Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH

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Hessischer Mittelstandsbericht 2006 – Familienunternehmen 22 meinsamen Arbeitgeber und die wirtschaftliche Abhängigkeit von Ausschüttungen. Der Einigungsbedarf ist höher und eine Einigung wird zudem durch unterschiedliche Wertevorstellungen der Generationen erschwert. 26 Insofern bergen derartige Eigentumskonstellationen ein beachtliches Konfliktpotential für das Familienunternehmen und gefährden im Extremfall seinen Bestand. 4.3 Unternehmensführung Dem Eigentümer – sei es ein einzelnes Familienmitglied oder auch mehrere Gesellschafter – steht kraft Gesetzes die Entscheidung über die Unternehmensführung zu. Diese wird ungern in die Hände von Familienfremden gelegt: Nur in 5 % der befragten Familienunternehmen existiert eine so genannte Mischgeschäftsführung, d. h. neben Familienmitgliedern sind einer oder mehrere familienfremde Geschäftsführer im Unternehmen tätig. Damit sind – gemessen an der Zahl der Fälle – Familienfremde in der Leitung des Familienunternehmens von geringerer Bedeutung als deren ohnehin schon geringe Beteiligung am Eigenkapital des Unternehmens. Die Befragungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass Fremdmanager tendenziell bei größeren Familienunternehmen tätig sind, was sicherlich auch mit dem finanziellen Spielraum zusammenhängen dürfte. Dabei kann es durchaus zweckmäßig sein, auch in kleinen Familienunternehmen einen Fremdmanager (zeitweise) zu beschäftigen, nämlich dann, wenn der eigene Nachwuchs noch nicht alt genug für die Übernahme der Verantwortung ist. Ausschlaggebend für die Integration eines familienfremden Managers in die Führungsaufgaben sind darüber hinaus oftmals die wachsende Komplexität der Führungsaufgaben – die eine „Professionalisierung der Führung“ 27 erfordert –, familienfremde Miteigner und Anforderungen der Hausbank. 28 Ungeachtet der Chancen, die ein familienfremder Manager mit sich bringen kann, besteht jedoch aufgrund der Besonderheiten der Familienunternehmen auch Konfliktpotenzial: Sobald der Fremdmanager in Familienkonflikte gezogen wird oder sich gar selbst einmischt, ist seine Zeit im Unternehmen in der Regel abgelaufen. 29 In 95 % der befragten hessischen Familienunternehmen ist allerdings kein Familienfremder an der Geschäftsführung beteiligt. Werden ausschließlich diese Unternehmen betrachtet (vgl. Abbildung 9), so befindet sich in 39 % der Fälle die Unternehmensleitung noch in den Händen der Gründergeneration. In den Händen der 2. Generation liegt die Unternehmensführung bei 23 % der Befragten. Diese hessischen 26 Hierauf weist auch einer der befragten hessischen Familienunternehmer hin, wenn er aus eigener Erfahrung konstatiert, dass die 2. Generation eine andere Denkweise habe. Falsche Entscheidungen für die Zukunft und Konflikte mit der 3. Generation seien die Folge. 27 Klein, S. B. (2004), S. 247. 28 Vgl. ausführlicher Klein, S. B. (2000), S. 214ff u. S. 243ff. 29 Vgl. Hennerkes, B.-H. (2004), S. 176f.
HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung – Familienunternehmen haben bereits einen Generationswechsel – zumindest bezogen auf die Unternehmensleitung – erfolgreich vollzogen. In 25 % der Fälle führt mindestens bereits die 3. Generation das Unternehmen, wobei nach oben zumindest theoretisch keine Grenzen gesetzt sind, wie bereits in Kapitel 4.1 aufgezeigt wurde. Schließlich lenkt in 13 % der Familienunternehmen mehr als eine Generation gleichzeitig die Geschicke des Unternehmens. In der Regel handelt es sich hierbei um Unternehmen in einem gleitenden Nachfolgeprozess, so dass Senior (noch) und Junior (schon) geschäftsführend tätig sind. Vereinzelt sind auch „exotische“ Konstellationen anzutreffen, wie z. B. gemeinsame Geschäftsführung von 1. und 3. Generation oder auch drei Generationen in der Geschäftsführung vereint. Im Vergleich zur Beteiligung am Eigenkapital (21 %, vgl. Abbildung 8) sind mehrere Generationen in der Geschäftsführung deutlich seltener (13 %) anzutreffen. Das Interesse sowie die Befähigung über die Unternehmensbeteiligung hinaus eine Funktion in der Führung wahrzunehmen, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Abbildung 9: Alleinige Unternehmensführung nach Generationen 3., 4. oder höhere Generation 25 % Mehrere Generationen 13 % 2. Generation 23 % 1. Generation, Gründer 39 % Quelle: Unternehmensbefragung „Familienunternehmen in Hessen“ der Hessen Agentur, 2006. 1 23
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