bull_99_04
Credit Suisse bulletin, 1999/04
Credit Suisse bulletin, 1999/04
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ELECTRONIC COMMERCE:<br />
VOR DER REVOLUTION GEHTS<br />
ANS NÜSSEKNACKEN<br />
Warum spielt das Internet für Investoren,<br />
Regierungen, die Öffentlichkeit, die OECD<br />
oder WTO eine immer wichtigere Rolle ?<br />
Das mächtigste Electronic-Commerce-<br />
Instrument – das Internet – vereint alle<br />
Eigenschaften, um eine interaktive, von<br />
Zeit und Ort unabhängige, von multimedialen<br />
Effekten begleitete und extrem<br />
günstige kommerzielle Transaktion durchzuführen<br />
(siehe Tabelle rechts). Das Internet<br />
hat das Potenzial, die Arbeitsteilung<br />
wieder neu zu definieren, weil die Kosten<br />
und die Dauer einer Transaktion auf die<br />
eines elektrischen Impulses zusammenschrumpfen.<br />
Und die Wirtschaft tendiert<br />
erwiesenermassen dahin, den billigsten<br />
Transaktionsmechanismus zu bevorzugen.<br />
In welchem Ausmass Electronic Commerce<br />
die globale Arbeitsteilung revolutionieren<br />
wird, ist heute nicht abzuschätzen.<br />
Hingegen kann erklärt werden, inwiefern<br />
sich die Ausweitung von Electronic Commerce<br />
auf einige Variablen der Weltwirtschaft<br />
auszuwirken beginnt. Erstens führt<br />
Electronic Commerce dazu, dass Kunden<br />
ihre Zwischenhändler und Vermittler umgehen;<br />
bestehende Wertschöpfungsketten<br />
werden somit verkürzt. Zweitens<br />
erlaubt das Internet, klassische Markteintrittsbarrieren<br />
zu überwinden. So können<br />
kleine und mittlere Unternehmen in die<br />
Märkte der Grossunternehmen eindringen.<br />
Das führt zu härterem Wettbewerb,<br />
neuen Marktstrukturen und neuen Geschäftsmodellen<br />
(virtuelle Unternehmen).<br />
Beide Auswirkungen sind Folge der tiefen<br />
DIE MEISTEN KMU HABEN DEN<br />
CYBERSPACE NOCH NICHT EROBERT<br />
Quelle: Institut für Wirtschaftsinformatik Universität Bern; «Task Force KMU» des Bundes<br />
Internet ist geplant<br />
14%<br />
Setzen Internet ein<br />
Kein Internet-Einsatz<br />
56%<br />
VON CARMELO GEMELLI,<br />
ECONOMIC RESEARCH<br />
Transaktionskosten. Diese tieferen Transaktionskosten<br />
und die Verkürzung der<br />
Wertschöpfungsketten führen per Saldo<br />
zur Erhöhung der Effizienz und Produktivität<br />
in der gesamten Weltwirtschaft.<br />
Diese Entwicklungen sind schon seit<br />
einigen Jahren in den Unternehmen zu<br />
beobachten, wo der Einsatz moderner<br />
Technologien einen wachsenden Teil der<br />
traditionellen Geschäftstätigkeit verändert<br />
hat. Gleichzeitig bringt eine neue Industrie<br />
neue Geschäftsmöglichkeiten, welche bereits<br />
heute in den USA die Umsatzstärke<br />
klassischer Branchen wie Energie (223<br />
Milliarden USD), Telekommunikation (270<br />
Milliarden USD) oder Automobil (350 Milliarden<br />
USD) erreicht.<br />
Erdrutsch im Detailhandel<br />
Neuste Schätzungen besagen, dass die<br />
Internet-Industrie in den USA 1<strong>99</strong>8 einen<br />
Umsatz von 301 Milliarden Dollar generierte<br />
und 1,2 Millionen Arbeitskräfte beschäftigte.<br />
Schätzungen der OECD (vgl.<br />
Tabelle rechts) zeigen gar, dass im Zeitraum<br />
von fünf Jahren der Anteil des Electronic<br />
Commerce am Detailhandelsumsatz<br />
der sieben wichtigsten OECD-Länder auf<br />
15 Prozent ansteigen wird.<br />
Hinweise, inwiefern Schweizer Unternehmen<br />
auf die Herausforderungen vorbereitet<br />
sind, beantwortet eine von der<br />
«Task Force KMU» des Bundes in Auftrag<br />
gegebene Umfrage. Einsatz und Nutzung<br />
wurden bei 2016 kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) eruiert. Zum heutigen<br />
Zeitpunkt nutzen 56 Prozent der Firmen<br />
das Internet noch nicht, während der<br />
verbleibende Anteil der Unternehmen das<br />
Internet bereits nutzt bzw. eine Nutzung<br />
plant (siehe Grafik links). Eine von acht<br />
30%<br />
56<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 4 |<strong>99</strong>