11.09.2012 Aufrufe

Barbara Hoffmann Zwischen Integration, Kooperation und Vernichtung

Barbara Hoffmann Zwischen Integration, Kooperation und Vernichtung

Barbara Hoffmann Zwischen Integration, Kooperation und Vernichtung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Bei der Aufmerksamkeit, die in der Öffentlichkeit der Betreuung der Schwerversehrten<br />

entgegengebracht wird, könnte der Fall H[…] zu unliebsamen Erörterungen<br />

Anlaß geben.“ 1881<br />

Die kriegsbedingten Umstände machten es allerdings unmöglich, die Kriegsblinden in dem<br />

Ausmaße zu versorgen, wie es durch die Propaganda versprochen wurde.<br />

Wie bereits im Kapitel über die Rehabilitation der erblindeten Soldaten (III.4) ausgeführt,<br />

gab es einige Betroffene, die eine akademische Laufbahn einzuschlagen wünschten, aber<br />

nur wenige wurden tatsächlich zum Studium zugelassen. 1882 Dabei hatte das NS-Regime<br />

1942 geplant, insbesondere Kriegsblinden neue Studienmöglichkeiten zu eröffnen, indem<br />

es beispielsweise das Studium der R<strong>und</strong>funkwissenschaften auch blinden Studierenden<br />

zugänglich machen wollte. 1883 Die klassischen Studienfächer für blinde Menschen waren<br />

Theologie, Jurisprudenz, Philosophie <strong>und</strong> Philologie. 1884 Hintergr<strong>und</strong> dieser Entwicklung,<br />

neue Studienangebote zu schaffen, war, dass es bei der <strong>Integration</strong> blinder AkademikerInnen<br />

aus den hier genannten Studiengängen Schwierigkeiten gab. Nur wenige blinde Menschen<br />

fanden beispielsweise eine Anstellung als LehrerInnen, weil ihnen die Tätigkeit nicht zugetraut<br />

wurde, insbesondere mit dem Hinweis darauf, dass sie SchülerInnen nicht ausreichend<br />

beaufsichtigen konnten. Der Leiter der „Blindenstudienanstalt“ in Marburg, Carl Strehl,<br />

bat daher das OKW auf einer Tagung 1942 in Berlin, dem Reichsarbeitsminister <strong>und</strong> dem<br />

„Reichsministerium für Erziehung“ wegen der Verwendung von Philologen im Schuldienst<br />

zu verhandeln. Außerdem regte er an, kriegsblinde LehrerInnen in den Schulungsstätten<br />

der Wehrmacht, der NSDAP <strong>und</strong> dort einzusetzen, wo die SchülerInnen älter seien <strong>und</strong><br />

dementsprechend die „Disziplinierung“ einfacher sei. 1885<br />

Tatsächlich gab es in der „Ostmark“ nur vereinzelt Kriegsblinde mit einem abgeschlossenen<br />

Studium. Nach Angaben des Kriegsblindenverbandes aus dem Jahr 1969 hatten nur<br />

acht der im Zweiten Weltkrieg erblindeten Soldaten einen akademischen Grad. 1886 Die meisten<br />

der Kriegsblinden AkademikerInnen hatten ihr Studium bereits vor ihrer Erblindung<br />

absolviert. Insgesamt gab es 1969 im Kriegsblindenverband 22 Doktoren <strong>und</strong> Ingenieure. 1887<br />

5.5 Trafikanten<br />

Charakteristisch für die Versorgung der Kriegsopfer des Ersten Weltkrieges in Österreich<br />

war deren Versorgung mit Tabaktrafiken. Mit einer Verordnung des Finanzministeriums<br />

1881 ÖStA, AdR, Gruppe Landesverteidigung, HVA, Ostmark-Kriegsblinde, Kt. 1, Akten betreffend Soziale<br />

Fürsorge Johann H., GZ VI a-Bl/NW/1943, HVA Wien an den persönlichen Referenten des Reichsstatthalters<br />

in Salzburg, Betreff: Kriegsblinden Johann H., Gerlos 40, Kreis Schwaz Tirol.<br />

1882 Vgl. Kapitel III.4.2.3.<br />

1883 Vgl. Roedemeyer, R<strong>und</strong>funkwissenschaften <strong>und</strong> Blindenstudium, S. 57–60. Kapitel II.6.6.<br />

1884 Vgl. <strong>Hoffmann</strong>, Kriegsblinde, S. 116–117.<br />

1885 Vgl. BAB, DGT, R 36/1762, Arbeitsgemeinschaft für Blindenfürsorge <strong>und</strong> Blindenbildung, Hauptfürsorgestelle<br />

für Kriegsbeschädigte <strong>und</strong> Kriegshinterbliebene, Niederschrift über die Tagung am 10. <strong>und</strong> 11.<br />

11.1942, Betreff: erblindete Soldaten, S. 4.<br />

1886 Vgl. o. A., Der Kriegsblinde im Erwerbs- <strong>und</strong> Wirtschaftsleben, S. 64–66, hier S. 65.<br />

1887 Vgl. o. A., Der Kriegsblinde im Erwerbs- <strong>und</strong> Wirtschaftsleben, S. 64–66, hier S. 65.<br />

255

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!