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Politik<br />
erworbenen Medien genutzt wer<strong>de</strong>n – im<br />
Schnitt wird je<strong>de</strong> Medieneinheit 2,5 Mal<br />
entliehen.<br />
Indirekt hat <strong>de</strong>r Bürgervorschlag dazu<br />
beigetragen, dass eine fremdsprachige<br />
Beratung in <strong>de</strong>n Bibliotheksräumen angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n kann. För<strong>de</strong>rern konnte<br />
sehr gut vermittelt wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Vorschlag<br />
qualitativ be<strong>de</strong>utend besser mit <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Sprachkompetenz umzusetzen<br />
ist. Neben <strong>de</strong>m Auskunftsdienst<br />
in Vietnamesisch wird auch die Beratung<br />
in Russisch angeboten. Mittels eines wö-<br />
chentlichen Rotationsprinzips zwischen<br />
<strong>de</strong>n Bibliotheken ist <strong>de</strong>r Service zum festen<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s Dienstleistungsangebotes<br />
gewor<strong>de</strong>n.<br />
Besucher können die Bibliotheksmitarbeiter<br />
direkt am Bestand kontaktieren. Die<br />
Nachfrage ist vorhan<strong>de</strong>n und die Hemmschwelle<br />
niedrig. Neben <strong>de</strong>r Beratung<br />
begleiten die Mitarbeiter Bibliotheksveranstaltungen<br />
und pfl egen Kontakte zu<br />
lokalen Vereinen. Weiterhin unterstützen<br />
sie die Erwerbung und Einarbeitung <strong>de</strong>r<br />
Medien (zum Beispiel Transliteration). In<br />
Berlin-Lichtenberg hat <strong>de</strong>r Bürgerhaushalt<br />
das zielorientierte Management verbessert,<br />
man sieht ihn als ein Instrument<br />
an, mit <strong>de</strong>m kun<strong>de</strong>norientiert gearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Neben <strong>de</strong>n Diskussionen<br />
um das bestehen<strong>de</strong> Angebot, kann auch<br />
die Nachfrage ermittelt wer<strong>de</strong>n. Das Verfahren<br />
hilft, Prioritäten <strong>de</strong>r Bürger umzusetzen.<br />
7<br />
Sigrid Bräuner, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>de</strong>r Lichtenberger Bib-<br />
BuB | 63 (2011) 3<br />
liothek, stellte in ihrem Aufsatz aktuelle<br />
Integrationsprojekte <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Berlin- Lichtenberg vor. Als Erfolg weist<br />
sie auf <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r russisch- und vietnamesischsprachigen<br />
Medien sowie auf<br />
<strong>de</strong>n fremdsprachigen Beratungsdienst<br />
hin. Sie merkt an, dass die Nachfrage zur<br />
Nutzung <strong>de</strong>r speziellen Medien über die<br />
Bezirksgrenze hinausgeht und zukünftig<br />
das Angebot <strong>de</strong>r Bibliothek in Volkshochschulkursen<br />
»Deutsch als Fremd- beziehungsweise<br />
Zweitsprache« integriert wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Dass die erfolgreiche Integrati-<br />
Abbildung 2. Das Zusammenspiel von lokaler Partizipation, Verwaltung und Öffentlicher Bibliothek<br />
beim Bürgerhaushalt<br />
onsarbeit ihre Wurzeln im Bürgerhaushalt<br />
hat, wird von Bräuner lei<strong>de</strong>r nicht erwähnt<br />
beziehungsweise nicht gesehen. 8<br />
Benutzer als Mitwirken<strong>de</strong><br />
Von einem Instrument, welches neben<br />
<strong>de</strong>r transparenten Darstellung <strong>de</strong>s kommunalen<br />
Haushaltes auch Mo<strong>de</strong>rnisierungseffekte<br />
durch die Partizipation <strong>de</strong>r<br />
Bürger hervorrufen könnte, können viele<br />
Erwartungen ausgehen, vor allem dann,<br />
wenn aus <strong>de</strong>r Perspektive kommunaler<br />
Dienstleistungseinrichtungen Angebote<br />
aus fi nanziellen Grün<strong>de</strong>n nicht im gewünschten<br />
Maße für die Bürgerschaft zur<br />
Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />
An dieser Stelle sei gesagt, dass erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n muss, dass durch die priorisierte<br />
Verteilung <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />
fi nanziellen Mittel durch <strong>de</strong>n Bürger nicht<br />
nur bürgernah, son<strong>de</strong>rn auch ressourcenoptimiert<br />
gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann. Vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund fi nanzieller Möglich-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 199<br />
Lesesaal | BuB 199<br />
keiten in Zeiten knapper Kassen sollten<br />
Dienstleistungen nicht nur ausschließlich<br />
für, son<strong>de</strong>rn auch mit <strong>de</strong>m Bürger entwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zielgruppen sollten nicht als<br />
Benutzergruppen, son<strong>de</strong>rn als Mitwirken<strong>de</strong><br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n – diese Einstellung<br />
ist bereits bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Kataloges<br />
2.0 seitens <strong>de</strong>r Bibliotheken vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Vermutlich ist die Hemmschwelle, die<br />
Partizipation <strong>de</strong>r Bürger bei konzeptionellen<br />
und fi nanziellen Angelegenheiten zuzulassen,<br />
größer. Dienstleistungen für <strong>de</strong>n<br />
Bürger: Ja! – Partizipation <strong>de</strong>r Bürger bei<br />
konzeptionellen Fragen: Nein? Zukünftig<br />
sollte man die Frage beantworten, ob<br />
bürgernahes Han<strong>de</strong>ln sich nicht auch in<br />
<strong>de</strong>r Prozentzahl <strong>de</strong>r aktiven Benutzer, gemessen<br />
an <strong>de</strong>r Einwohnerzahl, ausdrückt?<br />
Provokativ sei gefragt: Können kommu-<br />
Bibliotheken könnten sich<br />
durchaus auch dafür rechtfertigen<br />
müssen, wenn sie sich nicht an<br />
Partizipationsverfahren o<strong>de</strong>r an<br />
Diskussionen beteiligen.<br />
nale Bibliotheken wirklich wissen, was die<br />
Bürger von ihr als Einrichtung lokal vor<br />
Ort erwarten, wenn nur ein geringer Prozentsatz<br />
<strong>de</strong>r Bürgerschaft die angebotenen<br />
Dienstleistungen regelmäßig in Anspruch<br />
nimmt?<br />
Umlauf stellte die These auf, dass ein<br />
hoher Legitimationsdruck <strong>de</strong>s Ortes Bibliothek<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Bürgerschaft im<br />
Bürgerhaushalt provoziert wird. Dieser<br />
Legitimationsdruck konnte durch die Diplomarbeit<br />
nicht bestätigt wer<strong>de</strong>n. Im Gegenteil:<br />
Bibliotheken könnten sich durchaus<br />
auch dafür rechtfertigen müssen,<br />
wenn sie sich nicht an Partizipationsverfahren<br />
o<strong>de</strong>r an Diskussionen beteiligen,<br />
da die Bürger eher die schlechte fi nanzielle<br />
Situation ihrer Bibliothek erkennen, als<br />
dass sie ihre Dienstleistungen abschaffen<br />
wür<strong>de</strong>n. Die Abbildung 2 auf dieser Seite<br />
dient als Diskussionsgrundlage zum Forschungsgebiet.