13. Ist bei Ihnen die oft existierende Methode der Übertreibung aus Gründen derKritikübenden Gegenbewegung <strong>zum</strong> gängigen Fernsehen zu verstehen oder eheraus Gründen der Klarstellung, was Wahrheit wirklich ist? Oder anders gefragt, sindSie reaktionär oder revolutionär?Reaktionär und Revolutionär – beides Begriffe für Dumme. Robespierre warRevolutionär und wäre heute trotzdem in der CDU, oder noch weiter rechts.Und was sollte ich klarstellen wollen? Meine Meinung <strong>zum</strong> Fernsehen, <strong>zum</strong>Theater? Was hat das mit den Meinungen derer zu tun, die sich meineSendungen angucken oder in eine Vorstellung gehen? Ich bin doch keinLehrer, ich bin Schüler, wie alle anderen auch, der sein Referat abarbeitet.14. „Mein Problem ist, dass ich ernst genommen werden möchte“, (KölnerStadtanzeiger, 15.3.2002) äußerten Sie einmal, machen Sie seriöses Fernsehenund ist es nicht eher vielleicht das Problem, dass Sie nicht verstanden werden?Komische Frage. Wie soll man seriöses Fernsehen machen, wenn Inhaltmeines Fernsehens unseriöses, unaufrichtiges, einfach unwahres Fernsehenist? Wenn ich von „meinem Problem“ spreche, fordere ich damit nicht dasPublikum auf, mich kollektiv zu begreifen, sondern ich geißele mich selbst,weil ich weiß, dass Antrieb meiner Arbeit selbst Unverständnis ist.15. Sehen Sie eine Diskrepanz zwischen dem gewollten Zielpublikum ihrerFernseharbeit und dem wirklich erreichten?Ich habe keine Zielgruppe. Ich kann mit diesem Begriff auch nicht allzu vielanfangen. Zielgruppen sind interessant für die Auftraggebenden Sender vonU3000 oder Freakstars 3000, für mich aber nicht.65
16. Man könnte ihre Arbeit auch mit den Worten „Pseudoengagement für Außenseiteroder Weiterführung des sozialen Engagement mit den Mitteln des Establishments“betitelten, sind Sie der „Robin Hood der Moderne“ und was sagen sie zu diesenWorten?Pseudo-xy ist einer der Lieblingsetiketten von Journalisten, die inhaltlicheAuseinandersetzung scheuen und nur gerne ihre Zeilenvorgaben erfüllen,Pseudoschlaumeier. Etiketten wie „Enfant terrible“ und „Provokateur“hängen mir an, seitdem ich in Oberhausen kleine Filmchen mitSchulfreunden gedreht habe. Hätte ich mich damit längere Zeit aufgehalten,säße ich heute wahrscheinlich immer noch da. Interessant wirdjournalistische Auseinandersetzung erst dann, wenn sie sich inhaltlichauseinandersetzt. Dann ist Kritik, auch harte Kritik jederzeit willkommen, weilsie in der Regel auch Teil der Projekte ist. Doch den Nachweis dieserAuseinandersetzung fähig zu sein, sind viele Journalisten, <strong>zum</strong>alFeuilletonisten, in schlechter Beständigkeit schuldig geblieben.17. Welchen Stellenwert haben ihr religiöser, katholischer Glaube und ihre jahrelangeTätigkeit als Messdiener in ihrer Fernseharbeit?Mein Blick hinter die Kulissen des Glaubens hat mich gelehrt, nicht alles zuglauben. Meinen Glauben selbst hab ich mir allerdings erhalten. Als Mitgliedder CHURCH of FEAR lerne ich jetzt, auch meinen Nicht-Glauben brauchbarzu verwalten.18. In der Zeit der Individualisierung und Personalisierung, will sich jeder nur profilierenund selbst darstellen, was sagen Sie den Leuten, die meinen, dass der einzigeInhalt ihrer Projekte nur Sie und ihre Selbstinszenierung ist?Übersehen wird in der Regel, dass der Christoph Schlingensief, der auf derBühne oder sonst wo rumsteht, eine Art Kunstfigur ist, ein alter Ego, in demich all meine Gedanken, meine Ängste, meinen Hass zusammenfasse.Zuhause trage ich auch Schlappen und putze mir zweimal täglich die Zähne.Die Möglichkeit, sich medial darzustellen, heißt dabei immer auch, sich66
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François Michel CroissantTelevisio
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nur einen für meine Zwecke ausreic
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II. Zum „performativen Realitäts
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Einleitung„Babysitter der Moderne
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Seit der ersten richtigen Talkshow
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I. Normative Muster schlingensiefsc
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„Lindenstrasse“, die er als zum
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Grausamkeiten, Ungerechtigkeiten un
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Der Leitsatz vieler Medienmacher la
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springt auf diesen „Medienzug“
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Diwo, Marion D. G. & Dr. M. Seidel
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Horton, Donald & Wohl, Richard (195
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Scheidt, Wolfgang (2000): „Affekt
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Film- bzw. VideomaterialBaumann von
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Abbildung 7, Seite 22: „Quiz 3000
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