Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
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<strong>Hessischer</strong> <strong>Mittelstandsbericht</strong> <strong>2006</strong> – Familienunternehmen<br />
58<br />
Intensität der Auslandsbeziehungen oder auch dem Alter des Unternehmens. Lediglich<br />
sechs der befragten Familienunternehmen vertreten die Ansicht, dass diese<br />
Aussage überhaupt nicht zutrifft. 66 % der Familienunternehmer stimmen hingegen<br />
voll und ganz zu.<br />
Dies bestätigt, dass die Familienunternehmen sehr wohl wissen, dass sie sich den<br />
zunehmend globalen Wettbewerbseinflüssen nicht dauerhaft entziehen können. Diese<br />
äußern sich u. a. in einem verstärkten Kosten- und Anpassungsdruck in den<br />
Märkten. Zunehmend sehen sich auch kleine hessische Familienunternehmen mit<br />
nur lokalem Absatzmarkt diesen Herausforderungen gegenüber – z. B. Bäcker, die<br />
mit „Billigbäckern“ mit vorgefertigten Teigrohlingen aus dem Ausland im Wettbewerb<br />
stehen oder Bauunternehmer, die mit Scheinselbständigen aus den neuen EU-<br />
Mitgliedstaaten konkurrieren müssen. Vor allem die Konkurrenz aus Osteuropa und<br />
Fernost, aber in geringerem Maße auch durch die hiesigen Großunternehmen in<br />
Verbindung mit als ungleich empfundenen Wettbewerbsbedingungen werden von<br />
den Befragten als große, teilweise gar die Existenz bedrohende Probleme angeführt.<br />
Die bei Großunternehmen längst übliche Strategie fortwährender Optimierung der<br />
eigenen Geschäftsprozesse wird zukünftig verstärkt auch in die Familienunternehmen<br />
einziehen. Dies wird manches Unternehmen sehr fordern, wird doch mit Familienunternehmen<br />
eher die Präferenz für das Bekannte, das Bewährte verbunden.<br />
Jedoch eröffnen sich auch neue Marktchancen: So ist z. B. das wachsende Gewicht<br />
individueller und auf die speziellen Kundenanforderungen zugeschnittener Produkte<br />
und Dienstleistungen insbesondere für die Familienunternehmen interessant, da<br />
diese in der Regel „sehr nahe am Kunden“ sind. 89<br />
Die „Familienunternehmen der Zukunft“ werden eine schlagkräftigere Interessenvertretung<br />
/ Lobby benötigen, damit die Politik die Rahmenbedingungen<br />
mehr auf Familienunternehmen und weniger auf Großkonzerne ausrichtet.<br />
Auch diese These trifft mit einem Durchschnittswert von 1,52 auf sehr große Zustimmung<br />
bei den Befragten. Mit zunehmendem Alter des Unternehmens ist die<br />
Identifikation als Familienunternehmen ausgeprägter und eine spezifische Interessenvertretung<br />
wird für wichtiger erachtet. So geben 71 % der Unternehmen, die<br />
bereits zwischen 1871 und 1913 gegründet wurden, „trifft voll und ganz zu“ an. Dies<br />
gilt nur bei 56 % der „frisch“ (zwischen 2000 und <strong>2006</strong>) gegründeten hessischen<br />
Familienunternehmen.<br />
89 Diese Nähe kann sich bei Familienunternehmern auch auf den privaten Bereich erstrecken, wenn bspw. Unternehmer<br />
und Kunde Mitglied im gleichen Sportverein sind.