Regionaler Waldbericht Bayern - Bayerische Landesanstalt für Wald ...
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ZUKUNFT WALD<br />
Xylobionte Käfer<br />
Von den 1400 in <strong>Bayern</strong> nachgewiesenen Arten gelten 81 als bereits ausgestorben (Tabelle 17). Weitere<br />
107 gelten als vom Aussterben bedroht. Das bedeutet, dass sie nur noch reliktäre, vereinzelte Vorkommen<br />
besitzen. Dabei handelt es sich um Arten, die besonders hohe Ansprüche an <strong>Wald</strong>strukturen, natürliche<br />
Baumartenzusammensetzung und Biotoptradition besitzen. Im Rahmen der <strong>Wald</strong>ökologieforschung<br />
konnten bisher 688 xylobionte Käferarten nachgewiesen werden. Davon finden sich 246 Arten auf der<br />
Roten Liste wieder (Kategorien 0 bis 3). Der Anteil der Roten Liste Arten am Gesamtspektrum hängt ab<br />
von der Naturnähe der Untersuchungsfläche und ihrer Umgebung (Abbildung 69).<br />
Den höchsten Anteil gefährdeter Arten weisen Naturwaldreservate und alte <strong>Wald</strong>schutzgebiete in großen<br />
Laubwaldungen auf. Hierzu gehören Flächen wie das NSG Rohrberg im Spessart oder das Naturwaldreservat<br />
<strong>Wald</strong>haus im Steigerwald. Sie werden gefolgt von naturnahen Laubwirtschaftswäldern. Hier sind<br />
noch aktive oder ehemalige Mittelwälder neben konventionellen Hochwäldern mit eingeflossen. Deren<br />
Reichtum an seltenen Arten beruht häufig auf der Vielfalt der Strukturen, die eine Mittelwaldwirtschaft<br />
durch die Überhälter erzeugt (Müller et al. 2004).<br />
Ebenfalls hohe Anteile gefährdeter Arten weisen Schutzgebiete im natürlichen Verbreitungsgebiet von<br />
Nadelholzarten wie der Fichte im Hochgebirge auf. Hier leben ebenfalls zahlreiche seltene Arten. Laubwaldschutzgebiete,<br />
die in eine gesellschaftsfremde Nadelforstumgebung eingebettet sind, weisen deutlich<br />
geringere Rote Liste Anteile auf. Häufig beruht das vorkommen seltener Arten nur noch auf Hutewaldresten<br />
einer früheren Laubwaldtradition, wie im Eichelgarten bei München. Am schlechtesten schneiden<br />
Wirtschaftswälder der Nadelforsten ab. Obwohl hier Laub- und Nadelholzbestände untersucht wurden,<br />
konnten relativ geringe Anteile seltener Arten gefunden werden.<br />
Abbildung 69: Anteil roter Liste Arten in Naturwaldreservaten bzw. alten Schutzgebieten sowie<br />
Wirtschaftswäldern in naturnaher Umgebung und gesellschaftsfremden Nadelforsten<br />
(aus Datenbank LWF)<br />
SEITE 150 KRITERIUM 4<br />
Anteil der Rote Liste Arten<br />
0,35<br />
0,3<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
NWRLaubwald NWRNadelforst NWRNadelwald WWLaubwald WWNadelforst<br />
Damit wird deutlich, dass naturnahe <strong>Wald</strong>gebiete und altbaumreiche <strong>Wald</strong>bestände <strong>für</strong> den Schutz der<br />
Holzkäferfauna von größter Bedeutung sind. Eine Analyse der Urwaldreliktarten ergab Funde in <strong>Bayern</strong><br />
nur in den Schutzgebieten und naturnahen Laubwäldern.