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Barbara Hoffmann Zwischen Integration, Kooperation und Vernichtung

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ausschlaggebend für ihre gesellschaftliche Stellung im NS-Staat. 1913 Durch die <strong>Integration</strong><br />

Kriegsblinder in das Berufsleben sollten diese ihre „Vollwertigkeit beweisen“. 1914 Dementsprechend<br />

konnten die Kriegsblinden nur eingeschränkt ihre eigenen beruflichen Zielvorstellungen<br />

umsetzen, vielmehr sollte sich ihre Berufswahl den kriegswirtschaftlichen<br />

Erfordernissen unterordnen. Wer in der Landwirtschaft tätig werden wollte, gegen Ende<br />

des Krieges den Erwerb eine Trafik anstrebte oder ein Studium absolvieren wollte, bekam<br />

dabei nur wenig oder gar keine Unterstützung von den NS-Stellen. Kriegsblinde Trafikanten<br />

des Ersten Weltkrieges mussten in der „Ostmark“ im fortgeschrittenen Alter sogar noch<br />

eine Handwerksausbildung absolvieren, um ihr Einkommen zu sichern. Außerdem waren<br />

die Betroffenen gezwungen, sich dem NS-Regime gegenüber loyal zu verhalten, um gegebenenfalls<br />

für ihre Existenzgründung Darlehen von den Versorgungsämtern zu erhalten. Der<br />

Heroisierung der Kriegsopfer durch die Propaganda <strong>und</strong> die Ehrenbek<strong>und</strong>ungen, die sie<br />

beispielsweise durch die Verleihung von Kriegsauszeichnungen oder auf Paraden erhielten,<br />

folgte im Berufsleben für viele die Ernüchterung.<br />

Die Bemühungen des NS-Regimes, neue Studienmöglichkeiten <strong>und</strong> Büroberufe zu<br />

erschließen oder die Betroffenen in öffentlichen Einrichtungen unterzubringen, verschafften<br />

den Kriegsblinden zwar im Vergleich zu den Zivilblinden bessere berufliche Möglichkeiten.<br />

Hinter diesen Maßnahmen des NS-Regimes stand allerdings nicht der Wille, die<br />

Kriegsblinden möglichst gut zu versorgen, sondern primär die Sorge, arbeitslose, finanziell<br />

schlecht versorgte Kriegsblinde könnten in ihrem Umfeld eine Antikriegsstimmung verstärken.<br />

Ihre „Brauchbarmachung“ um jeden Preis, unabhängig von ihren körperlichen<br />

Beeinträchtigungen, <strong>und</strong> die Steigerung ihrer „Leistungsfähigkeit“ waren die Prämisse des<br />

NS-Kriegsblindenwesens.<br />

1913 Vgl. Diehl, Thanks of the Fatherland, p. 45.<br />

1914 Wacker, Wie gestalte ich meine Freizeit, S. 31–32, hier S. 32.<br />

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