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Credit Suisse bulletin, 1999/04

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ZEIT<br />

wird meistens vor allem für eines verwendet:<br />

um noch mehr in den Tag hineinzustopfen.<br />

So verstanden, wird Zeitmanagement<br />

nicht zur Lösung, sondern zu<br />

einem Teil der Zeitnot.<br />

Diese Falle nehmen auch die Zeitberater<br />

selber wahr. «Viele wollen einfach wissen,<br />

wie sie alle möglichen Aufgaben unter<br />

einen Hut bringen können», sagt Bruno<br />

Schnarwiler, Management-Berater der<br />

CREDIT SUISSE. So bleibe man ständig<br />

an der Oberfläche des Zeitproblems. Die<br />

Arbeitsweise habe aber vielmehr mit persönlichen<br />

Werten, Verhaltensmustern und<br />

inneren Programmen zu tun. Jeder Mensch<br />

habe verschiedene Rollen: als Partner,<br />

Mutter, Vorgesetzter, Fachfrau usw. Aus<br />

jedem Bereich kommen ständig neue Anforderungen,<br />

für jeden Bereich braucht es<br />

Zeit. Zielkonflikte und Dilemmas sind programmiert.<br />

Schnarwiler misstraut daher<br />

allzu einfachen Rezepten. «Zeitmanagement<br />

kann nur ein Hilfsmittel sein», betont<br />

er. Wer seine Zeit besser in den Griff<br />

bekommen will, braucht zuerst eine Selbstanalyse:<br />

«Was ist mir wichtig ? Wie viel<br />

ist mir Karriere Wert ? Warum ? Weshalb<br />

gelingt mir dies oder jenes schlechter oder<br />

besser ?» Erst auf dieser Basis könne<br />

dann über Zeitmanagement weiter entschieden<br />

werden, sagt Schnarwiler.<br />

Erfolg dank Eigenverantwortung<br />

«Die meisten Menschen stellen sich diese<br />

Fragen kaum», so Bruno Schnarwilers Erfahrung.<br />

Sie klagen ständig über Zeitdruck<br />

und Überlastung. Doch auch die<br />

Erkenntnis, etwas ändern zu müssen, ist<br />

noch lange kein Garant für eine anhaltende<br />

Veränderung. Die Bereitschaft, an sich<br />

zu arbeiten, ist zwar eine Voraussetzung<br />

für den Erfolg, aber sie genügt nicht.<br />

Warum schiebe ich Entscheide immer<br />

vor mich hin, wieso glaube ich nichts<br />

delegieren zu können, warum gelingt es<br />

mir nie, auf Termin mit einer Arbeit fertig<br />

zu werden ? «Tief verwurzelte Verhaltensmuster<br />

und meistens unbewusste Selbstkonzepte<br />

lassen sich nicht von einem Tag<br />

auf den andern ändern», betont Schnarwiler.<br />

Oft empfiehlt der Management-<br />

Berater darum Lernpartnerschaften mit<br />

Kollegen oder auch die Unterstützung<br />

durch einen Therapeuten.<br />

Die Mühe lohnt sich. «Denn das Ziel<br />

eines Zeitmanagements ist mehr Eigenverantwortung<br />

und Selbstbestimmung»,<br />

sagt Schnarwiler. Daraus schöpfe man<br />

eine bessere Leistungsfähigkeit und mehr<br />

Lebensqualität. Das sind grosse Ziele.<br />

Nur in Buchdeckel-Texten und in Workshop-Einladungen<br />

wird versprochen, es<br />

sei alles eine Frage von gutem Willen und<br />

einigen Tricks. Erfahrene Management-<br />

Berater wie Bruno Schnarwiler sehen<br />

es realistischer: «Es ist eine lebenslange<br />

Aufgabe.»<br />

SCHNELLKURS FÜR ZEITGESCHÄDIGTE<br />

Hier ein paar Ratschläge, frei nach dem Motto: «Was Sie schon längst<br />

wissen, aber noch immer nicht tun»:<br />

Tun Sies sofort. Oberstes Gebot eines erfolgreichen Zeitmanagements.<br />

Schieben Sie nichts auf die lange Bank ! Nichts verschlingt so viel Zeit wie<br />

das ständige Hinausschieben von Aufgaben. Und was belastet einen mehr<br />

als der Gedanke an all diese unerledigten Aufgaben ? Machen Sie sich zur<br />

Gewohnheit, Dinge sofort zu erledigen.<br />

Tun Sies später sofort. Selbstverständlich können und sollten Sie nicht<br />

alles sofort tun. Die Projektskizze, die einen halben Tag beansprucht, oder<br />

die Besprechung mit dem Mitarbeiter, die Sie noch vorbereiten müssen –<br />

das braucht alles seine Zeit. Aber: Entscheiden Sie sofort, wann Sie etwas<br />

tun werden ! Tragen Sie es ein, machen Sie eine Notiz und legen Sie es auf<br />

die Seite !<br />

Tun Sie alles nur einmal. Wenn Sie eine Aufgabe anpacken, bringen Sie sie<br />

zu Ende. Es braucht keine wissenschaftlichen Studien, um zu wissen, dass<br />

das ständige Wiederaufnehmen einer Arbeit Energie und Zeit verschleisst.<br />

Planen Sie schriftlich. Man sollte nicht ständig an die Aufgaben denken,<br />

die man noch zu erledigen hat. Wer schriftlich plant, entlastet das<br />

Gedächtnis. Die tägliche Planung verhilft auch zur besseren Übersicht und<br />

ermöglicht die Kontrolle. Wobei gilt: Planen Sie realistisch, sorgen Sie für<br />

Pufferzeiten – wenn Sie können.<br />

Sagen Sie nein. Die wirksamste Art, seine Zeit in den Griff zu bekommen.<br />

Entledigen Sie sich aller Aufgaben, die Sie eigentlich nicht tun müssen<br />

oder wollen – leicht gesagt.<br />

Bleiben Sie cool. Es kommt oft anders, als man denkt. Denken Sie an die<br />

alte Managerweisheit: Je genauer man plant, umso härter trifft einen der<br />

Zufall.<br />

24<br />

CREDIT SUISSE BULLETIN 4 |<strong>99</strong>

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