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<strong>Schwerpunkt</strong><br />
Schule und Bibliothek Lesesaal | BuB 189<br />
Helga Hofmann war<br />
nach ihrem Examen<br />
1985 in Stuttgart in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Bibliotheken<br />
tätig. Seit<br />
November 2000 hat<br />
sie die stellvertreten<strong>de</strong><br />
Leitung <strong>de</strong>r<br />
Schulbibliothekarischen<br />
Arbeitsstelle (sba) <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Frankfurt am Main inne. Darüber<br />
hinaus Mitarbeit in <strong>de</strong>r dbv-Kommission<br />
»Bibliothek und Schule« und Referententätigkeit<br />
bei Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Mehrfach Beratungsaufenthalte<br />
und Vortragsreisen für die Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (gtz)<br />
sowie für verschie<strong>de</strong>ne Goethe-Institute<br />
weltweit (zum Beispiel Libanon, China).<br />
– Kontakt: helga.hofmann@stadt-frank<br />
furt.<strong>de</strong><br />
schine« und so weiter angeglie<strong>de</strong>rt. Dies<br />
erleichtert nicht nur <strong>de</strong>n Arbeitsalltag <strong>de</strong>r<br />
Lehrer, es führt sie auch immer wie<strong>de</strong>r in<br />
die Schulbibliothek.<br />
Weniger angesprochen hat uns hingegen<br />
die Möblierung selbst. Zwar sind<br />
die Regale in <strong>de</strong>r Regel nur von mittlerer<br />
Höhe und ermöglichen eine hervorragen<strong>de</strong><br />
Raumübersicht, aber die meist mittel-<br />
bis dunkelbraunen Möbel stehen für<br />
eine Ästhetik, die nicht die unsere ist. Die<br />
Die optimistische Grundhaltung<br />
<strong>de</strong>r Amerikaner ist schlicht und<br />
einfach ansteckend.<br />
Geschmäcker sind kulturell doch sehr verschie<strong>de</strong>n<br />
und Rahmenverträge auf Schulbezirksebene<br />
mit <strong>de</strong>n Einrichtern tragen<br />
ein Übriges dazu bei, die bekannten Mo<strong>de</strong>lle<br />
zu multiplizieren. Viele <strong>de</strong>r Schulbibliotheken,<br />
die <strong>de</strong>rzeit in Deutschland im<br />
Zuge <strong>de</strong>s Ausbaus <strong>de</strong>r Ganztagsschulen<br />
entstehen, müssen in Bezug auf die Möblierung<br />
<strong>de</strong>n Vergleich je<strong>de</strong>nfalls nicht<br />
scheuen.<br />
Auch in Bezug auf <strong>de</strong>n Medienbestand<br />
erlebten wir eine Überraschung. Die<br />
Schulbibliothek wird in <strong>de</strong>n USA als Medienzentrum<br />
<strong>de</strong>fi niert. Die Hardwareausstattung<br />
genauso wie die Kompetenz <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekspersonals im Umgang damit<br />
ist oft vorbildlich. Umso erstaunlicher ist<br />
es, dass sich <strong>de</strong>r Bestand fast überall nur<br />
aus Printmedien zusammensetzt. DVD,<br />
CD-ROM o<strong>de</strong>r Hörbücher sind nur für<br />
die Hand <strong>de</strong>s Lehrers gedacht. Unsere<br />
Nachfrage nach <strong>de</strong>n Nonbook-Medien<br />
für die Schüler stieß immer wie<strong>de</strong>r auf<br />
BuB | 63 (2011) 3<br />
verwun<strong>de</strong>rtes Kopfschütteln und wur<strong>de</strong><br />
mit Kosten- und Lizenzgrün<strong>de</strong>n beantwortet.<br />
Die fi nanzielle Situation ist auch in<br />
<strong>de</strong>n USA eines <strong>de</strong>r zentralen Themen.<br />
Die staatlichen Zuschüsse wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
aktuellen Wirtschaftskrise stark heruntergefahren,<br />
sodass die Schulbibliotheken<br />
immer mehr dazu übergehen, sich eigene<br />
Ressourcen zu erschließen. Über »Book<br />
Fairs«, in Zusammenarbeit mit Partnern<br />
durchgeführte Verkaufswochen, und an<strong>de</strong>re<br />
Sponsoringaktionen erwirtschaften<br />
sie oft mehrere tausend Dollar pro Jahr.<br />
Je nach sozioökonomischer Struktur <strong>de</strong>s<br />
Einzugsgebietes <strong>de</strong>r Schule gelingt dies<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger leicht. Wie auch immer<br />
man dazu stehen mag, solche Projekte zeigen<br />
in je<strong>de</strong>m Fall, mit welcher Kreativität<br />
die amerikanischen Kolleginnen mit Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
umgehen.<br />
Zentrale Services<br />
Dass man in amerikanischen Schulbibliotheken<br />
aber nicht nur kreativ, son<strong>de</strong>rn<br />
auch pragmatisch ans Werk geht, wird beson<strong>de</strong>rs<br />
bei <strong>de</strong>n bibliothekarischen Kerndiensten<br />
sichtbar. So wer<strong>de</strong>n beispielsweise<br />
Bibliothekssoftware- und Datenbanklizenzen<br />
auf Schulträgerebene zentral<br />
beschafft. Und auch die Medieneinarbeitung<br />
erfolgt sehr effi zient, in<strong>de</strong>m man auf<br />
Fremdleistungen bei <strong>de</strong>n Katalogdaten<br />
und <strong>de</strong>r ausleihfertigen Ausstattung zurückgreift.<br />
Möglich ist dies, da es in vielen Schulbezirken<br />
eine zentrale Koordination für<br />
Schulbibliotheksbelange und Lehrbuchbeschaffung<br />
gibt. Der Staat Florida hat<br />
außer<strong>de</strong>m noch eine Beratungsstelle, die<br />
Informationen verbreitet, Fortbildungen<br />
organisiert und lan<strong>de</strong>sweite Leseför<strong>de</strong>rungsprogramme<br />
koordiniert. In einem<br />
Land, in <strong>de</strong>m man die Zuständigkeit <strong>de</strong>s<br />
Staates wesentlich mehr in Frage stellt als<br />
bei uns, ist dies alles an<strong>de</strong>re als selbstverständlich.<br />
Fazit<br />
Unstrittig ist, dass die Personalsituation<br />
und die Einbindung <strong>de</strong>r Schulbibliothek<br />
in <strong>de</strong>n Unterricht in <strong>de</strong>n USA nach wie vor<br />
beispielhaft sind. Auch die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für Schulbibliothekare<br />
haben uns beeindruckt. Ganz<br />
aktuell wird zum Beispiel an <strong>de</strong>r Florida<br />
State University von Professorin Nancy<br />
Everhart ein Onlinekurs konzipiert, <strong>de</strong>r<br />
auch ausländischen Interessierten offenstehen<br />
soll. Ob sich daraus eine Chance<br />
zur Fortbildung für <strong>de</strong>utsche Schulbiblio-<br />
theks-Engagierte ergibt? Es bleibt abzuwarten.<br />
Darüber hinaus haben wir gesehen, wie<br />
wichtig verlässliche Strukturen und klare<br />
Ziele sind. So könnte die Schaffung eines<br />
»Referenzrahmens Informationskompe-<br />
Während unserer Reise ist uns<br />
klar gewor<strong>de</strong>n, wie weit wir in<br />
Deutschland sind, was die Nutzung<br />
aller Ressourcen angeht. Not macht<br />
durchaus erfi n<strong>de</strong>risch.<br />
tenz«, wie er <strong>de</strong>rzeit von <strong>de</strong>r dbv-Kommission<br />
»Bibliothek und Schule« vorbereitet<br />
wird, bei uns einen wichtigen Schritt voran<br />
be<strong>de</strong>uten. Während unserer Reise ist<br />
uns aber auch klar gewor<strong>de</strong>n, wie weit wir<br />
in Deutschland sind, was die Nutzung aller<br />
Ressourcen angeht. Not macht durchaus<br />
erfi n<strong>de</strong>risch. Exemplarisch seien hier<br />
die wichtige Rolle <strong>de</strong>s Ehrenamts und die<br />
vielen Bildungspartnerschaften, die in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren zwischen Schulen, Schulbibliotheken<br />
und Öffentlichen Bibliotheken<br />
entstan<strong>de</strong>n, genannt.<br />
Wir empfan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Austausch mit <strong>de</strong>n<br />
engagierten und erfahrenen Kolleginnen<br />
in <strong>de</strong>n USA als bereichernd – die optimistische<br />
Grundhaltung <strong>de</strong>r Amerikaner<br />
ist schlicht und einfach ansteckend. Und<br />
auch wenn bei uns vergleichbare Rahmenbedingungen<br />
noch fehlen, haben wir doch<br />
wie<strong>de</strong>r einmal festgestellt, dass in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren in Sachen Schulbibliothek in<br />
Deutschland viel passiert ist.<br />
Julia Rittel ist Diplom-Bibliothekarin<br />
für Öffentliche Bibliotheken<br />
und legte<br />
ihr Examen 1990 in<br />
Köln ab, seit<strong>de</strong>m ist<br />
sie in und für Schulbibliotheken<br />
tätig.<br />
Von 1991 bis 2003<br />
in <strong>de</strong>r kombinierte Stadtteil- und Gesamtschulbibliothek<br />
in Bonn-Beuel-Ost<br />
angestellt, seither in <strong>de</strong>r Mediothek <strong>de</strong>s<br />
Berufskollegs <strong>de</strong>s Rhein-Sieg-Kreises in<br />
Bonn-Duisdorf. Seit 2008 ehrenamtliche<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft<br />
Schulbibliotheken in NRW e.V.,<br />
einem Zusammenschluss von BibliothekarInnen,<br />
LehrerInnen und an<strong>de</strong>ren<br />
Schulbibliotheks-Beschäftigten. In dieser<br />
Funktion auch Mitglied <strong>de</strong>s Leitungsgremiums<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sinitiative »Bildungspartner<br />
NRW – Bibliothek + Schule«.<br />
– Kontakt: jrittel@berufskolleg-bonnduisdorf.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
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