Geschäftsbericht 2010/11 - MVV Investor
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<strong>MVV</strong> ENERGIE Zusammengefasster Lagebericht<br />
Rahmenbedingungen<br />
Veränderungen in der Energiepolitik<br />
Im Berichtsjahr haben sich die energiepolitischen und energiewirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen drastisch verändert. In<br />
diesem Kapitel erläutern wir ausführlich die wesentlichen<br />
Veränderungen: die Gesetzesnovellen im Zusammenhang mit<br />
dem Energiewendepaket und die neuen Entwicklungen im<br />
Emissionshandel sowie im Strom- und Gasmarkt.<br />
Für die wirtschaftliche Entwicklung der <strong>MVV</strong> Energie Gruppe<br />
sind der Ausstieg der Bundesregierung aus der Kernenergie<br />
sowie die folgenden Parameter aus dem Energiewendepaket<br />
von zentraler Bedeutung:<br />
• Ausbau der dezentralen Energieversorgung,<br />
• Ausbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energiequellen,<br />
• Steigerung der Energieeffi zienz,<br />
• Stärkere Würdigung der Fernwärme und der<br />
hocheffi zienten Kraft-Wärme-Kopplung.<br />
Insgesamt erwarten wir, dass das Energiewendepaket positive<br />
Impulse auf unser Unternehmenswachstum haben wird.<br />
Transformation der Energiewirtschaft beschleunigt<br />
Die Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima<br />
löste eine klare Zäsur in der Bewertung der Kernenergie aus:<br />
Die Sicherheit kerntechnischer Anlagen wurde auf den Prüfstand<br />
gestellt und die Rolle der Kernenergie in der zukünftigen<br />
Energieerzeugung überdacht. Die deutsche Bundes regierung<br />
reagierte mit einem Moratorium zur Kernenergie und einem<br />
Energiewendepaket und beschleunigte so den Transformationsprozess<br />
der Energiewirtschaft in Deutschland und Europa.<br />
Während die Politik vor der großen Aufgabe steht, den gesetzlichen<br />
Rahmen für eine gleichermaßen nachhaltige wie<br />
wirtschaftliche Energieversorgung abzustecken, sind Unternehmen<br />
wie <strong>MVV</strong> Energie gefordert, die neuen Regelungen<br />
umzusetzen. Wir setzen uns für ein Marktumfeld ein, das allen<br />
Marktteilnehmern gleiche Chancen eröffnet: Den Transformationsprozess<br />
der Energiewirtschaft gestalten wir mit und beteiligen<br />
uns aktiv am energiepolitischen Meinungsbildungsprozess;<br />
unter anderem in Debatten mit Politikern, Verbänden<br />
und Behörden wie der Bundesnetzagentur (BNetzA). In den<br />
folgenden Abschnitten gehen wir darauf ein, wofür wir uns<br />
konkret einsetzen.<br />
<strong>MVV</strong> Energie <strong>2010</strong> / <strong>11</strong><br />
Positive Impulse aus Energiewendepaket erwartet<br />
Der deutsche Bundestag verabschiedete am 30. Juni 20<strong>11</strong><br />
das Energiewendepaket, das eine Reihe energiewirtschaftlich<br />
relevanter Gesetze novelliert oder neu geschaffen hat. Zentraler<br />
Bestandteil des Pakets ist der BESCHLEUNIGTE AUSSTIEG<br />
AUS DER KERNENERGIE, der breite politische Zustimmung fand<br />
und den gesellschaftlichen Konsens widerspiegelt. Nach dem<br />
Beschluss werden die acht Kernkraftwerke, die bereits im<br />
März 20<strong>11</strong> vorübergehend oder revisionsbedingt abgeschaltet<br />
waren, dauerhaft stillgelegt. Die übrigen Anlagen werden zu<br />
festgelegten Terminen sukzessiv bis 2022 abgeschaltet. Die<br />
anderen Zielsetzungen der Bundesregierung aus dem Energiekonzept<br />
von Ende <strong>2010</strong> bleiben unverändert bestehen – unter<br />
anderem die Reduktion von Treibhausgasen, der Ausbau erneuerbarer<br />
Energien und die Erhöhung der Energieeffi zienz.<br />
Im Vergleich zum Energiekonzept <strong>2010</strong> wurden die hocheffi<br />
ziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und die Fernwärme<br />
im Energiewendepaket 20<strong>11</strong> stärker gewürdigt: Eine NOVELLE<br />
DES KRAFT-WÄRME-KOPPLUNGSGESETZES (KWKG) sieht vor,<br />
dass die – ursprünglich bis ins Jahr 2016 befristete – Förderung<br />
neuer Anlagen bis ins Jahr 2020 verlängert wird. Auch wird<br />
die Beschränkung der Förderung auf maximal vier beziehungsweise<br />
sechs Jahre aufgehoben. Darüber hinaus soll mit Wirkung<br />
im Jahr 2012 eine „große“ KWKG-Novelle verabschiedet<br />
werden. Wir werden uns vor allem dafür einsetzen, dass Ausbau<br />
und Verdichtung von Fernwärmenetzen sowie Modernisierung<br />
und Umrüstung bestehender Anlagen gezielter und effektiver<br />
gefördert werden.<br />
Die NEUFASSUNG DES ERNEUERBARE-ENERGIEN-GESETZES<br />
(EEG) sieht stärkere Anreize vor, um EEG-Anlagen in die regulären<br />
Strommärkte zu integrieren: Mit dem Markt prämienmodell,<br />
das wir befürworten, können Anlagenbetreiber ihren Strom ab<br />
dem Jahr 2012 selbst vermarkten und haben so eine Alternative<br />
zur fi xen EEG-Vergütung; zusätzlich zum Vermarktungserlös<br />
erhalten sie eine Prämie, die sich an der angewandten Technologie<br />
und dem aktuellen Marktpreisniveau orientiert. Für große<br />
Biogasanlagen ist das Marktprämienmodell ab 2014 verpfl ichtend.<br />
Dagegen belegte die Bundesregierung die Nutzung des<br />
sogenannten Grünstromprivilegs mit hohen Restriktionen. Es<br />
bleibt abzuwarten, ob dieses bis dato einzige funktionierende<br />
Instrument zur Marktintegration in Zukunft noch wirtschaftlich<br />
nutzbar sein wird. Wir hatten uns dafür eingesetzt, das<br />
Grünstromprivileg weiterzuentwickeln, um insbesondere die<br />
Integration fl uktuierender EEG-Stromerzeugung (Windkraft<br />
und Photovoltaik) zu fördern.