Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
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<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2006</strong> – Familienunternehmen<br />
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standort unterscheidet auch Unternehmensgründungen von Unternehmensansiedlungen.<br />
Damit ist keine Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg verbunden. Gründungen<br />
dürften jedoch aufgrund der persönlichen Bindung des Unternehmers eine<br />
deutlich höhere Standortpersistenz aufweisen. Je jünger das Unternehmen ist, desto<br />
weniger besteht die Kopplung von Geburtsort und Unternehmenssitz. So wurden<br />
nur noch 58 % der nach 1980 gegründeten Unternehmen am Geburtsort des Familienunternehmers<br />
gegründet. Es ist also im Zeitablauf eine klare Lockerung im Verhältnis<br />
zwischen Geburtsort und Unternehmenssitz festzustellen35 – und damit eine<br />
geringere Identität mit dem Standort und somit vermutlich auch eine geringere<br />
Standorttreue.<br />
Im Vergleich zum Geburtsort zeigen sich beim Wohnort kaum nennenswerte Abweichungen<br />
je nach Alter, Größe oder Branche des Unternehmens. Nahezu alle<br />
Familienunternehmer (95 %) wohnen auch in der Standortgemeinde oder in der näheren<br />
Umgebung. Lediglich bei den jüngeren Unternehmen ist eine etwas höhere<br />
Bereitschaft für längere Anfahrtswege festzustellen, hier wohnen „nur“ 90 % der Unternehmer<br />
in der Nähe des Unternehmenssitzes.<br />
Das ehrenamtliche Engagement von Unternehmen und Bürgern in und für ihre<br />
Region (z.B. im sozialen oder kulturellen Bereich) gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Privates Sponsoring für soziale Zwecke, für Kultur oder auch für den Sport<br />
wird immer wichtiger, um einerseits eine gewisse „Grundversorgung“ für die Einwohner<br />
„seiner“ Gemeinde zu gewährleisten und um andererseits die Attraktivität<br />
des Unternehmensstandorts zu steigern (z. B. um Mitarbeiter zu gewinnen). Vor<br />
dem Hintergrund des demografischen Wandels, d. h. dem Rückgang der Bevölkerung<br />
mit einem steigenden Anteil älterer Menschen, erlangt dies vor allem in ländlichen<br />
Regionen <strong>Hessen</strong>s Bedeutung.<br />
Die Befragung der hessischen Familienunternehmen verdeutlicht das große Engagement<br />
dieser Unternehmen bzw. der Unternehmer sowohl im Hinblick auf ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten als auch als Sponsor bzw. Mäzen. 52 % sind in ihrer Standortgemeinde<br />
ehrenamtlich engagiert – ein erstaunlich hoher Wert, der im Baugewerbe<br />
mit 62 % nochmals höher liegt. Je älter das Familienunternehmen ist, desto ausgeprägter<br />
ist dieses Engagement – sei es nun in Vereinen, in der Kirchengemeinde,<br />
Parteien, Verbänden, IHK oder Handwerkskammer usw.. Bei den Familienunternehmen,<br />
die sich selbst als solche bezeichnen, ist der Anteil derer, die sich ehren-<br />
35 Es würde den Rahmen des vorliegenden Berichts sprengen, dieses regionalwirtschaftlich interessante Thema ausführlich<br />
zu beleuchten. Zwei mögliche Erklärungen für diese Entwicklung sind: Erstens könnte eine höhere Mobilität bewirken,<br />
dass zum Zeitpunkt der Gründungsentscheidung der Gründer nicht mehr am Geburtsort wohnhaft ist, sondern z. B. am<br />
Ausbildungsort. Der Unternehmenssitz ist dann z. B. der Standort der Hochschule. Zweitens könnte die Standortwahl<br />
bewusster stattfinden – bereits bei der Gründung oder in späteren Phasen der Unternehmensvita (z. B. aufgrund veränderter<br />
Standortfaktoren, schwierigerer wirtschaftlicher Situation).