Umsetzung die Zuhörer dieGeschichte als real bzw. als eine wirklichkeitsgetreue Dokumentation ansahenoder eher anhörten. Die Sciencefiction- Vorlage berichtet von einer Invasion vomMars - Außerirdische kommen mit Raumschiffen aus dem All auf die Erdehernieder. Auch hier kann man von einem Anfang oder eher Vorreiter des„performativen Realitätsfernsehens“ sprechen. Es trieb ebenfalls ein Spiel mit derRealität und hatte eine nicht minder große Wirkung auf die Rezipienten. Dabeiwurden verschiedene Stilmittel verwendet wie z.B. Augenzeugeninterviews, dieden Bericht möglichst real wirken ließen. Diese Art der Personalisierung und somitauch der Emotionalisierung, was eine gesteigerte Identifikationsmöglichkeithervorruft, machen die Wirkung und die Beliebtheit des „performativenRealitätsfernsehens“ aus. Mit entsprechendem Effekt veränderte sich auch dieRolle des Reporters und Interviewers und später auch des Moderators, von einem29
distanziert berichtenden und vom Geschehenen emotional getrennten Journalistenzu einem Anteilnehmenden Berichterstatter, der Emotionen zeigt. Als diesesFormat begann, sich in den Medien zu etablieren, „trat die Persönlichkeit desReporters in den Vordergrund, um Glaubwürdigkeit, Identifikation undWiedererkennen zu sichern“ (ebd. S. 17). So übernimmt er auch oftmals heutenoch die Rolle von denen, über die er berichtet. Man kann hierbei von einerpersönlichen, subjektiveren Herangehensweise des Reporters sprechen, also einerPersonalisierung in beiden Richtungen. Daraus folgt: „Diese starke Präsenz desErzählers evoziert den Eindruck von unmittelbarer und dichter Anteilnahme,Involviertheit und Besorgnis, [...]die es dem Zuschauer leicht macht, sich mit demGezeigten zu identifizieren“ (ebd. S.19).Ein weiterer wichtiger Aspekt des „performativen Realitätsfernsehens, der auch imamerikanischen „Tabloid-TV“ zu erkennen war, ist der der Popularität. Man willdem Fernsehnutzer das Leben des einfachen Volkes in ihrer Natürlichkeit undeinem realistischen Stil zeigen. Der „kleine Bürger“, dem eventuell bürokratisches,gesellschaftliches oder aber familiäres und physisches Unrecht zugefügt wurde,steht im Mittelpunkt der Fernsehaufmerksamkeit - er besitzt vornehmlich die Rolledes Opfers.Durch historische Vorläufer aus verschiedenen medialen Sparten und durchtechnische Fortschritte, die ermöglichten, dass das Fernsehen noch näher undflexibler an der Bevölkerung agiert, hat sich das Reality TV längst als eigenesGenre entwickelt, wobei man dabei anmerken muss, das die privaten Sender dasGenre sozusagen als komplettes Sendepaket nach Deutschland geholt haben.In diesem Zusammenhang muss vielleicht nochmals danach gefragt werden, ob esüberhaupt möglich ist, Realität in einem medialen Raum zu zeigen. Zum„performativen Realitätsfernsehen“ zählt man in der Kommunikationswissenschaftauch das Format des „Reality TV“, dem man z.B. die Sendung „Notruf“ auf RTLzuordnet. Nach Gerd Hallenberger tritt das Format „Reality-TV“ mit dem Anspruchauf, „Realitäten im Sinne der alltäglichen Lebenswelt anhand von Ereignissen30
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