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214 214 BuB | Lesesaal<br />
Wolf Steinbrecher,<br />
Cornelia Vonhof<br />
Eine Bibliothek<br />
räumt auf<br />
Projekt zum prozessorientierten<br />
Dokumentenmanagement an <strong>de</strong>r<br />
Hochschule <strong>de</strong>r Medien Stuttgart<br />
Das Thema scheint banal – ist aber in <strong>de</strong>n<br />
allermeisten Organisationen ein riesiges<br />
Problem: <strong>de</strong>r Umgang mit und die Ablage<br />
von vor allem elektronischen Dokumenten,<br />
sodass sie im Team ohne Zeitverlust,<br />
Stress und Frust gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
können. Professorin Cornelia Vonhof und<br />
Wolf Steinbrecher haben in einem stu<strong>de</strong>ntischen<br />
Projekt an <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r<br />
Medien Stuttgart das Thema »Prozessorientiertes<br />
Dokumentenmanagement«<br />
behan<strong>de</strong>lt und in einer umfangreichen<br />
Studie für die Stadtbibliothek Göppingen<br />
einen Ordner- und Aktenplan entwickelt,<br />
<strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>n Prozessen <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
orientiert.<br />
Diese Geschichte erzählt man am<br />
besten vom En<strong>de</strong> her. Am En<strong>de</strong><br />
stand <strong>de</strong>r Ordnerplan. Ein Ordnerplan<br />
ist eine Systematik zur Klassifi -<br />
zierung <strong>de</strong>r internen Dokumente einer<br />
Bibliothek o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Einrichtung. Wie<br />
bei Systematiken üblich, erfolgt dies durch<br />
numerische o<strong>de</strong>r alphanumerische Ordnungszeichen<br />
und eine Klassenbezeichnung.<br />
Nach dieser Systematik wer<strong>de</strong>n alle<br />
Dokumente <strong>de</strong>r Organisation klassifi ziert,<br />
sowohl die elektronischen als auch die<br />
Papierdokumente (siehe Abbildung 1 auf<br />
dieser Seite).<br />
Die Systematik wird auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />
als Verzeichnis elektronischer Ordner<br />
auf <strong>de</strong>m Server hinterlegt – in unserem<br />
Beispielprojekt ein normales Windows-<br />
Filesystem. Sie dient auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
zur Ordnung <strong>de</strong>r Papierdokumente und<br />
letztlich zur Beschriftung <strong>de</strong>r Ordner, die<br />
diese Papierdokumente enthalten (siehe<br />
Abbildung 2 auf Seite 215).<br />
Der Nutzen<br />
Ein Ordnerplan erreicht verschie<strong>de</strong>ne Ziele,<br />
auch dann, wenn keine spezielle Dokumentenmanagementsoftware<br />
eingesetzt<br />
wird:<br />
� Transparenz: Das ist ein wesentlicher<br />
Nutzen eines Ordnerplans. Voraussetzung<br />
ist die Trennschärfe <strong>de</strong>r Ordnung, die wie<strong>de</strong>rum<br />
Ein<strong>de</strong>utigkeit gewährleistet. Es gilt<br />
das Prinzip: ein Dokument – ein Ort. Je<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter soll schnell wissen, wo ein<br />
Dokument hingehört (kein langes Überlegen<br />
bei <strong>de</strong>r Ablage) und wo er ein Dokument<br />
fi n<strong>de</strong>t (geringer Suchaufwand).<br />
� Teamfähigkeit: Bisher hatte je<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
»seine« Ordnung für sich relativ<br />
übersichtlich <strong>de</strong>fi niert, wobei viel Strukturwissen<br />
in <strong>de</strong>n jeweiligen Köpfen bewahrt<br />
wur<strong>de</strong>. Jetzt aber soll eine transparente<br />
Dokumentenstruktur für das gesamte<br />
Team gültig sein.<br />
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Praxis<br />
� Hybridsystem 1 : Das »papierlose Büro«<br />
bleibt (vorerst) Utopie. Papierdokumente<br />
wer<strong>de</strong>n mittelfristig neben <strong>de</strong>n elektronischen<br />
existieren – wenn auch voraussichtlich<br />
mit abnehmen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz. Der<br />
Ordnerplan sorgt dafür, dass die bei<strong>de</strong>n<br />
Welten zumin<strong>de</strong>st gleich strukturiert sind<br />
– die Mitarbeiter müssen nicht mehr um<strong>de</strong>nken,<br />
wenn sie vom PC zum Regal mit<br />
<strong>de</strong>n Aktenordnern gehen o<strong>de</strong>r umgekehrt.<br />
Wenn es zu einem Thema einen elektronischen<br />
wie auch einen Papierordner gibt,<br />
dann heißen bei<strong>de</strong> gleich und sind im Innern<br />
i<strong>de</strong>ntisch aufgebaut.<br />
� Wir-I<strong>de</strong>ntität: Eine Person <strong>de</strong>fi niert<br />
sich auch über die Ordnung, mit <strong>de</strong>r sie<br />
<strong>de</strong>n sie umgeben<strong>de</strong>n Raum prägt. Im gleichen<br />
Maße kann ein Team sich nicht als<br />
Team fühlen, solange es nicht über eine<br />
gemeinsame Ordnungsstruktur für die sie<br />
umgeben<strong>de</strong>n Dingen verfügt.<br />
Das Optimierungsprojekt<br />
Die neue Ordnerstruktur ist Ergebnis eines<br />
Studienprojekts 2 <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r<br />
Medien Stuttgart (HdM) im Sommersemester<br />
2010. Cornelia Vonhof, Professorin<br />
im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule,<br />
und Wolf Steinbrecher von <strong>de</strong>r Beratungsfi<br />
rma balanceX aus Karlsruhe boten<br />
das Thema »Dokumentenmanagement<br />
in einer Bibliothek« als Bachelorprojekt<br />
an. Cornelia Vonhof wollte angehen<strong>de</strong><br />
Information Professionals mit Metho<strong>de</strong>n<br />
zum Management interner Dokumente<br />
vertraut machen und Dokumentenmanagement<br />
als Baustein <strong>de</strong>s Wissens- und<br />
Informationsmanagements einer Organisation<br />
vermitteln. Wolf Steinbrecher hatte<br />
das Interesse, neben seiner Beratertätigkeit<br />
mit Studieren<strong>de</strong>n zu arbeiten und seine<br />
Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Prozessorientierten Ablagestruktur<br />
mit einer an<strong>de</strong>ren Generation<br />
auszutauschen.<br />
Abbildung 1. Ausriss aus <strong>de</strong>m neuen Ordnerplan <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Göppingen<br />
BuB | 63 (2011) 3