Regionaler Waldbericht Bayern - Bayerische Landesanstalt für Wald ...

ZUKUNFT WALD
3 Nachhaltigkeit in der Waldwirtschaft – Leitlinien und Programme für
eine nachhaltige Forstwirtschaft
3.1 Nachhaltigkeit in der Geschichte
Schon immer nutzten Menschen den Wald zur Sicherung der eigenen Existenz
und das Holz seiner Bäume als vielseitig verwendbaren Bau-, Werk- und
Brennstoff. 1 Wachsen die gesellschaftlichen Ansprüche, so verknappen sich
die Ressourcen. Es entsteht die Notwendigkeit, umsichtig mit dem sich verknappenden
Gut umzugehen, zu haushalten, zu wirtschaften.
Als sich in Mitteleuropa mit Ausgang des Mittelalters die Holzknappheit auf
Grund einer wachsenden Bevölkerung und entsprechend steigender Nachfrage
nach dem elementaren Energieträger und Rohstoff „Holz“ stetig verschärfte
und schließlich zur Ausplünderung und Zerstörung der „holzliefernden“
Wälder führte, wurde die Ressourcenverknappung unübersehbar. Man
erkannte, dass das Waldwachstum seine Grenzen hat. Die Zeit war reif, dass
sich die Idee der nachhaltigen Nutzung des Waldes entwickeln konnte. Aus
Sorge um die Zukunft leitete man mehr und mehr die Forderung ab, dass
jährlich nur ein Teil des Waldes genutzt werden sollte, um nicht die Nutzungsmöglichkeiten
und somit in damaliger Zeit eine Existenzgrundlage künftiger
Generationen zu gefährden. 2 Dieses Vorsorgeprinzip – im Wald geboren
– wurde im deutschsprachigen Raum mit dem Begriff der Nachhaltigkeit
bezeichnet. Über die Jahre wurde der Begriff der Nachhaltig weiterentwickelt
und vor allem in der jüngeren Zeit auf die öklogischen und sozialen Aspekte
der Waldbewirtschaftung ausgeweitet. (Weitere Informationen zur Geschichte
der Nachhaltigkeit im RWB 2000 unter gleichem Kapitel)
So definiert die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (Helsinki
1993) nachhaltige Waldbewirtschaftung folgendermaßen:
„Die Betreuung von Waldflächen und ihre Nutzung in einer Art und Weise, die die biologische
Vielfalt, die Produktivität, die Verjüngungsfähigkeit, die Vitalität und die Fähigkeit,
gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen
auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen, erhält und anderen Ökosystemen
keinen Schaden zufügt.“
Hierdurch zielt die moderne nachhaltige Waldbewirtschaftung vor allem darauf
ab, den Wald als funktionsfähiges und leistungsstarkes Ökosystem zu erhalten.
Denn nur die Erfüllung dieser Anforderung bietet „nachhaltig“ die
Basis dafür, die unterschiedlichen Nutzungsansprüche der Gesellschaft durch
das querschnittsorientierte forstliche Know-how bestmöglich zum Ausgleich
zu bringen und möglichst optimal zu erfüllen 3 (multifunktionale Forstwirtschaft).
1 Zukunft Wald. Nachhaltigkeit in Bayerns Wäldern, S. 5
2 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Unser Wald – Natur und Wirtschaftsfaktor zugleich, S. 34
3 Ich der Wald bin mehr als Sie denken, CMA, 1994, S. 9
SEITE 12 KAPITEL 3
unser Leben basiert
auf Nutzung der
Natur
der Nachhaltigkeitsgedanke
ist im
Wald geboren!
Definition der
Nachhaltigkeit in
der Waldwirtschaft
– für Europa
gemäß Helsinki
1993
nachhaltige Waldbewirtschaftung
setzt Erhalt des
Ökosystems Wald
voraus