Regionaler Waldbericht Bayern - Bayerische Landesanstalt für Wald ...
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Beschreibung:<br />
ZUKUNFT WALD<br />
1. Der <strong>Wald</strong> als Genbank<br />
<strong>Wald</strong>bau und forstliche Genressourcen<br />
Besonders im landwirtschaftlichen Bereich hat die Pflanzenzüchtung viele neue Formen bei Kulturpflanzen<br />
hervorgebracht und diese z. B. hinsichtlich ihrer Widerstandskraft und Ertragsleistung ständig verbessert.<br />
Wie sieht es hier mit der Forstpflanzenzüchtung aus? Unsere <strong>Wald</strong>bäume sind langlebig und bringen<br />
meist erst im höheren Alter Samen. Damit braucht die Forstpflanzenzüchtung Jahrzehnte bis erste gesicherte<br />
Ergebnisse vorliegen. Der züchterische Fortschritt ist damit ungleich langsamer als bei den einjährigen<br />
Kulturpflanzen in der Landwirtschaft. Dies relativiert die Erfolgsaussichten der Pflanzenzüchter im<br />
forstlichen Bereich deutlich. Auch die Biotechnologie (z. B. Arbeit an Gewebekulturen) und Gentechnologie<br />
können den Züchtungsfortschritt im forstlichen Bereich nicht wesentlich beschleunigen. Außerdem<br />
wird wegen der unerwünschten genetischen Einengung und des großen technisch-finanziellen Aufwands<br />
bei einschlägigen öffentlichen Einrichtungen in <strong>Bayern</strong> an transgenen Forstpflanzen nicht gearbeitet. Die<br />
Forstpflanzenzüchtung in Deutschland sieht ihre Hauptaufgabe in der Erhaltung der in der natürlichen<br />
Auslese entstandenen Vielfalt. Diese genetische Vielfalt ist Voraussetzung <strong>für</strong> größtmögliche ökologische<br />
Stabilität und geringstes Risiko sowohl heute als auch bei sich ändernden Umweltbedingungen. Gezielte<br />
Züchtungen auf Hochleistungssorten wurden bisher nur bei den „schnellwachsenden Baumarten“ (Pappeln<br />
und Weiden) durchgeführt. Insbesondere die zahlreichen Pappelsorten – oft Kreuzungen zwischen<br />
amerikanischen und europäischen Arten – haben höhere Erträge und eine bessere Qualität als die reinen<br />
Arten. Außerdem spielen Resistenzfragen bei der Sortenauswahl – z. B. gegen den Pappelrost – in der<br />
Pappelzüchtung eine wesentliche Rolle. Die sogenannten Energiewälder (Kurzumtriebsplantagen <strong>für</strong><br />
Biomasse und Energieerzeugung) eröffnen diesen Baumarten neue Anbaumöglichkeiten. Gegen Krankheitserreger<br />
waren die Erfolge der Resistenzzüchtung im forstlichen Bereich bisher sehr gering. Kreuzungsversuche<br />
von hochempfindlichen europäischen mit weitgehend resistenten asiatischen Ulmenarten<br />
mit dem Ziel, die Resistenz gegen die Ulmenwelke zu erhöhen, haben zwar zum Teil Sorten mit höherer<br />
Widerstandsfähigkeit gegen diesen Pilz hervorgebracht. Die neuen Sorten eignen sich aber wegen ihrer<br />
ökologischen Eigenschaften nicht <strong>für</strong> den Anbau im <strong>Wald</strong>. Sie werden im wesentlichen nur in Grünanlagen<br />
angepflanzt. Immer wieder wird von einer Resistenzzüchtung gegen neuartige <strong>Wald</strong>schäden gesprochen.<br />
Dies würde sowohl die genaue Kenntnis der Schadfaktoren als auch deren Wirkungsweise erfordern.<br />
Nur dann könnte unter Ausschluss anderer Ursachen über mehrere Generationen hinweg gezielt auf<br />
Resistenz gegen diesen Schadfaktor hin ausgelesen werden. Bei den neuartigen <strong>Wald</strong>schäden haben wir<br />
hinsichtlich der Schadfaktoren und der Wirkungspfade noch erhebliche Wissensdefizite. Außerdem würde<br />
eine Auslesezüchtung mit mehrfacher Massenauslese bei einer Generationsdauer von mindestens 30 bis<br />
70 Jahren mehrere hundert Jahre in Anspruch nehmen. Schon aus diesen Gründen ist es in unserer sich<br />
schnell verändernden Umwelt nicht möglich, „waldschadensresistente“ Bäume zu züchten. Außerdem<br />
kann es nicht Ziel einer fortschrittlichen Umweltpolitik sein, den <strong>Wald</strong> an die Schadstoffbelastung anzupassen.<br />
Wir müssen vielmehr die Schadstoffbelastung der Umwelt so minimieren, dass natürliche und naturnahe<br />
Ökosysteme ohne Hilfsmaßnahmen fortbestehen können.<br />
Forstliche Genbank<br />
Die forstliche Genbank kann demnach nur der <strong>Wald</strong> selbst sein. In ihm und nur dort wird - unter von<br />
Menschen wenig beeinflussten Verhältnissen - die genetische Mannigfaltigkeit unter dynamischen Bedingungen<br />
über Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch nicht nur erhalten, sondern gleichzeitig laufend ausgewählt<br />
und fortentwickelt. Naturnaher <strong>Wald</strong>bau gewährleistet grundsätzlich die effektivste Form der insitu<br />
Generhaltung. Zahlreiche Untersuchungen an Naturverjüngungen und Durchforstungen begründen<br />
diese Feststellung.<br />
Ausblick<br />
Die <strong>Bayerische</strong> Staatsforstverwaltung hält daher an dem Grundsatz fest, dass der <strong>Wald</strong> auf ganzer Fläche<br />
naturnah bewirtschaftet werden soll. Segregationsmodelle mit einerseits großzügigen Schutzgebieten v. a.<br />
in unproduktiven Regionen und andererseits intensiver Holzernte auf den bewirtschafteten Flächen werden<br />
gesamtökologisch nicht als zielführend im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erachtet. Allerdings<br />
zeigt es sich, dass einzelne genetisch besonders wertvoll erscheinende Reliktbestände in <strong>Bayern</strong> zum Bei-<br />
KRITERIUM 4 SEITE 143