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Die Chinesische Nationalbibliothek präsentiert sich im Westen <strong>de</strong>r Hauptstadt Beijing mit zwei völlig unterschiedlichen Gebäu<strong>de</strong>n: links <strong>de</strong>r Altbau,<br />
<strong>de</strong>r im Jahr 2008 durch ein futuristisches Gebäu<strong>de</strong> (rechts) in direkter Nachbarschaft ergänzt wur<strong>de</strong>. Fotos: Jan-Pieter Barbian<br />
Jan-Pieter Barbian<br />
Mit Goethe in China<br />
Eindrücke einer Vortragsreise nach Beijing, Wuhan und Shanghai<br />
Jan-Pieter Barbian hat auf Einladung<br />
<strong>de</strong>s Goethe-Instituts eine zweiwöchige<br />
Vortragsreise durch China absolviert und<br />
dabei die Metropolen Beijing, Wuhan und<br />
Shanghai besucht. Seine Eindrücke von<br />
Land und Menschen sowie seine Ent<strong>de</strong>ckungen<br />
in <strong>de</strong>n dort besuchten Bibliotheken<br />
schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Autor im Folgen<strong>de</strong>n.<br />
Wer nach China reist, hat bestimmte<br />
Bil<strong>de</strong>r im Kopf: die<br />
»Verbotene Stadt« und die<br />
»Große Mauer«, die Terrakotta-Armee<br />
im Mausoleum Qin Shihuangdis und die<br />
Gräber <strong>de</strong>r Ming-Dynastie, <strong>de</strong>r »Lange<br />
Marsch«, die Kulturrevolution, die Entmachtung<br />
<strong>de</strong>r »Viererban<strong>de</strong>« und die Öffnung<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s für einen Kapitalismus<br />
»sozialistischer Prägung«, Mao Zedong,<br />
Zhou Enlai und Deng Xiaoping, das Massaker<br />
auf <strong>de</strong>m Tianan’men Platz 1989, die<br />
China besitzt nach <strong>de</strong>n USA<br />
und Frankreich die drittgrößte Nationalbibliothek<br />
in <strong>de</strong>r Welt.<br />
Skylines <strong>de</strong>r Metropolen und <strong>de</strong>r Aufstieg<br />
zu einer Weltmacht. Doch all dies trifft die<br />
Lebenswirklichkeit dieses riesigen Lan<strong>de</strong>s,<br />
das fast ein eigener Kontinent ist, bestenfalls<br />
an <strong>de</strong>r Oberfl äche.<br />
In seiner »Gebrauchsanweisung für<br />
China« kommt Kai Strittmatter, <strong>de</strong>r von<br />
1997 bis 2005 als Korrespon<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r<br />
»Süd<strong>de</strong>utschen Zeitung« das Land und<br />
seine Menschen genauer erkun<strong>de</strong>t hat,<br />
<strong>de</strong>r Essenz näher, wenn er schreibt: »China<br />
verwirrt. Darauf sollten Sie sich gefasst<br />
machen. Es gibt nicht ein China, es gibt<br />
viele Chinas: China ist <strong>de</strong>r Name für ein<br />
Universum, das Myria<strong>de</strong>n von Parallelwelten<br />
beherbergt. Manche scheinen nie<br />
in Kontakt miteinan<strong>de</strong>r zu kommen, an<strong>de</strong>re<br />
berühren und überschnei<strong>de</strong>n einan<strong>de</strong>r,<br />
wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re schwirren mit Vollgas<br />
aufeinan<strong>de</strong>r zu: Schild und Speer. In Chi-<br />
na kann einer Erste Welt und Dritte Welt<br />
fi n<strong>de</strong>n, gestern und morgen, kommunistische<br />
Ödnis und kapitalistischen Glanz,<br />
sexuelle Revolution und brutale Diktatur,<br />
Bauernarmut und Millionärsvöllerei, genialen<br />
Pragmatismus und <strong>de</strong>primieren<strong>de</strong>s<br />
Dogma, Blüte und Fäulnis, Korruption<br />
und Hel<strong>de</strong>ntum.« 1<br />
Eine erste Annäherung über Bibliotheken<br />
Obwohl <strong>de</strong>r klassische Buchdruck im 11.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt nach Christus in China erfun<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>, sind Bibliotheken nicht<br />
das erste, woran man beim Stichwort<br />
»China« <strong>de</strong>nkt. Doch auch an ihnen lässt<br />
sich die wi<strong>de</strong>rsprüchliche Entwicklung<br />
ablesen, die das Land in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
vier Jahrzehnten durchlaufen hat. Das ist<br />
das Ergebnis eines Einblicks, <strong>de</strong>n ich im<br />
Rahmen einer zweiwöchigen Vortragsreise<br />
im September 2010 in Beijing, Wuhan<br />
und Shanghai gewinnen konnte. Die Einladung<br />
war vom Goethe-Institut Beijing<br />
ausgegangen und Monika Williams, die<br />
Leiterin <strong>de</strong>s Bereichs Information & Bibliothek,<br />
hatte Gespräche und Vorträge in<br />
Bibliotheken <strong>de</strong>r drei Großstädte vermittelt.<br />
Es war bezeichnend, dass sich meine<br />
Gastgeber bei <strong>de</strong>r Auswahl an Vortragsthemen<br />
für das Thema »Kultur als<br />
Lebensmittel. Das Engagement Öffentlicher<br />
Bibliotheken in Deutschland für<br />
die ›Kulturelle Bildung‹ von Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen« entschie<strong>de</strong>n hatten. Denn<br />
diese Zielgruppe ist in China nicht nur<br />
riesig, son<strong>de</strong>rn die Vermittlung von Bildung<br />
für nachwachsen<strong>de</strong> Generationen<br />
wird hier als nachhaltige Investition in die<br />
Zukunft mit höchster Priorität betrieben<br />
– von staatlichen Stellen und öffentlichen<br />
Einrichtungen ebenso wie in <strong>de</strong>n Famili-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
1 Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe,<br />
Piper Verlag, München/Zürich 2008, Seite<br />
23<br />
BuB | 63 (2011) 3