Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
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<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />
gegenüber Kapitelgebern gesorgt haben. Auch dürften diesen Unternehmen mit<br />
dem Ausland alternative Finanzierungsquellen zur Verfügung stehen.<br />
Basel II erfordert von Seiten der Familienunternehmen eine deutlich offenere Kommunikationsstrategie<br />
im Verhältnis zu den Banken. Die wirtschaftliche Situation offen<br />
darzulegen, aber auch belastbare Aussagen über die Zukunftsperspektiven des<br />
Unternehmens zu treffen, ist nötig, um den zunehmenden Druck der Banken in<br />
Richtung mehr Transparenz aktiv zu entsprechen. Hierbei handelt es sich durchaus<br />
um „Tabubrüche“ 96 für viele Familienunternehmen – und entsprechend ist ein Umdenken<br />
erforderlich. Hierzu gehört es auch, sich intensiv mit dem Rating und dessen<br />
Kriterien auseinanderzusetzen. 97 Dies ist noch keine Selbstverständlichkeit: Etwa<br />
die Hälfte der in einer Studie98 befragten Unternehmen kannte ihr Rating nicht und<br />
mehr als ein Drittel war über die dem Rating zugrunde liegenden Kriterien nicht informiert.<br />
Je kleiner das Unternehmen, desto größere Informationsdefizite zeigten<br />
sich, was auf Kommunikationsdefizite zwischen Kreditwirtschaft und Mittelstand<br />
hinweist.<br />
Ob das Anliegen eines der befragten hessischen Unternehmer in Erfüllung geht, der<br />
sich „wieder mehr Kreditvergabe mit Augenmaß statt mit reiner Zahlenarithmetik“<br />
wünscht, ist vor dem Hintergrund der Befragungsergebnisse zu bezweifeln. Es darf<br />
allerdings auch nicht vergessen werden, dass die mit Basel II verbundene Transparenz<br />
den Familienunternehmen auch neue Finanzierungsoptionen eröffnet (z. B.<br />
Mezzanine-Finanzierung). 99<br />
Die „Familienunternehmen der Zukunft“ werden kurzfristiger handeln und<br />
denken als bisher.<br />
Familienunternehmen sind nach allgemeiner Ansicht im Vergleich zu anderen Unternehmen<br />
langfristiger orientiert. Dies ergibt sich bereits aus der Erwartung, dass<br />
der Familienunternehmer in der Regel das Unternehmen als Familienunternehmen<br />
erhalten möchte. Unternehmensstrategie und konkrete Einzelentscheidungen werden<br />
an diesem Oberziel ausgerichtet, was sich dann oft in einem vergleichsweise<br />
langsamen, aber dafür stetigen Wachstum äußert. Auch sind in der Regel erhebliche<br />
Teile des Familienvermögens im Unternehmen investiert100 – ein weiterer we-<br />
96 Vgl. Wimmer, R., Domayer, E., Oswald, M. u. Vater, G. (2005), S. 167.<br />
97 So nennt Albach sogar unter der Überschrift „Bedingungen für das Überleben von Familienunternehmen“ als einen von<br />
zehn Punkten: „Das Unternehmen stellt sich der Diskussion mit den Finanzanalysten und Rating-<strong>Agentur</strong>en.“ Vgl. Albach,<br />
H. (2002), S. 172.<br />
98 Vgl. KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2005), S. 66.<br />
99 Vgl. ausführlich zur Mezzanine-Finanzierung sowie zu weiteren Finanzierungsformen speziell vor dem Hintergrund mittelständischer<br />
Unternehmen Spahn, P.B. u. van den Busch, U. (2002), S. 206ff. Vgl. zur Finanzplatzstruktur und Kapitalausstattung<br />
mittelständischer Unternehmen Harsche, J. u. van den Busch, U. (<strong>2006</strong>), S. 194ff.<br />
100 In Personengesellschaften haftet der Familienunternehmer grundsätzlich mit seinem gesamten Vermögen (einschl. Privatvermögen).<br />
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