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Ausland<br />
en. Davon profi tieren auch die Bibliotheken,<br />
die im Hinblick auf Personal, Technik<br />
und Medienetats optimal ausgestattet<br />
sind und ihre Nutzer vielfach in mo<strong>de</strong>rnen<br />
Gebäu<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt empfangen.<br />
Die Chinesische Nationalbibliothek<br />
in zwei Teilen<br />
Beginnen wir mit <strong>de</strong>r Chinesischen Nationalbibliothek,<br />
die sich im Hai Dian District<br />
im Westen Beijings mit zwei völlig<br />
unterschiedlichen Gebäu<strong>de</strong>n präsentiert.<br />
Die Gesamtfl äche von 250 000 Quadratmetern<br />
bietet Platz für einen Bestand von<br />
aktuell mehr als 26 Millionen Büchern,<br />
Zeitungen und Zeitschriften. China besitzt<br />
damit nach <strong>de</strong>n USA und Frankreich<br />
die drittgrößte Nationalbibliothek in <strong>de</strong>r<br />
Welt.<br />
Die Geschichte geht zurück auf die<br />
1909 gegrün<strong>de</strong>te »Hauptstadt-Bibliothek«,<br />
die nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kaiserzeit<br />
und <strong>de</strong>r Xinhai-Revolution 1912 für die<br />
allgemeine Öffentlichkeit zugänglich<br />
wur<strong>de</strong>. Seit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Pfl ichtexemplargesetzes<br />
im Jahre 1916 sammelt die<br />
Bibliothek alle Veröffentlichungen Chinas.<br />
1928 erfolgte die Umbenennung in<br />
»Pekinger Nationalbibliothek«. 1931 zog<br />
sie in ein Gebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Wenjin Straße<br />
um, in <strong>de</strong>m sich heute noch die »Bibliothek<br />
für das Alte Buch« befi n<strong>de</strong>t.<br />
Ab 1983 entstand nach Plänen aus <strong>de</strong>n<br />
späten 1950er-Jahren ein funktionaler,<br />
heute bereits etwas antiquiert wirken<strong>de</strong>r<br />
Neubau mit 140 000 Quadratmetern,<br />
<strong>de</strong>r 1987 bezogen wur<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Staatsrat erst 1998 <strong>de</strong>r Namensgebung<br />
»Chinesische Nationalbibliothek« zugestimmt<br />
hatte, konnte im September 2008,<br />
also im Jahr <strong>de</strong>r Olympischen Sommerspiele<br />
in China, ein zweites, futuristisches<br />
Gebäu<strong>de</strong> direkt neben <strong>de</strong>m ersten eröffnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Pläne für diesen 80 000 Quadratmeter<br />
umfassen<strong>de</strong>n Neubau stammen<br />
vom Architekturbüro KSP Engel und<br />
Zimmermann, das neben fünf Bürostandorten<br />
in Deutschland auch eine Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
in Beijing für <strong>de</strong>n asiatischen Markt<br />
unterhält.<br />
Während <strong>de</strong>r sogenannte erste Bauabschnitt<br />
insgesamt 40 Lesesäle, verteilt über<br />
die fünf Etagen <strong>de</strong>s Hauses, anbietet, besteht<br />
<strong>de</strong>r »zweite Bauabschnitt« aus drei<br />
Ebenen mit einem zentralen Lesesaal im<br />
Zentrum. Im Sockel <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r<br />
wie ein Bücherstoß aussieht und die Vergangenheit<br />
repräsentiert, befi n<strong>de</strong>t sich die<br />
»Vollständige Bibliothek <strong>de</strong>r Vier Schätze«<br />
(»Si Ku Quan Shu«). Sie wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren<br />
1773 bis 1782 im Auftrag <strong>de</strong>s Kaisers<br />
BuB | 63 (2011) 3<br />
Qianlong von 361 Wissenschaftlern verfasst<br />
und besteht aus 3 461 Büchern, die in<br />
insgesamt 36 381 Bän<strong>de</strong> (mit 700 Millionen<br />
Schriftzeichen) eingebun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Bibliothek umfasst Texte aus vier<br />
Gebieten: Klassische Chinesische Literatur<br />
(»Jing«); Geschichte und Geografi e<br />
(»Shi«); Philosophie, Kunst und Naturwissenschaften<br />
(»Zi«); Anthologien <strong>de</strong>r<br />
Chinesischen Literatur (»Ji«). Im Bestand<br />
<strong>de</strong>r Nationalbibliothek befi n<strong>de</strong>n sich insgesamt<br />
270 000 rare Altbücher und 1,64<br />
Millionen historische Bücher. Zu <strong>de</strong>n<br />
Raritäten zählen unter an<strong>de</strong>rem Schildkrötenpanzer<br />
und Tierknochen mit Orakelinschriften<br />
aus <strong>de</strong>r Yin-Zeit, heilige<br />
Schriften <strong>de</strong>s Buddhismus aus <strong>de</strong>r Jin-Dynastie,<br />
die Große Enzyklopädie <strong>de</strong>r Yongle-Perio<strong>de</strong>,<br />
europäische Wiegendrucke aus<br />
<strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
Der mittlere Teil <strong>de</strong>s zweiten Bauabschnitts<br />
dient als Lesesaal für bis zu 3 000<br />
Nutzer und symbolisiert die Gegenwart.<br />
Für die Zukunft steht <strong>de</strong>r elektronische<br />
Lesesaal in <strong>de</strong>n oberen Etagen, in <strong>de</strong>m<br />
460 öffentliche Computer, Touchscreen-<br />
Terminals sowie aufgrund <strong>de</strong>s drahtlosen<br />
Internetnetzwerks auch zahlreiche Arbeitsplätze<br />
für private Notebooks zur Verfügung<br />
stehen. Dort können insgesamt<br />
720 000 elektronische Bücher, Zeitungen<br />
und Zeitschriften eingesehen wer<strong>de</strong>n. Neben<br />
<strong>de</strong>n Printmedien, die aus China und<br />
115 Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Welt stammen und auch<br />
chinesische Gesetzestexte und Dissertationen,<br />
Publikationen <strong>de</strong>r UNO und aus-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 201<br />
Lesesaal | BuB 201<br />
ländischer Regierungen einbeziehen, sammelt<br />
die Nationalbibliothek inzwischen<br />
auch alle ins Netz gestellten Digitalmedien<br />
aus China.<br />
Die Nationalbibliothek fungiert auch<br />
als nationales Katalogisierungszentrum<br />
und gibt die Chinesische Nationalbibliografi<br />
e heraus. Die bei<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>, die<br />
an 365 Tagen im Jahr kostenlos genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n können, zählen durchschnittlich<br />
12 000 Besucher pro Tag. Sowohl <strong>de</strong>r ers-<br />
Seit Mai 2010 ist <strong>de</strong>r Nationalbibliothek<br />
in Beijing auch eine eigene<br />
Kin<strong>de</strong>rbibliothek angeglie<strong>de</strong>rt, die<br />
über einen separaten Seiteneingang<br />
im zweiten Bauabschnitt erreichbar ist.<br />
te als auch <strong>de</strong>r zweite Bauabschnitt sind<br />
mit <strong>de</strong>r RFID-Technologie ausgestattet,<br />
sodass Bücher schnell verbucht und auch<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Öffnungszeiten zurückgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Wer nach China reist, hat bestimmte Bil<strong>de</strong>r im Kopf, dazu zählt natürlich auch die »Große Mauer«.<br />
Die Lebenswirklichkeit im Riesenreich ist vielfältig und exotisch.<br />
Seit Mai 2010 ist <strong>de</strong>r Nationalbibliothek<br />
auch eine eigene Kin<strong>de</strong>rbibliothek<br />
angeglie<strong>de</strong>rt, die über einen separaten<br />
Seiteneingang im zweiten Bauabschnitt<br />
erreichbar ist. In ihr sind Bücher und<br />
Zeitschriften in zwei kleinen Lesesälen zu<br />
fi n<strong>de</strong>n. Dominant ist allerdings die mo<strong>de</strong>rnste<br />
Technik. Ein Touchscreen-Terminal<br />
bietet <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn einen virtuellen<br />
Rundgang durch verschie<strong>de</strong>ne Angebote<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek. Die hauseigene EDV-Ab-