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156 BuB | Foyer Ausland Wenn plötzlich eine Lampe angeht Der Bücherbus »Bertolt Brecht« rollt weiter durch die Straßen Nicaraguas / Bibliothek als kulturelles Zentrum Das Projekt »Ein Bücherbus in Nicaragua.e.V.« ist weiterhin aktiv. Im folgenden Beitrag stellt Elisabeth Zilz die aktuelle Situation vor: Für diejenigen, die das Projekt nicht kennen zunächst eine kurzer Rückblick: Es handelte sich ursprünglich um einen Bücherbus mit dem Namen »Bertolt Brecht« und eine Buchbindewerkstatt mit dem Namen »Sophie Scholl«. Beides wurde 1987 dem damaligen nicaraguanischen Kulturminister Ernesto Cardenal übergeben. Eine Frankfurter Gruppe von Angestellten aus Verlagen, Bibliothekaren, Schriftstellern und so weiter hatte es in dieser Phase der Solidarität mit Nicaragua geschafft, die nötigen Gelder aufzubringen. Der Bus fuhr zu Kindern auf dem Land, in Schu- len und vor allem in die Gefängnisse. 1992 gründeten wir den gemeinnützigen Verein und konnten nun mit Spendengeldern arbeiten. Der Zuspruch war so groß, dass wir 1993 noch eine kleine Bibliothek einrichteten, und zwar in zwei Räumen, die uns die Friedrich-Ebert-Stiftung kostenlos zur Verfügung stellte. Aber auch dort wurde der Platz zu eng, sodass wir im Jahr 2001 ein eigenes Gebäude bezogen, die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek. Die Stadt Managua hatte uns dafür kostenlos ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Zur langjährigen Absicherung unseres Projektes haben wir es zum 30. Juni 2009 an die Organisation »Pan y Arte« in Münster übergeben. Sie wurde Anfang der Achtzigerjahre von dem Schauspieler Dietmar Schönherr zusammen mit Ernesto Cardenal ins Leben gerufen und betreut bis heute vier verschiedene Projekte in Nicaragua und eine Stiftung. Der aktuelle Vorsitzende ist Henning Scherf, ehemals Bürgermeister in Bremen. Die Mitglieder unseres ehemaligen Vereins sind sehr zufrieden damit, dass das Projekt erfolgreich bei Pan y Arte weiterläuft. Der Bücherbus Bertolt Brecht fährt nach wie vor regelmäßig zu den verschiedenen Stationen. Vor allem für die Gefängnisinsassen bedeutet der Bücherbus ein Stück Freiheit, ein Lichtblick in der grauen Gefängnisatmosphäre und die Möglichkeit, sich fortzubilden. Ein am Malen interessierter Gefangener konnte sich beispielsweise durch Bücher über Techniken des Malens fortbilden, sodass er jetzt nach seiner Entlassung als Schildermaler arbeitet. »Der Bücherbus war mein Lehrer«, sagt er. »Es ist beim Lesen, als wenn plötzlich eine Lampe angeht.« Ganz wichtig ist auch die Ausleihe im einzigen Frauengefängnis Nicaraguas, La Esperanza, zu Deutsch: die Hoffnung. Dort sind die meisten Frauen wegen Drogendelikten inhaftiert und sehr am Lesen interessiert. Sie leihen alle zwei Wochen rund 200 Bücher aus. Die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek umfasst 13 000 Bände spanischsprachiger Literatur: Sach- und Kinderbücher sowie Schöne Literatur, darunter sind 650 deutsche Titel in spanischer Sprache. Die Bibliothek wird täglich in der Schulzeit – also von Februar bis November– von circa 200 Personen besucht. Es sind vor allem Schüler, die aus Mangel an Schulbüchern ihre Hausaufgaben dort erledigen. In Nicaragua ist es nicht üblich, dass Bücher ausgeliehen werden. Wir haben seit einem Jahr versuchsweise damit be- www.B–u–B.de Die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek hat sich zu einem kleinen kulturellen Zentrum entwickelt: Vorträge, Filme, musikalische Veranstaltungen sowie andere Aktivitäten und Informationen werden angeboten. Foto: Zilz Ausland Seit 1987 auf den Straßen Nicaraguas unterwegs: der Bücherbus »Bertolt Brecht« Foto: Zilz gonnen. Nach Hinterlegung eines Ausweises können nun wichtige Bücher auch mit nach Hause genommen werden. Die Verluste dabei sind bisher gering. Wir haben außerdem einen Kindersaal, der von durchschnittlich 40 Kindern täglich besucht wird. Dort geht es nicht in erster Linie um Malen, Basteln, Spielen, sondern um Leseförderung und Weiterbildung. Unsere Bibliothek hat sich zu einem kleinen kulturellen Zentrum entwickelt. Vorträge, Filme, musikalische Veranstaltungen sowie andere Aktivitäten und Informationen werden angeboten. Neben unseren ständigen neun Mitarbeitern gibt es auch immer Zivildienstleistende, die Musik- und Sprachunterricht anbieten, vor allem Englisch und Deutsch. Ganz wichtig ist mein jährlicher Besuch auf der Frankfurter Buchmesse bei den spanischen Verlagen. So erhielt das Projekt auch im vergangenen Jahr wieder 185 Kilogramm Bücher aus ganz verschiedenen Wissensgebieten als Spenden. Es ist meine Hauptarbeit als ehemalige Bibliothekarin, diese Bücher mit den Mitarbeitern vor allem unter dem Gesichtspunkt der Schlagwortbildung einzuarbeiten. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.pa nyarte.org. Elisabeth Zilz BuB | 63 (2011) 3
Transliteration Transliteration Neue Umschriftnormen aus dem DIN Anwenderfreundlich und übersichtlich / Internationale Standardisierung Der zuständige Arbeitsausschuss »Transliteration und Transkription« im Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen im DIN hat zwei weitere Projekte abgeschlossen und legt als Ergebnis seiner Arbeit Umschriftnormen für das hebräische und das arabische Alphabet in einer vollständigen Überarbeitung vor. Im Januar 2011 ist »DIN 31636, Information und Dokumentation – Umschrift des hebräischen Alphabets« erschienen. Hier hatte insbesondere der teilweise fehlerhafte Druck der BuB | 63 (2011) 3 Foyer | BuB tisch mit der Transliterationstagen in verschiedenen Ländern belle der American Library As- berücksichtigen musste. sociation/Library of Congress Die bisherige Norm wurde (ALA-LC) und übernimmt für Arabisch und Persisch ge- auch die dort angewandten ringfügig, für Osmanisch-Tür- Transliterationsregeln des Hebkisch, Kurdisch und Paschtu räischen und Jiddischen. Damit jedoch grundsätzlich revidiert. trägt die revidierte Norm vor Die Norm wurde für Urdu nur allem den Entwicklungen des hinsichtlich der Umschriftta- modernen Hebräisch Rechnung belle geändert. und strebt mit der Übernahme Zur Verbesserung der An- hebräischen Buchstaben in der der anglo-amerikanischen Rewenderfreundlichkeit wurde die Vorgängerausgabe eine Übergeln die Anbindung an eine in- Norm neu strukturiert, indem arbeitung notwendig gemacht, ternationale Standardisierung die Umschriften der verschiede- die für weitere Verbesserungen an, welche den zukünftigen Danen Sprachen so getrennt wur- genutzt wurde. So wurden die tenaustausch wesentlich vereinden, dass jede Sprache in einem Erläuterungen und Beispiele fachen wird. eigenen Abschnitt behandelt gründlich überarbeitet und den Ebenfalls neu erscheinen wird. Die Hinweise zur Transli- hebräischen Buchstaben in den wird in Kürze eine Neuausgaterationsarbeit beziehungsweise Umschrifttabellen die Unicode- be der »DIN 31635, InformaUmschriftvorgaben wurden für Werte beigegeben. tion und Dokumentation – Um- jede Sprache speziell angepasst Die Norm berücksichtigt die schrift des arabischen Alpha- und teilweise erweitert. Wie bei aus der jahrzehntelangen Anbets für die Sprachen Ara- allen Normen des Arbeitsauswendung der DIN 31636 gebisch, Osmanisch-Türkisch, Perschusses wurden den Umschriftwonnenen Einsichten und Desisisch, Kurdisch, Urdu und Paschtabellen die Unicode-Werte der derata und ist deshalb besonders tu«. Die Erstellung dieser Norm arabischen und zusätzlich der anwenderfreundlich. Sie ist in war besonders aufwendig, da sie mit diakritischen Zeichen ver- der Wiedergabe der Grundbuchstaben des Alphabets iden- aktuelle, teilweise auch wechselnde sprachliche Entwicklunsehenen lateinischen Buchstaben hinzugefügt. � www.B–u–B.de 157 157
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