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Fachliteratur<br />

Doch da Fröhlich all diese Einschränkungen<br />

explizit refl ektiert und ihre Befun<strong>de</strong><br />

lediglich als »Ten<strong>de</strong>nzaussagen« (Seite<br />

55) verstan<strong>de</strong>n wissen will, lassen sich<br />

ihre Reichweite und Validität angemessen<br />

einschätzen. Zu<strong>de</strong>m vergleicht sie die Ergebnisse<br />

hier mehrfach und fundiert mit<br />

ähnlichen Daten aus an<strong>de</strong>ren Studien <strong>de</strong>r<br />

Medienbranche, <strong>de</strong>s Journalismus und <strong>de</strong>r<br />

Public Relations, aber auch aus einer ebenso<br />

aktuellen Befragung von Lektorinnen<br />

(Hömberg 2010) – mithin aus Sparten, die<br />

alle stark »feminisiert sind und zugleich<br />

durch die Digitalisierung gravieren<strong>de</strong><br />

Umbrüche erfahren.<br />

Gen<strong>de</strong>rperspektive<br />

Diese Gen<strong>de</strong>rperspektive ist <strong>de</strong>r Verfasserin<br />

vorrangig und nachhaltig wichtig;<br />

sie prägt die gesamte Erhebung in Diktion<br />

und Umfang, vor allem hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r ungleichen Bezahlung und <strong>de</strong>r nach<br />

wie vor ungleichen Chancen für Karriere<br />

und berufl iche Position. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

formale Qualifi kationen, berufl iche<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r, Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie – die hier infolge <strong>de</strong>r hohen<br />

Kin<strong>de</strong>rlosigkeit <strong>de</strong>r Befragten nicht sehr<br />

ins Gewicht fällt – sowie die Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit<br />

erfragt.<br />

Trotz (o<strong>de</strong>r wegen?) <strong>de</strong>s hohen Frauenanteils<br />

in <strong>de</strong>r Buch- und Verlagsbranche<br />

fi n<strong>de</strong>n sich die »schon als klassisch zu bezeichnen<strong>de</strong>«<br />

(Seite 127) Klassifi zierungs-<br />

o<strong>de</strong>r Diskriminierungsmerkmale: Höhere<br />

Positionen zumal in <strong>de</strong>r größer strukturierten<br />

Verlagsbranche, die besser dotiert<br />

sind und breitere Gestaltungspotenziale<br />

ermöglichen, sind mit Männern besetzt,<br />

niedriger angesie<strong>de</strong>lte Jobs beson<strong>de</strong>rs im<br />

Zwischen- und Sortimentsbuchhan<strong>de</strong>l,<br />

schlechter bezahlt und oft schon »prekarisiert«,<br />

nehmen Frauen wahr. Etwa ein<br />

Im Vergleich zu <strong>de</strong>n Journalistinnen<br />

und PR-Mitarbeiterinnen ist ihre<br />

Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit geringer, wenngleich<br />

sich zwei Drittel generell als<br />

zufrie<strong>de</strong>n bezeichnen.<br />

Drittel von ihnen will daher die Branche<br />

ganz verlassen (viele sind bereits nach <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung gar nicht zurückgekehrt).<br />

Im Vergleich zu <strong>de</strong>n Journalistinnen und<br />

PR-Mitarbeiterinnen ist ihre Arbeitszu-<br />

frie<strong>de</strong>nheit geringer, wenngleich sich zwei<br />

Drittel generell als zufrie<strong>de</strong>n bezeichnen.<br />

Doch hinsichtlich berufl icher Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und Aufstiegschancen<br />

sinken die Werte beträchtlich.<br />

BuB | 63 (2011) 3<br />

»Bestselleritis«<br />

Ökonomische Konzentration, Arbeitsverdichtung<br />

und anhalten<strong>de</strong> Standardisierung<br />

<strong>de</strong>s Sortiments beuteln auch diese<br />

Branche, weshalb sie häufi g schon mit<br />

»Aldisierung«, »Bestselleritis« und an<strong>de</strong>ren<br />

unschönen Etiketten gebrandmarkt wur<strong>de</strong><br />

(Seite 30). Und sicherlich verän<strong>de</strong>rn<br />

digitale Optionen (zum Beispiel Online-<br />

Shopping, elektronisches Publizieren,<br />

Books on <strong>de</strong>mand, E-Books, Ausdünnung<br />

beziehungsweise Outsourcing von Lektorat)<br />

die angestammten Tätigkeiten weiterhin<br />

und einschnei<strong>de</strong>nd.<br />

Daher ist es bedauerlich, dass die Befragung<br />

die bereits eingetretenen o<strong>de</strong>r noch<br />

zu erwarten<strong>de</strong>n Transformationen <strong>de</strong>r berufl<br />

ichen Tätigkeiten, <strong>de</strong>r Arbeitsabläufe<br />

und <strong>de</strong>r Berufsstrukturen gänzlich aus-<br />

Bleibt zu hoffen, dass künftige<br />

Studien, die sich Fröhlich wünscht,<br />

diese Aspekte berücksichtigen, um so<br />

die empirische Sichtung berufl ichen<br />

Han<strong>de</strong>ls in diversen Branchen weiter<br />

zu vervollständigen.<br />

spart. Sie dürften künftig sicherlich ebenso<br />

nachdrücklich darüber entschei<strong>de</strong>n,<br />

wie attraktiv Branchen, wie befriedigend<br />

und gestaltungsfähig Arbeitsplätze sind<br />

beziehungsweise erachtet wer<strong>de</strong>n – wie die<br />

fraglos wichtigen Kriterien <strong>de</strong>r Karriere<br />

und <strong>de</strong>s Einkommens. Bleibt zu hoffen,<br />

dass künftige Studien, die sich Fröhlich<br />

wünscht, diese Aspekte berücksichtigen,<br />

um so die empirische Sichtung berufl ichen<br />

Han<strong>de</strong>ls in diversen Branchen weiter zu<br />

vervollständigen.<br />

Hans-Dieter Kübler<br />

Magazin Lesesaal | BuB223 BuB 223<br />

<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 223<br />

Anschrift <strong>de</strong>s Rezensenten: Prof. Dr. Hans-Dieter<br />

Kübler, Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Hamburg, Fakultät Design Medien Information,<br />

Finkenau 35, 22081 Hamburg; hans-dieter.<br />

kuebler@haw-hamburg.<strong>de</strong>

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