13.07.2015 Aufrufe

pdf zum downloaden - FMC FILMS

pdf zum downloaden - FMC FILMS

pdf zum downloaden - FMC FILMS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

So wie eine „Illona Christen“ oder ein „Hans Meiser“ einfache, unprominente undSchicksalsgebeutelte Studiogäste mit ihren zielgerichteten, zugespitzten Fragendazu bringen, sich und ihr soziales Umfeld peinlich und beschämend darzulegen,um eben meistens doch nur eine entblößt- blamable Figur abzugeben, willSchlingensief dieses Konzept mit prominenten Leuten durchspielen, um diese zudemaskieren und bloßzustellen. Diese sind aber auch Identifikationsfiguren und inder Gesellschaft anerkannt und als solche will er sie auch desavouieren. BettinaFromm stellt die Frage, „ob dem Fernsehen als einer überpersönlichen Strukturmehr Vertrauen entgegengebracht werde als realen Bezugspersonen?“, (1999,S.13) und so verwendet Schlingensief das Medium Fernsehen nicht um desErfolges seiner Selbst Willen, sondern paradoxerweise, um der wahren Realitätmehr Glaubwürdigkeit, Ernsthaftigkeit und Deutlichkeit zu verleihen, aber auchzeitgleich dieses fast blinde Vertrauen der Fernsehnutzer in das Medium selbst zukritisieren.Schlingensief ist Voyeur, Kritiker und Sadist, aber auch Exhibitionist, Samariter undMasochist, gleich ob als Medienakteur, einfacher Rezipient oder als er Selbst. Alleseine Aktionen basieren auf einem von ihm vernommenen Notruf einer sozialenund politischen, realen Disharmonie, die sich für ihn auch in den Medienwiderspiegelt, entweder durch eine simulierte Harmonie in einer virtuellen Realitätoder durch einfaches Verschweigen verdrängter Probleme in einem Wust vonQuotenbedachten Shows und möglichst simpler Unterhaltung. Also geht es ihm umdie Verantwortung der Medien nicht um ihre Abschaffung. Er macht sich <strong>zum</strong>Notarzt, der mit seinem Operationsbesteck der Provokation eventuelleAmputationen in der Fernsehwelt vornehmen muss, um die erhoffte, aberunwahrscheinliche Heilung doch noch zu ermöglichen.Christoph Schlingensief reagiert auf den immer mehr aufkommenden Hedonismusin unserer Gesellschaft in einer Zeit, da Geld und Freizeit nur noch für das eigeneVergnügen ausgegeben und verwendet werden. Das Leben wird nur noch nachdem eigenen Lustprinzip ausgerichtet, gleichzeitig verbunden mit der Angst vorArbeitslosigkeit und sozialer Ächtung. Man kümmert sich im Gegensatz zu den110

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!