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210 210 BuB | Lesesaal<br />
ger Stu<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Rechtswissenschaft, Geschichte<br />
und Politikwissenschaft mutig<br />
eine Männergruppe ins Leben: »Hübsche<br />
Frauen mal raus aus <strong>de</strong>r UB. Ich muss<br />
mich konzentrieren.« Unter <strong>de</strong>r Gruppenbeschreibung<br />
liest man: Beschreibung überfl<br />
üssig. 50 % <strong>de</strong>r Bibliotheksbenutzer wissen,<br />
was ich meine. Die an<strong>de</strong>ren 50 Prozent sind<br />
natürlich Frauen … Entsprechend wird als<br />
Büroadresse dieser Gruppe angegeben: In<br />
je<strong>de</strong>r Bibliothek Deutschlands, Österreichs<br />
und in <strong>de</strong>r Schweiz. Und natürlich Südtirols.<br />
Für Ba<strong>de</strong>n-Württemberg lohnt schließlich<br />
noch ein Blick nach Hei<strong>de</strong>lberg: Ein<br />
intensiv im studiVZ diskutiertes Thema<br />
<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
sind die Türen <strong>de</strong>r UB. Da ist<br />
zunächst die Großgruppe »Angst vor <strong>de</strong>r<br />
UB-Tür« mit über tausend Mitglie<strong>de</strong>rn –<br />
schon fast eine »Massenbewegung«! In ihrer<br />
Beschreibung erkennt man mit Betroffenheit<br />
die wahren Ausmaße <strong>de</strong>s Problems:<br />
Eines Tages ist es soweit, da wer<strong>de</strong> ich von <strong>de</strong>r<br />
UB-Tür erschlagen o<strong>de</strong>r erschlage jeman<strong>de</strong>n.<br />
Sollte ich nicht umgekommen sein, dann<br />
stehe ich wahrscheinlich vor Gericht und<br />
muss mich verteidigen. Aber keiner glaubt<br />
mir, diese Tür ist gefährlich und gehört ver-<br />
boten. Sie ist natürlich ein Abenteuer und<br />
spannend zugleich. Aber gera<strong>de</strong> im bürokratisierten,<br />
technisierten, durchkalkulierten,<br />
vorsichtigen Deutschland ist es ein Wun<strong>de</strong>r,<br />
dass diese Tür noch existiert, erlaubt ist und<br />
je<strong>de</strong>n Tag von Tausen<strong>de</strong>n benutzt wird.«<br />
Unter <strong>de</strong>n aktuellen Infos liest man weiter:<br />
»Demo gegen die UB-Tür! Je<strong>de</strong>n Tag vor <strong>de</strong>r<br />
Da ist zum Beispiel <strong>de</strong>r Hilferuf<br />
einer Bayreuther Stu<strong>de</strong>ntin, die<br />
folgen<strong>de</strong> Gruppe ins Leben gerufen<br />
hat: »Wer ist diese Bib und warum ist<br />
mein Freund dauernd bei ihr?«<br />
UB, Kaffee, Getränke, Snacks stehen bereit!<br />
Diese Gruppe ist Mainstream! Gehört die<br />
Gehyptes Statussymbol o<strong>de</strong>r interessanteste Bibliothek Deutschlands? Diese Frage versucht die<br />
StudiVZ-Gruppe »Philologische Bibliothek Freie Universität Berlin (the brain)« zu beantworten.<br />
Foto: Reinhard Görner<br />
Tür schon zum Weltkulturerbe? Vielleicht ist<br />
ja wirklich etwas daran: Hätte die Tür <strong>de</strong>r<br />
UB-Hei<strong>de</strong>lberg eine angemessene Rolle im<br />
Antrag <strong>de</strong>r Stadt Hei<strong>de</strong>lberg auf Aufnahme<br />
in die UNESCO-Welterbeliste gespielt, wäre<br />
dieser Antrag möglicherweise im Jahr 2007<br />
nicht abgelehnt wor<strong>de</strong>n …<br />
Eine Hei<strong>de</strong>lberger Stu<strong>de</strong>ntin grün<strong>de</strong>te<br />
eine weitere einschlägige Gruppe: »Ich bin<br />
zu schwach für die Türen <strong>de</strong>r UB«. In <strong>de</strong>r<br />
Beschreibung wünscht sie sich: Hofft ihr<br />
auch immer, dass irgendjemand Freundliches<br />
euch die UB-Tür aufhält, weil sie einfach<br />
viiiel zu schwer ist? Aber Vorsicht, wenn<br />
jemand Gemeines vor euch ist, kann sie einen<br />
ganz böse umwerfen! Und wenn jemand<br />
hinter einem kommt, muss man alle Kräfte<br />
sammeln, um sie lang genug für <strong>de</strong>n nächsten<br />
aufzuhalten ;-) Wenn es – insbeson<strong>de</strong>re mit<br />
Blick auf die ausgesprochene Höfl ichkeit,<br />
auch einem nachfolgend Eintreten<strong>de</strong>n die<br />
Tür aufzuhalten – einerseits auch nicht<br />
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Hochschule<br />
verwun<strong>de</strong>rlich ist, dass die Mehrheit <strong>de</strong>r<br />
Mitglie<strong>de</strong>r dieser Gruppe Frauen sind, so<br />
staunt man doch, dass sich offenbar selbst<br />
die Gleichstellungsbeauftragte <strong>de</strong>r Universität<br />
Hei<strong>de</strong>lberg noch nicht wirksam<br />
dieses Problems angenommen hat.<br />
Dass die Tür zur UB Hei<strong>de</strong>lberg nicht<br />
nur für das »zarte Geschlecht« ein Problem<br />
darstellt, zeigt die von einem mutigen<br />
Hei<strong>de</strong>lberger Stu<strong>de</strong>nten gegrün<strong>de</strong>te<br />
Gruppe »Ist die UB-Tür zu stark, bist du<br />
zu schwach!« Höchst dramatisch liest sich<br />
die Beschreibung <strong>de</strong>s Abenteuers, sich in<br />
<strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>lberger Tempel <strong>de</strong>s Wissens<br />
Einlass zu verschaffen: Einige probieren<br />
wie Indiana Jones reaktionsschnell und stilvoll<br />
zwischen <strong>de</strong>n schwingen<strong>de</strong>n Türhälften<br />
hindurch zu springen, an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum<br />
verlassen sich lieber auf brutale Kraft, um<br />
die Tür aufzustemmen. Die Tür <strong>de</strong>r UB<br />
Hei<strong>de</strong>lberg ist die wahre Orientierungsprüfung<br />
im Studium! Darum: Ist die UB Tür<br />
zu stark, bist du zu schwach! Für 1. mehr<br />
Selbstbewusstsein vor <strong>de</strong>r Tür <strong>de</strong>r UB Hei<strong>de</strong>lberg!<br />
2. mehr Respekt gegenüber je<strong>de</strong>m,<br />
<strong>de</strong>r diese Türen je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue besiegt!<br />
3. weniger Verletzte in unserer Bibliothek!<br />
– Aufschlussreich ist im Vergleich zu <strong>de</strong>r<br />
zuvor besprochenen Frauen-Gruppe und<br />
<strong>de</strong>ren Sorge, die schwere Tür noch für <strong>de</strong>n<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n UB-Besucher aufzuhalten,<br />
<strong>de</strong>r ausgesprochen männliche Gestus <strong>de</strong>r<br />
Gruppenbeschreibung – Indiana Jones ist<br />
das große Vorbild eines jungen Mannes –<br />
und die Vermutung, die UB-Tür gehöre<br />
zur Eignungsprüfung für das Studium.<br />
Bayern<br />
Auch die reiche Bibliothekslandschaft<br />
Bayerns spiegelt sich in zahlreichen studiVZ-Gruppen<br />
wi<strong>de</strong>r. Da ist zum Beispiel<br />
<strong>de</strong>r Hilferuf einer Bayreuther Stu<strong>de</strong>ntin,<br />
die folgen<strong>de</strong> Gruppe ins Leben gerufen<br />
hat: »Wer ist diese Bib und warum ist mein<br />
Freund dauernd bei ihr?« Die Beschreibung:<br />
Diese Bib ist ein kleines Flittchen<br />
wird visualisiert durch ein Bild, das eine<br />
aufreizen<strong>de</strong> Frau triumphierend auf einem<br />
Stapel Bücher zeigt.<br />
Die Sorge <strong>de</strong>r Bayreuther Stu<strong>de</strong>ntin ist<br />
nicht unbegrün<strong>de</strong>t, hat doch so mancher<br />
in <strong>de</strong>r UB die Liebe seines Lebens gefun<strong>de</strong>n!<br />
Beson<strong>de</strong>rs rührend ist die »Gruppe«,<br />
die allerdings nur aus einer einzigen, inzwischen<br />
gelöschten, Person besteht – mit<br />
einem großen, roten Herz als Gruppenlogo:<br />
»2 Tage UB haben mein Leben von<br />
6 URL: <strong>www</strong>.dradio.<strong>de</strong>/dkultur/sendungen/<br />
<strong>de</strong>utschlandrundfahrt/475158/ (Aufruf am<br />
23. März 2010)<br />
BuB | 63 (2011) 3