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Chip Magazin Sonderheft WLAN Handbuch 2018

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SCHNELLES NETZ | ax-<strong>WLAN</strong><br />

ax-<strong>WLAN</strong>löst<br />

Funk-Bremsen<br />

Schneller als bisher wirdes, das ist klar.Der neue <strong>WLAN</strong>-<br />

Standard802.11ax setzt aber noch einen Schwerpunkt: Er<br />

nutzt LTE-Technik, um mehr Geräte zu versorgen<br />

VON JÖRG GEIGER<br />

Alte<strong>WLAN</strong>-Gerätekönnen aber nicht alle<br />

neuen ax-Funktionen nutzen. In dessen<br />

Paket-Header sind deshalb zwei Bereiche<br />

vorgesehen: Ein Legacy-Teil für die Kompatibilität<br />

mit bestehenden Standards<br />

und einer für High Efficiency. Dass ein<br />

einzigerBuchstabe viel ausmachen kann,<br />

zeigtvor allem dasneue Modulationsverfahren,<br />

das nur ax-Clients verstehen. Zusätzlich<br />

zum bestehenden OFDM (Orthogonal<br />

Frequency-Division Multiplexing)<br />

beherrscht das neue ax-<strong>WLAN</strong> OFDMA<br />

(Orthogonal Frequency-Division Multiple<br />

Access). Das haben die Entwickler von<br />

LTEübernommen. OFDMA ist dann erforderlich,<br />

wenn die Zahl der gleichzeitigen<br />

Nutzer sehr hoch und beim Standardbetrieb<br />

die Mehrheit der Clients mit<br />

Warten beschäftigt ist. Die üblichen Kanäle<br />

von 20, 40, 80und 160 MHz werden<br />

dazu inviele kleine Subcarrier unterteilt,<br />

die dann festen <strong>WLAN</strong>-Clients zugewiesen<br />

werden. Die kleinen Subcarrier-Bündel<br />

(Resource Units) werden dabei dynamisch<br />

aufdie vorhandenen<strong>WLAN</strong>-Geräte<br />

aufgeteilt, und zwar immer alle. ImVergleich<br />

zu OFDM reduziert OFDMA den<br />

Overhead an Steuerungsdaten, was besonders<br />

bei kleinen Datenpaketen wie<br />

Messenger-Nachrichten viel ausmacht.<br />

Seit 2013 tüftelt eine Arbeitsgruppe<br />

am <strong>WLAN</strong> der Zukunft. Der Nachfolger<br />

der beiden aktuellen Standards<br />

802.11n (2,4 GHz) und 802.11ac (5<br />

GHz) wird 802.11ax heißen. Bis erste ax-<br />

Geräte auf den Markt kommen, wird es<br />

zwar noch ein bisschen dauern, aber<br />

große Tech-Firmen wie Qualcomm oder<br />

Quantenna liefern schon Test-Equipment<br />

für das <strong>WLAN</strong> von morgen aus. Ein ax-<br />

Router wird wahrscheinlich erst 2019 in<br />

unsere Wohnungen einziehen. Aber die<br />

Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auf der<br />

Packung dieses Routers „10 GBit-<strong>WLAN</strong>“<br />

oder Ähnliches stehen wird.<br />

Theoretisch stimmt das sogar, denn<br />

ein ax-Router kann acht Datenströme<br />

gleichzeitig aussenden, von denen jeder<br />

maximal 1.200 MBit/s schafft. Das ergibt<br />

summa summarum 9.600 MBit/s, und<br />

wenn man nicht kleinlich ist, kann man<br />

von 10GBit/s reden. Den um 27 Prozent<br />

höheren Datendurchsatz im Vergleich<br />

zumVorgänger ac holt sich dasax-<strong>WLAN</strong><br />

durch Tuning an der Modulation: Bisher<br />

konnte im <strong>WLAN</strong> eine 8-Bit-Modulation<br />

mit 256 Symbolen (256-QAM, Quadratur-<br />

Amplituden-Modulation) genutztwerden.<br />

802.11ax beherrscht nun 10Bit und damit<br />

1024-QAM. Einen damit machbaren großen<br />

Speed-Boost haben die Entwickler<br />

von 802.11ax jedoch gar nicht im Sinn,<br />

zumindest nichtbei der maximal erreichbarenDatenrate.<br />

Gegen die <strong>WLAN</strong>-Überfüllung<br />

Der neue Standard ist zwar noch nicht<br />

finalisiert, aber in den entsprechenden<br />

Arbeitsgruppen nennt man ihn heute<br />

schon High-Efficiency-Wireless. Der Effizienzgedanke<br />

dahinter: ax-<strong>WLAN</strong> soll<br />

nicht nur mehr Nutzer versorgen als die<br />

Vorgänger, sondern diese auch schneller<br />

bedienen, und das vor allem, wenn andere<br />

Nutzer schon viel Bandbreite abknapsen.<br />

Höhere Effizienz bedeutet hier konkret:<br />

Wenn es eng wird im<strong>WLAN</strong>, sollen<br />

ax-Router den durchschnittlichen Funknetz-Nutzer<br />

viermal schneller beliefern.<br />

Das spiegelt die schon<br />

jetzt erlebte Praxis wieder,<br />

denn die Zahl der <strong>WLAN</strong>fähigen<br />

Geräte in einem<br />

durchschnittlichen Haushalt<br />

steigt ständig. Die<br />

Überfüllung hat mit der<br />

Einführung von 802.11ac<br />

und der Nutzung des 5-GHz-Frequenzbandes<br />

nur eine kurze Verschnaufpause<br />

eingelegt, nachdem das 2,4-GHz-Band bis<br />

dahin hoffnungslos überfrachtet war.<br />

802.11ax funkt in beiden Frequenzbändern<br />

und kann mit bestehenden <strong>WLAN</strong>-<br />

Clients umgehen. Abwärtskompatibel ist<br />

ax bis zum 1999 eingeführten 802.11b.<br />

Kompatibilitätsprobleme mit Ihrem bestehenden<br />

<strong>WLAN</strong>-Gerätepark sollten also<br />

dieabsoluteAusnahme bilden.<br />

LTE-Technik übernommen<br />

Mehr MU-MIMO<br />

im Upload<br />

behebt den Flaschenhals<br />

in aktuellen Heimnetzen,<br />

die mit ac-<strong>WLAN</strong> funken<br />

Multi-User-MIMO im Uplink<br />

Das Warten auf freie Kanäle hat der Vorgänger<br />

802.11ac durch Multi-User-MIMO<br />

(Multiple Input Multiple Output) verkürzt.<br />

Bis zu acht <strong>WLAN</strong>-Geräte kann<br />

eine Basisstation nach 802.11ac Wave 2<br />

gleichzeitig versorgen (8x8), aber das<br />

klappt bisher nur im Downstream.<br />

Dagegen integriert ax-<br />

<strong>WLAN</strong> das Multi-User-<br />

MIMO vollständig inden<br />

Upstream, sodass bis zu<br />

acht Geräte gleichzeitig<br />

Daten andie Basisstation<br />

senden können. Ein netter<br />

Nebeneffekt: Den Upload-<br />

Boost spüren selbst ältere ac-Geräte, weil<br />

sie nicht so lange warten müssen.<br />

Möglichst schnelle Uploadssind für Live-<br />

Streaming oder Video-Sharing nötig. Für<br />

das gleichzeitige Senden und Empfangen<br />

mit mehreren Geräten bedient sich ax-<br />

<strong>WLAN</strong> der bekannten Beamforming-<br />

Technik, bei der jedes <strong>WLAN</strong>-Gerät mit<br />

einer Art Fingerabdruck identifiziert<br />

wird. Dieser ergibt sich aus der räumlichen<br />

Anordnung der Antennen. Gleichzeitig<br />

optimiert ax an anderen Stellen<br />

und unterteilt das Frequenzspektrum feiner<br />

auf mehrere Subcarrier. Die Symbollänge<br />

wird von 4(AC) auf 16 Mikrosekunden<br />

gestreckt.Zieldieser Maßnahmen ist<br />

eine robustere Übertragung bis anden<br />

Rand der Funkzelle.<br />

Ein neuer Scheduler sorgt dafür,dass<br />

Basisstation und Geräte die Nutzung des<br />

stärkeren Upstreams vernünftig aushandeln.<br />

Das Sagen hat dabei die Basisstation,<br />

die analle <strong>WLAN</strong>-Geräte einen sogenannten<br />

Trigger-Frame sendet. Dieser<br />

Frame legt fest, welche Streams ein Gerät<br />

wann für den Uplink nutzen darf. Auch<br />

wenn es nurkurze Wartezeiten sind, können<br />

Geräte bis dahin in einen Tiefschlaf<br />

fallen und so Strom sparen.<br />

24 <strong>2018</strong> | <strong>WLAN</strong>-<strong>Handbuch</strong>

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