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Barbara Hoffmann Zwischen Integration, Kooperation und Vernichtung

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3.3 Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung der NSKOV<br />

„Fachabteilung erblindeter Krieger“<br />

Im Juli 1933 wurde der „B<strong>und</strong> erblindeter Krieger“ zu einer Abteilung der NSKOV. 1599 Im<br />

Gegensatz zu anderen Kriegsopferorganisationen behielt diese Organisation zunächst formal<br />

ihre Selbständigkeit. 1600 Erst 1940 löste sich der B<strong>und</strong> endgültig auf. 1601 Die eigene Abteilung<br />

für Kriegsblinde blieb bestehen, sie wurde aber in „Fachabteilung erblindeter Krieger“<br />

umbenannt, um die Auflösung des „B<strong>und</strong>es erblindeter Krieger“ auch nach außen hin zu<br />

demonstrieren. Die Fachabteilung unterstand der „Betreuungsabteilung“ 1602 der NSKOV. 1603<br />

Die Kriegsblinden <strong>und</strong> die „Hirnverletzten“ waren die einzigen Gruppen von Kriegsopfern,<br />

für die in der NSKOV Spezialabteilungen zuständig waren. Ein Gr<strong>und</strong> dafür war, dass die<br />

Rehabilitation von „hirnverletzten“ <strong>und</strong> kriegsblinden Soldaten als besonders aufwendig<br />

galt <strong>und</strong> daher die NSKOV ein behindertenspezifisches Angebot zur besseren <strong>Integration</strong><br />

dieser Kriegsopfer in die Arbeitswelt als notwendig erachtete.<br />

Es gab allerdings Kriegsblinde, die in die Zuständigkeit beider Spezialabteilungen fielen,<br />

da einige Soldaten auf Gr<strong>und</strong> einer schwerwiegenden Kopfverletzung erblindet waren <strong>und</strong><br />

eine Sehbehinderung auch die Folge einer dauerhaften Hirnschädigung sein konnte. 1604 In<br />

den Akten eines Kriegsblinden des Ersten Weltkrieges, Heinrich H., für den das Versorgungsamt<br />

Linz zuständig war, befindet sich etwa ein ausgefüllter Fragebogen der „NSKOV<br />

Gruppe hirnverletzter Krieger“ 1605 vom Juli 1939. 1606<br />

Von 1929 bis 1936 fungierte Peter Plein als Vorsitzender des „B<strong>und</strong>es erblindeter Krieger“<br />

<strong>und</strong> der NSKOV „Fachabteilung B<strong>und</strong> erblindeter Krieger“. 1607 Wie die führenden<br />

Funktionäre der Zivilblindenorganisationen verhielt er sich nach der Machtübertragung<br />

an Hitler dem neuen Regime gegenüber loyal. 1608 1933, noch vor dem Erlass der „Nürnberger<br />

Rassengesetze“ 1934, führte der „B<strong>und</strong> erblindeter Krieger“ den „Arierparagraphen“<br />

ein <strong>und</strong> schloss bis Dezember des gleichen Jahres 17 Mitglieder wegen ihrer jüdischen<br />

Herkunft aus. 1609 Die NSKOV „Fachabteilung B<strong>und</strong> erblindeter Krieger“ betrieb einen<br />

extremen Führerkult <strong>und</strong> verbreitete über die monatlich erscheinende Zeitschrift „Der<br />

1599 Vgl. o. A., B<strong>und</strong> erblindeter Krieger e. V., S. 146–147, hier S. 146; Schmalfuß, An unsere Leser, S. 1.<br />

1600 Vgl. o. A., B<strong>und</strong> erblindeter Krieger e. V., S. 146–147, hier S. 146.<br />

1601 In einem historischen Abriss gibt der „B<strong>und</strong> der Kriegsblinden Deutschlands“, der sich offiziell als Nachfolgeorganisation<br />

des „B<strong>und</strong>es erblindeter Krieger“ ansieht, an, zwischen 1933 <strong>und</strong> 1945 weiterhin eigenständig<br />

gewesen zu sein. Vgl. o. A., Geschichte des BKD, , Download am 9.2.2009.<br />

1602 Reichsorganisationsleiter, Organisationsbuch, S. 242.<br />

1603 Vgl. Jaedicke, Geschichte des deutschen Blindenwesens, S. 338; Schöffler, Hohe Begräbniskosten, S. 121–<br />

122, hier S. 121.<br />

1604 Vgl. Kapitel III.1.2.2, III.1.3.<br />

1605 Nach 1939 wurde diese Gruppe, die ihren Sitz in München hatte, offenbar in „Fachabteilung hirnverletzter<br />

Krieger“ umbenannt.<br />

1606 Vgl. ÖStA, AdR, Gruppe Landesverteidigung, HVA, Ostmark-Kriegsblinde, Kt. 1, Akten betreffend Soziale<br />

Fürsorge Heinrich H., Fragebogen NSKOV Gruppe hirnverletzter Krieger vom 3.7.1939.<br />

1607 Peter Plein war Vorsitzender des „B<strong>und</strong>es erblindeter Krieger“ von 1929–36 <strong>und</strong> von 1949–52 der Nachfolgeorganisation<br />

B<strong>und</strong> der Kriegsblinden Deutschlands. Vgl. Finck, Kriegsblinde in der DDR, S. 219–220;<br />

o. A., Geschichte des BKD.<br />

1608 Vgl. Finck, Kriegsblinde in der DDR, S. 193.<br />

1609 Wie das NS-Regime mit jüdischen Kriegsblinden umging, wird in einem eigenen Kapitel behandelt. Vgl.<br />

Kapitel IV.3.3; Richter, Blindheit <strong>und</strong> Eugenik, S. 16–34, hier S. 21; Pielasch, Jaedicke, Geschichte des<br />

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