Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH

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Hessischer Mittelstandsbericht 2006 – Familienunternehmen 26 Abbildung 10: Einzelne Aspekte der Standortbindung Sind wichtige Kunden und / oder Zulieferer in der Region ansässig? Stammen Ihre Mitarbeiter überwiegend aus der Region? Engagiert sich Ihr Unternehmen in der Region als Sponsor / Förderer z.B. im Bereich der Kultur, des Sports o.ä.? Sind Sie in Vereinen, Gremien etc. in der Standortgemeinde (ehrenamtlich) engagiert? Liegt Ihr Wohnort in der Standortgemeinde oder der näheren Umgebung? Liegt Ihr Geburtsort in der Standortgemeinde oder der näheren Umgebung? 52 66 72 78 96 ja nein 95 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: Unternehmensbefragung „Familienunternehmen in Hessen“ der Hessen Agentur, 2006. Der Hessische Mittelstandsbericht 2005 hat gezeigt33 , dass die mittelständischen hessischen Unternehmen im Durchschnitt 39 % ihres Umsatzes im lokalen Bereich erzielen. Insgesamt 68 % des Umsatzes entfallen auf einen Radius bis etwa 100 km um den Unternehmenssitz. Für die Bindung des Unternehmens an den Standort sind diese Kunden- und Lieferantenbeziehungen, die oft über Jahrzehnte hinweg gewachsen sind, von großer Bedeutung. Für 66 % der befragten Familienunternehmen sind wichtige Kunden und bzw. oder Zulieferer in der Region ansässig. Wird nach unterschiedlichen Branchen differenziert, so geben 92 % der Familienunternehmen aus dem Baugewerbe an, dass wichtige Kunden bzw. Zulieferer ihren Sitz in der Region haben, 60 % der Befragten aus der Industrie, 78 % der Handelsunternehmen und 82 % der Familienunternehmen aus dem Dienstleistungsbereich. Wiederum sind es die Familienunternehmen aus dem Baugewerbe, die die stärkste 33 Vgl. Bauer, C. (2005), S. 24ff. 48 34 28 22 4 5
HA Hessen Agentur GmbH – Standortentwicklung – regionale Verflechtung aufweisen, während sich bei der Industrie die oftmals ausgeprägte Auslandsorientierung bemerkbar macht. Von den Familienunternehmen, die sich sehr stark mit dem Standort verwurzelt fühlen, haben gar 90 % wichtige Zulieferer bzw. Kunden in der Region. Dies trifft lediglich auf 40 % der Unternehmen zu, die nur eine lockere oder gar keine Bindung zum Standort aufweisen – und zeigt den Zusammenhang zwischen Absatz- und Beschaffungsverflechtungen auf der einen Seite und Standortbindung auf der anderen Seite auf. Noch deutlicher wird die regionale Verbundenheit der Familienunternehmen anhand der Herkunft ihrer Mitarbeiter. 96 % der befragten Unternehmen geben an, ihre Belegschaft stamme überwiegend aus der Region. Hierbei spielt es keine Rolle, ob das Unternehmen der Industrie, dem Baugewerbe oder dem Dienstleistungsbereich angehört. Diese Präferenz für Mitarbeiter aus dem regionalen Umfeld dürfte zum einen mit über viele Jahre gewachsenen persönlichen Beziehungen und Verflechtungen in Wirtschaft und Gesellschaft zu tun haben – „man kennt sich“, informiert über zu besetzende Stellen und hilft sich gegenseitig. Nicht selten haben Beschäftigte und Familienunternehmer gemeinsam die Schule besucht oder sind Mitglieder im gleichen Sportverein. Zum anderen dürfte die vorwiegend regionale Rekrutierung der Mitarbeiter auch damit zusammenhängen, dass Familienunternehmen in der Regel Ausbildungsbetriebe in ihrer Region sind und sich ihre neuen Mitarbeiter auf diese Weise selbst heranziehen. Von großer Bedeutung für die Verwurzelung ist ebenfalls der Geburtsort des Familienunternehmers. Für 72 % aller Befragten ist der Unternehmensstandort auch der Geburtsort, was naturgemäß eine hohe Identifikation mit dem Standort bewirkt, die auch auf das Unternehmen ausstrahlt. Bei den Unternehmen, die sich explizit als Familienunternehmen verstehen, liegt dieser Wert mit 74 % noch etwas höher, bei den „übrigen“ Familienunternehmen beträgt er hingegen nur 52 %. 34 Von erheblichem Einfluss ist das Alter der Unternehmen: Bei 92 % der hessischen Familienunternehmen, die zwischen 1871-1913 gegründet wurden – also bereits auf mehrere Generationen Unternehmensvita zurückblicken können – ist der Geburtsort des Familienunternehmers zugleich der Sitz seines Unternehmens. Es war früher üblich, in seinem Geburtsort, sei es im eigenen Haus oder im Hinterhof, sein Unternehmen – zumeist aus dem gewerblichen Bereich – zu gründen. Verlief die Geschäftsentwicklung positiv, so dass eine Erweiterung erforderlich wurde, fand früher oder später der Umzug in ein Gewerbegebiet am Gemeinderand statt. Wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, blieben Unternehmer und Unternehmen dem Geburtsort treu. Gerade bei den Unternehmen, die schon lange in Familienbesitz sind, fallen Geburts- und Wohnort sowie Unternehmensstandort zusammen. Dieser enge Zusammenhang zwischen Geburtsort des Familienunternehmers und Unternehmens- 34 Sind familienfremde Manager in der Geschäftsführung tätig, sinkt der Wert auf unter 50 %. Aufgrund einer zu geringen Klassenbesetzung sollte dieses Ergebnis jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. 27
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