Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
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<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />
Bestehende Wettbewerbsverzerrungen gegenüber Großunternehmen abzubauen<br />
gehört denn auch zu den immer wiederkehrenden Forderungen der hessischen Familienunternehmen.<br />
So sind alleine im Steuerrecht eine Vielzahl von diskriminierenden<br />
Regelungen enthalten90 – mit der Erbschaftsteuer wurde ein besonderer Problemkreis<br />
bereits thematisiert.<br />
Verständnis in der Politik sowohl auf der Landes-, Bundes- als auch verstärkt auf<br />
der europäischen Ebene für die spezifischen Bedürfnisse der Familienunternehmen<br />
zu wecken, ist jedoch nicht der einzige Punkt. Im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung<br />
stehen zumeist die Großunternehmen. Deshalb ist die Herstellung eines<br />
angemessenen Verhältnisses zwischen volkswirtschaftlicher Bedeutung und öffentlicher<br />
Wahrnehmung der Familienunternehmen ein weiterer Aspekt, den sich zahlreiche<br />
Familienunternehmer in <strong>Hessen</strong> wünschen. Aussagen wie z. B. „Wir schaffen<br />
die Arbeitsplätze“ oder „Wir zahlen unsere Steuern hier und nicht im Ausland“ zielen<br />
in diese Richtung.<br />
Zur Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit gehören ebenfalls die Vermittlung eines positiven<br />
Bildes vom Familienunternehmen und damit auch die Motivation zur Selbständigkeit.<br />
91 Hierbei ist selbstverständlich auch die Initiative der einzelnen Unternehmer<br />
gefragt. Gründungen in jüngerer Vergangenheit zeigen das bestehende Interesse<br />
an einer spezifischen Interessenvertretung. So wurde z. B. 1998 die „Deutsche Gesellschaft<br />
für Familienunternehmen e.V.“ gegründet und im Jahr 2004 die „Stiftung<br />
für Familienunternehmen in Deutschland und Europa“ ins Leben gerufen, die die bereits<br />
seit 1949 bestehende „Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer“ ergänzen.<br />
Die „Familienunternehmen der Zukunft“ werden mehr Sicherheiten bieten und<br />
mehr Geschäftszahlen und -strategien offen legen müssen, um den erhöhten<br />
Anforderungen der Banken für die Kreditgewährung gerecht werden zu können.<br />
Der Bankkredit ist sowohl zur Sicherung der Liquidität als auch zur Wachstumsfinanzierung<br />
für den Großteil der Familienunternehmen in Deutschland traditionell<br />
unverzichtbar. Dies trifft erst recht zu, da kleinere Unternehmen im Allgemeinen<br />
schlechter mit Eigenkapital ausgestattet sind als größere Unternehmen. Besonders<br />
bei kleinen Handelsunternehmen, aber auch im Gastgewerbe ist die Eigenkapital-<br />
90 Vgl. zu einer knappen Übersicht mit erläuternden Beispielen z. B. Crezelius, G. (2005).<br />
91 Hierzu hat ein hessischer Familienunternehmer in einem Gespräch mit dem Verfasser kritisch angemerkt, dass in der<br />
jüngeren Vergangenheit von Seiten der Politik zwar die Selbständigkeit stärker propagiert und auch unterstützt werde, die<br />
Selbständigkeit jedoch zunehmend den Charakter einer „Notlösung“ für Problemgruppen des Arbeitsmarktes bekäme.<br />
Der Unternehmer wünscht sich eine stärkere Betonung der Selbständigkeit als freiwillige Entscheidung aus Überzeugung<br />
und Bekenntnis zum Unternehmertum.<br />
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