Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
Hessischer Mittelstandsbericht 2006 - HA Hessen Agentur GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>HA</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>GmbH</strong> – Standortentwicklung –<br />
Eine professionelle Begleitung (des Nachfolgeprozesses) durch Beratung sehen<br />
lediglich 31 % der hessischen Familienunternehmen als sehr wichtig und weitere<br />
48 % als wichtig an. 21 % stufen eine derartige begleitende Beratung als eher unwichtig<br />
ein und haben möglicherweise auch Vorbehalte gegen Bindungen in diesem<br />
sensiblen und oftmals interdisziplinäre Beratungsleistungen erfordernden Bereich. 69<br />
Nicht umsonst wird Familienunternehmen eine gewisse „Beratungsresistenz“ nachgesagt,<br />
da sie davon ausgehen, dass auch unternehmerische Fragen innerhalb der<br />
Familie gelöst werden sollten. 70 Von Fall zu Fall werden Steuerberater und Rechtsanwälte<br />
konsultiert. Übergabeberatungen werden daher in <strong>Hessen</strong> von der Landesregierung<br />
im Rahmen der Beratungsförderung unterstützt.<br />
Die Vorbereitung des Vorgängers auf seinen neuen Lebensabschnitt schließlich<br />
wird als vergleichsweise wenig relevant wahrgenommen. Nur 30 % sehen die<br />
Vorbereitung des Vorgängers auf den Rückzug aus dem Berufsleben als sehr wichtig<br />
und weitere 47 % immerhin als wichtig an. Für die übrigen Befragten sind derartige<br />
Überlegungen, welche das „Loslassen“ erleichtern bzw. die Gefahr einer fortwährenden<br />
Einmischung des Vorgängers in die Aktivitäten seines Nachfolgers zu<br />
reduzieren vermögen, weniger wichtig und werden als persönliche, private Frage<br />
erachtet. Denkbar ist es, dass der eine oder andere hessische Unternehmer die Bedeutung<br />
dieser auch psychologischen Komponente für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe<br />
unterschätzt. Die Abgabe von Verantwortung fällt den meisten Unternehmern<br />
schwer. 71 Auf diese Gefahr wird immer wieder hingewiesen – sei es in<br />
Informationsschriften oder Fachliteratur speziell zur Unternehmensnachfolge oder<br />
auch in umfassenderen Darstellungen zu Familienunternehmen. 72 Beispiele verdeutlichen<br />
anschaulich, welch negative Folgen es haben kann, wenn der Senior in<br />
Ermangelung einer Lebensperspektive über sein Berufsleben hinaus die notwendige<br />
Übergabe immer wieder hinausschiebt oder sich nach erfolgter Übergabe fortwährend<br />
noch in das Unternehmen einmischt. Hennerkes bringt diese Problematik auf<br />
den Punkt, wenn er formuliert: „Auf jeden Lebensabschnitt war man vorbereitet –<br />
nur nicht auf das Ende der Berufsausübung.“ 73 Die rechtzeitige private Lebensplanung<br />
für die Zeit nach der Übergabe ist bei ihm sogar Bestandteil seiner „Zehn goldene[n]<br />
Regeln zur Nachfolge“. 74<br />
69 Vgl. Wagner, R. M. (2003), S. 61.<br />
70 So das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) in seinen „10 Wittener Thesen zu Familienunternehmen“. Vgl.<br />
www.uni-wh.de/wifu.<br />
71 Vgl. hierzu auch: Hus, C. (<strong>2006</strong>), S. A4. Auch ein hessischer Nachfolger bestätigt aus eigener Erfahrung, dass „die abgebende<br />
Generation nicht gehen will“.<br />
72 Vgl. z. B. Huber, H.G. u. Sterr-Kölln, H. (<strong>2006</strong>), S. 178ff. oder Knürr, H. (2004): S. 54f. oder auch Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit (Hrsg.), S. 29f.<br />
73 Hennerkes, B.-H. (2004), S. 128.<br />
74 Vgl. ebenda S. 131.<br />
45